Der dunkle Herzog
damit ich vor ihr dastehe wie ein verderbter Lebemann, richtig?«
»Ich weiß bereits, dass Sie ein verderbter Lebemann sind, Mr Fleming«, sagte Eleanor. »Sie haben nie ein Geheimnis daraus gemacht. Mr Neely sieht sehr zart und zerbrechlich aus. Welche Art Mühe könnte er um alles in der Welt gemacht haben?«
»Er hat sich geweigert zu gehen«, sagte Hart. »Wurde mir gesagt. Wie hast du es letztlich geschafft?«, fragte er David.
»Die großzügige Anwendung von Whisky. Zusätzlich zu dem, was er ohnehin schon getrunken hatte. Wann immer die Puritaner beschließen zu sündigen, ist das ein unvergesslicher Anblick. Ich habe meine Zweifel, dass er sich noch an alles erinnern wird.«
»Gut«, sagte Hart. »Ich will auf keinen Fall, dass er einen Tag in Reue verbringt, der ihn dazu bringt, ins Lager meiner Gegner zurückzukehren. Du kümmerst dich um ihn?«
»Ja, ja. Ich werde ihn ausnüchtern und das Leiden verringern, so gut ich kann. Ich werde ihm sagen, dass er sich grandios amüsiert hat.«
Eleanor betrachtete Mr Neely, der im Schlaf wie ein Kind aussah. »Du hast ihn mit den Diensten einer Kurtisane bestochen, um seine Stimme zu bekommen.«
David zuckte zusammen. »Bestochen ist ein sehr unfreundliches Wort.«
»Doch, sie hat Recht«, sagte Hart. »Es war Bestechung, El, schlicht und einfach. Aber ich brauche ihn und seine Freunde.«
Er erwiderte ihren Blick, ohne mit der Wimper zu zucken. Hart wusste genau, was er getan hatte und wie schlecht ihn dies dastehen ließ. Er hatte die Konsequenzen durchdacht, ehe er es getan hatte. Und die Waagschale hatte sich zugunsten der Entscheidung gesenkt, Neely auf seine Seite zu ziehen. Hart hatte gewusst, wie er mit dem Mann umgehen musste, und er hatte es getan.
»Du bist schrecklich«, sagte Eleanor.
»Ja.«
Er war ruhelos und getrieben und entschlossen zu gewinnen, ganz egal, was es kostete. Der Ausdruck in seinen Augen sagte es ihr.
Eleanor sah wieder Mr Neely an. »Ich nehme an, seine Unterstützung ist schrecklich wichtig?«
»Sie bedeutet zwanzig Sitze mehr für mich.«
»Und du brauchst so viele Sitze wie möglich, richtig?«, fragte Eleanor.
David bellte ein Lachen. Hart hielt den Blick auf Eleanor gerichtet, ohne dass er auch nur einmal zuckte. Er bat sie weder um Verständnis noch um Vergebung. Er zeigte ihr einfach, was er getan hatte und was er war.
»Ja, die brauche ich.«
Eleanor stieß den Atem aus. »Nun denn. Lass uns hoffen, dass die tausend Guineas es wert waren.«
Hart stieg am Grosvenor Square aus und trug David auf, weiterzufahren zu Neely nach Hause und den Mann zu Bett zu bringen – und widerstand dem Drang, Eleanor ins Haus zu zerren. Er sagte ihr, dass er sie in seinem Arbeitszimmer sprechen wolle, aber es dauerte eine Weile, bis sie mitsamt ihren Päckchen aus der Kutsche gestiegen war. David half ihr dabei mit einer Miene ergebener Kapitulation. Der Mann liebte sie noch immer.
Nachdem Eleanor die Kutsche verlassen hatte, musste sie Maigdlin und Franklin noch Anweisungen geben, die Pakete in ihr Zimmer zu bringen, und ihnen sagen, dass sie sich den Kümmelkuchen teilen sollten, den sie beim Straßenhändler gekauft hatte. Erst als das getan war, stieg sie die Treppe hinauf.
Eleanor betrat Harts Arbeitszimmer, bevor er es tat, denn Wilfred hatte ihn abgefangen, um noch einige Papiere unterschreiben zu lassen. Als Hart in das Zimmer trat, stand Eleanor vor dem Queen-Anne-Schrank, dessen Türen weit offen standen, und betrachtete das darin verwahrte Porträt.
Hart trat hinter sie und schloss die Schranktüren, sperrte das Gesicht seines Vaters aus. »Ich hatte ihn verschlossen.«
»Ich weiß. Ich habe den Schlüssel in deinem Schreibtisch gefunden.«
Hart verschloss den Schrank, ging zum Schreibtisch und legte den Schlüssel zurück an seinen Platz. »Ich verwahre den Schlüssel hier, weil ich nicht will, dass jemand den Schrank öffnet.«
Sie zuckte mit den Schultern. »Ich war neugierig.«
»Du weichst meiner eigentlichen Frage aus. Was in drei Teufels Namen hat dich nur dazu gebracht, zum Portman Square zu fahren und dich vor Mrs Whitakers Haus zu stellen?«
»Warum behältst du es?«
Eleanor hatte ihren kleinen runden Hut mit dem kurzen Schleier abgenommen, und Hart sah die ganze Macht ihrer blauen Augen auf sich gerichtet. »Warum ich was behalte?«, knurrte er.
»Das Porträt deines schrecklichen Vaters. Warum wirfst du es nicht ins Feuer?«
»Édouard Manet hat es gemalt. Es ist von einigem Wert.«
»Monsieur
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