Der dunkle Herzog
selbst bestrafen wollen, aber sein Vater war ihm zuvorgekommen und hatte Mac fast bewusstlos geprügelt. Hart hatte ihn aufgehalten und später an seines Bruders statt die Prügel auf sich genommen.
Eleanors Lächeln vertrieb die dunkle Wolke der Erinnerung. Gott sei Dank gelang ihr das immer.
»Ich meinte damit, dass wir an dem Abend Walzer getanzt haben, an dem wir uns sozusagen offiziell begegnet sind«, sagte sie jetzt.
»Du hast dein Haar in Locken getragen.« Hart zog sie näher zu sich heran, der Abstand zwischen ihren Körpern schwand. »Ich sah dich bei den älteren Ladys sitzen, und du hast so sittsam und respektabel ausgesehen, und ich begehrte dich so sehr.«
Hart spürte das leichte Beugen ihrer Taille unter seiner Hand. Eine zarte Röte stieg ihr in die Wangen. Nichts hatte sich geändert. Hart begehrte sie noch immer.
Eleanor lächelte, wie sie an jenem Abend gelächelt hatte, der schon so lange Zeit zurücklag, unerschrocken und ihn ermutigend. »Und dann hast du überhaupt nichts Schamloses getan. Ich muss gestehen, dass ich enttäuscht war.«
»Das liegt daran, dass ich meiner Schamlosigkeit nur im Privaten freien Lauf lasse. Wie ich es auf der Terrasse getan habe, und dann im Bootshaus und im Sommerhaus.«
Eleanors Wangen färbten sich dunkler. »Gott sei Dank sind wir hier in der Öffentlichkeit.«
Hart blieb stehen. Paare stießen fast mit ihnen zusammen, tanzten aber weiter, ohne etwas zu sagen. Hart MacKenzie war der exzentrische Duke of Kilmorgan, sie waren seine Gäste, und alles, was er in seinem Haus tat, musste toleriert werden.
Hart führte Eleanor rasch von der Tanzfläche. »Ich nehme das als Herausforderung«, sagte er, als sie eine ruhigere Ecke erreichten. »Triff mich in zehn Minuten auf der Terrasse.«
Eleanor, wie sie nun einmal war, öffnete den Mund, um zu fragen warum, aber Hart verbeugte sich förmlich vor ihr und ging davon.
Zehn unerträglich lange Minuten später ging Hart einen der für das Personal bestimmten Korridore entlang, wobei er einen Diener und ein Hausmädchen aufschreckte, die sich ebenfalls einen ungestörten Moment gestohlen hatten, verließ ihn durch eine Seitentür und betrat die Terrasse.
Es war niemand da. Hart blieb stehen, sein Atem hing in der Luft. Kälte und Enttäuschung trafen ihn wie ein Schlag.
»Hart?«
Ein Flüstern kam aus dem Schatten, ehe Eleanor hinter einer Säule hervortrat. »Wenn du ein geheimes Treffen willst, hättest du dann nicht einen Salon dafür wählen können? Es ist verdammt kalt hier draußen.«
Die Erleichterung, die ihn durchströmte, drohte ihn zu überwältigen. Hart zog Eleanor an sich, gab ihr einen raschen, heftigen Kuss und zog sie dann mit sich. Sie liefen die Stufen hinunter, die von der Terrasse zum Garten führten, um die Ecke des Hauses und durch ein Tor, das zu einer Treppe führte. Sie liefen sie hinunter und gelangten durch einen Nebeneingang ins Haus und betraten einen langen, weiß gestrichenen Flur. Er war menschenleer, da alles Personal mit den mehr als dreihundert Gästen im Saal oben im Haus alle Hände voll zu tun hatte.
Hart zog Eleanor durch eine Tür in eine warme Waschküche. Es gab kein Licht in diesem Raum, aber durch dessen zum Gang liegendes Fenster fiel der Schein der Gaslampen herein, die den Flur beleuchteten.
Ein riesiges Becken stand an einer der Wände, darüber befanden sich die Wasserhähne, um heißes Wasser aus dem Boiler auf der anderen Seite der Wand einzufüllen. Bügelbretter standen zusammengeklappt in der Ecke, und Bügeleisen warteten geduldig auf Regalen, um auf dem kleinen Ofen erhitzt zu werden. Auf einem langen Tisch lag saubere, zusammengefaltete Wäsche, schneeweißes Leinen, das nur noch nach oben in die Schlafzimmer gebracht werden musste.
Hart schloss die Tür, und feuchte Wärme hüllte sie ein. Er legte die Hände auf Eleanors nackte Schultern, und ihm gefiel nicht, wie kalt sie sich anfühlten.
Das Gespräch mit Neely hatte einen schlechten Geschmack in seinem Mund hinterlassen. Hart war sich darüber im Klaren gewesen, dass die Leute glaubten, dass er wie Neely war: ein Freund fragwürdiger Liebespraktiken auf Kosten anderer. Hart hatte sich nie zuvor darum geschert, was man von ihm dachte. Warum Neelys eher abstoßender Eifer ihm heute Abend zu schaffen machte, wusste er nicht.
Doch, er wusste es. Er wollte nicht, dass Eleanor ihn für einen Mann wie Neely hielt.
»Worüber möchtest du denn im Privaten mit mir reden?«, fragte Eleanor. »Darf
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