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Der dunkle Herzog

Der dunkle Herzog

Titel: Der dunkle Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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herumgeführt. Warum haben Sie sie geschickt?«
    Joanna knickste wieder, als könne sie nicht anders. »Weil ich wusste, sie würden Sie zu ihm bringen. Und ich hatte Recht – Sie haben ihn jetzt geheiratet, und er sieht viel fröhlicher aus als früher, nicht wahr? Was dieses Augenzwinkern angeht, Euer Gnaden, es hat nichts zu bedeuten. Er tut das, weil er ein freundlicher Mann ist. Es ist eine Art Zeichen, ein Spaß zwischen uns, wirklich.«
    »Ein Spaß.« Dies war das erste Mal, solange Eleanor denken konnte, dass jemand Hart einen freundlichen Mann genannt hatte. »Hat es mit den Fotografien zu tun?«
    Hatte Hart Joanna aufgetragen, sie zu schicken? Es würde ihm ähnlich sehen, Eleanor mit den Aufnahmen zu verwirren und neugierig zu machen und gleichzeitig so zu tun, als seien sie ihm egal. Falls es so war, würde Hart MacKenzie eine gute Erklärung parat haben müssen.
    »Nein, nein«, sagte Joanna. »Das sind zwei ganz verschiedene Dinge. Wenn Sie mir zuhören mögen, Euer Gnaden, werde ich es Ihnen erklären.«
    Eleanor nickte und zügelte ihre Ungeduld. »Ja, natürlich. Bitte.«
    »Schieben Sie meine Direktheit darauf, wie ich aufgewachsen bin, Euer Gnaden. Ich bin in London groß geworden, im Osten, nahe den Docks von St. Katherine’s. Das war in Ordnung so, aber mein Vater war ein Rüpel und ein Tagedieb, und meine Mutter hat auch nichts zustande gebracht, also waren wir arm wie die Kirchenmäuse. Ich hab mir immer gesagt, ich würde es anders machen und lernen, wie man sich benimmt und Hausmädchen werden in einem Haushalt in Mayfair, vielleicht sogar Zofe. Nun, ich wusste nichts darüber, wie man das lernt, und ich hatte auch keine Empfehlung. Ich war sehr unerfahren. Aber ich hab mein Bestes gegeben, und ich bin losgegangen und hab auf ein Stellenangebot geantwortet. Der Name der Lady, die mich eingestellt hat, war Mrs Palmer.«
    »Ach du meine Güte.« Eleanor glaubte zu ahnen, was kommen würde. »Sie haben nicht gemerkt, dass sie eine Bordellwirtin war?«
    »Nein. Da, wo ich herkomme, waren gefallene Mädchen nichts Ungewöhnliches. Sie flanierten die Straßen entlang und so, und was für Ausdrücke die hatten! Aber Mrs Palmer hat leise gesprochen, und ihr Haus war groß und voll teurer Sachen. Damals wusste ich nicht, dass Huren so vornehm sein können, und ich dachte, ich hätte das große Los gezogen. Aber das hat sich gegeben, als sie mich mit nach oben genommen hat, wo sie und die anderen Ladys in einem Schlafzimmer waren. Die Sachen, die sie mir erzählt haben, was sie von mir wollten, was ich tun sollte, würden Sie in Ohnmacht fallen lassen, Euer Gnaden. Ich mag ja ziemlich ruppig aufgewachsen sein, aber man hat mir zumindest den Unterschied zwischen Gut und Böse beigebracht. Deshalb sagte ich, ich würde das nicht tun, ganz egal, wie sehr sie mich auch schlagen würden, und dann hat Ma Palmer mich gepackt und in ein Zimmer eingesperrt.«
    Eleanor ballte die Fäuste. Das Mitleid, das sie einst für Mrs Palmer empfunden hatte, war weniger geworden, nachdem sie erfahren hatte, was diese Frau Beth angetan hatte. Jetzt schwand es noch weiter. »Das tut mir leid. Erzählen Sie weiter.«
    »Nun, Ma Palmer ließ mich später an dem Abend wieder aus dem Zimmer. Sie sagte, dass sie mich zurechtmachen müsste, weil der Herr des Hauses kommen würde. Ich dachte, sie meint ihren Ehemann, und ich konnte mir nicht vorstellen, welche Sorte Mann jemanden wie sie heiratet. Da stand ich dann also, gewaschen und gekämmt, in einem brandneuen Kleid und mit Häubchen, und mir wurde gesagt, dass ich den Tee ins Wohnzimmer bringen solle. Nun, das klang nicht schlecht und vielleicht würde Mrs Palmer sich zusammenreißen, wenn ihr Mann dabei war. Die Köchin hatte das Teetablett gerichtet, und ich habe dafür gesorgt, dass alles hübsch aussah und habe es ins Wohnzimmer getragen. Und da war dann er.«
    Eleanor musste nicht fragen, wer mit er gemeint war. Hart MacKenzie – verwirrend attraktiv, arrogant, unwiderstehlich.
    »Er war der schönste Herr, den ich je gesehen hatte, und offensichtlich war er sehr, sehr reich. Ich stand in der Tür und starrte ihn wie eine Närrin mit offenem Mund an. Er hat mich angesehen, als könne er in mich hineinsehen, und Herren wie er nehmen sonst nicht mal Notiz von Dienstboten. Zumindest hatte man mir das so gesagt. Ich sollte unsichtbar sein, aber er hat mich lange angesehen. Dann hat er sich auf das Sofa gesetzt, und Mrs Palmer hat sich neben ihn gesetzt, und sie hat

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