Der dunkle Herzog
in High Holborn gehen.«
Sie warf ihm einen ärgerlichen Blick zu, der ihm sagte, dass er richtig vermutet hatte. »Sei vernünftig, Hart. Ich bin noch nicht damit fertig, das Haus zu durchsuchen, weil du mich von dort weggeschleppt hast, wie du dich erinnern wirst – mit Gewalt. Ich erwarte nicht, dort auf die Fotografien zu stoßen, aber es könnte sich ein Hinweis darauf finden, in wessen Hände sie geraten sein könnten. Wenn du dir Sorgen um meine Sicherheit machst, werde ich mich von einem deiner ehemaligen Preisboxer begleiten lassen.«
Harts Ungeduld steigerte sich zu ausgewachsenem Zorn. »Nein. Und untersteh dich, Ian zu überreden, dich noch einmal dorthin zu bringen.« Hart dachte an Ian, der in dem Zimmer gestanden hatte, in dem die Frau getötet worden war, und an die Decke gestarrt hatte. Er schnaubte. »Es regt ihn auf.«
»Ich weiß. Er hat es mir gesagt. Aber er hat auch gesagt, dass er sich den Ort noch einmal ansehen wollte. Um die Geister zu vertreiben, gewissermaßen.«
Geister. Dieses Haus war voll von Geistern. Hart hätte es am liebsten bis auf die Grundmauern niedergebrannt.
»Ian kann mich ohnehin nicht dorthin begleiten«, sprach Eleanor weiter. »Er ist nicht mehr hier. Er ist heute Morgen abgereist.«
Hart erstarrte. »Abgereist? Was meinst du damit, er ist abgereist? Wohin zum Teufel?«
»Nach Berkshire. Er hat Beth so sehr vermisst, und ich habe ihm gesagt, dass er zu ihr fahren soll. Sie ist bereits auf dem Weg nach Berkshire, um Ainsley bei den Vorbereitungen zu helfen. Also ist er abgereist. Die beiden werden nichts dagegen einzuwenden haben, wenn Ian früher dort eintrifft.«
»Wann war das? Er hat mir kein Wort davon gesagt.« Kein einziges Wort. Kein Abschiedsgruß. Aber das war nicht ungewöhnlich bei Ian. Wenn Ian beschlossen hatte, etwas zu tun, dann konnte ihn nichts mehr aufhalten.
»Du warst damit beschäftigt, deine politischen Spielchen zu spielen«, sagte Eleanor. »Ian hat sich von mir verabschiedet, aber er wollte nicht auf deine Rückkehr warten.«
Wann hatte Hart die Kontrolle über sein eigenen Haus verloren? Als er seinen Bruder das letzte Mal gesehen hatte, hatte dieser am Frühstückstisch gesessen und die Zeitung gelesen. Soweit Hart wusste, hatte Ian zu dem Zeitpunkt noch nicht die Absicht gehabt, nach Berkshire aufzubrechen.
Hart dachte an die zähen Eier und das fettige Würstchen, die er heute Morgen auf seinem Teller gehabt hatte, und ballte die Fäuste. »Eleanor, was hast du mit meiner Köchin angestellt?«
»Hmmm?« Ihre Augenbrauen hoben sich. »Oh, Mrs Thomas. Sie hat einen Brief bekommen, dass ihre Schwester krank sei, und ich habe ihr gesagt, sie soll sich eine Woche freinehmen und zu ihr fahren. Sie ist in Kent. Die Schwester, meine ich, obwohl inzwischen natürlich auch Mrs Thomas dort sein wird. Es war keine Zeit, auf die Schnelle einen Ersatz zu finden, aber ich denke, heute Abend werden wir jemanden haben. Mrs Mayhew kümmert sich darum.«
Wann hatte er die Herrschaft verloren? An dem Tag, an dem ihm Eleanor Ramsay in einer Schar Journalisten in der St. James Street aufgelauert hatte und Hart dumm genug gewesen war, sie aufzulesen und mit nach Hause zu nehmen.
Heute Morgen noch hatte er es für klug gehalten, sie in seiner Nähe zu haben und sie in sein Leben einzubinden, sie einzulullen, bis sie geglaubt hätte, dass es ihre Idee gewesen war zu bleiben.
Er musste den Verstand verloren haben. Nicht nur, dass Eleanor seinen Haushalt auf den Kopf stellte, er konnte auch nicht aufhören, Bilder von ihr vor sich zu sehen. Bilder, auf denen sich fortsetzte, was er in der vergangenen Nacht mit ihr begonnen hatte. Hart sah sie über den Schreibtisch hinweg an und wollte sie – jetzt. Er würde seine Krawatte abnehmen und sie behutsam um ihr und sein Handgelenk binden. Oder ihr die Augen damit verbinden, sodass sie nicht wissen würde, wo er war oder welches Vergnügen er für sie plante, bis er ihre Haut berührte, ihren Nacken küsste, sie in die Schulter biss …
Er wollte ihr alle Kleider abstreifen, sie auf den Schreibtisch heben, sie hinlegen und mit der Zunge über ihren Körper fahren, von ihrer Kehle bis zu der Herrlichkeit zwischen ihren Beinen. Ihr Haar dort war rotgolden, erinnerte er sich.
Er wollte ihre Hände fesseln, vielleicht mit einem Paar weicher Seidenstrümpfe, sie damit halten, während er sich an ihr ergötzte. Sie würde sich in Lust winden, und er würde murmeln:
Eleanor, vertraust du mir?
»Ja«,
würde sie
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