Der dunkle Herzog
hereinzureichen, und vielleicht würde Hart dann wieder daran denken können, zu essen.
»Hör niemals auf«, hörte er sich sagen. »Niemals. Bitte. Oh du lieber Gott.«
Es war ihm unmöglich, länger ruhig liegenzubleiben. Er stützte sich auf die Ellbogen und beobachtete ihre Hand, die ihm Lust verschaffte. Ihre schlanken Finger, die sich als sehr, sehr geschickt erwiesen.
»Bring es für mich zu Ende, El. Bitte, oder du wirst mich umbringen.«
Eleanor wusste, was er meinte. Sie wusste es, weil Hart es sie vor langer Zeit gelehrt hatte.
Eleanor legte sich neben ihn, ohne die wunderbare Reibung zu unterbrechen, und Hart schlang den Arm um sie. Ihr Kopf ruhte auf seiner Brust, und ihre rotgoldenen Locken schlängelten sich über seine schwarze Jacke. Hart streichelte sie, seine Berührung blieb sanft.
Das Dunkle in ihm erhob sich, aber Hart rang es nieder. Er wollte, dass dies hell und leicht war – eine Frau, die ihm Lust bereitete, weil sie ihm Lust bereiten wollte.
Elementares Verlangen überwältigte ihn. Sein Bewusstsein schloss die Welt aus, er nahm nur noch den Duft ihres Haars wahr, das herrliche Gefühl ihrer Finger, ihre Wärme an seiner Seite. Nichts als sie und er, Gefühl, Verlangen.
Seine Hüften zuckten.
»Eleanor!«
Er hob sie hoch zu sich und presste seinen Mund auf ihren, als es endete. Hitze versengte seine Oberschenkel, aber das Gefühl blieb und verließ ihn nicht. Hart küsste Eleanor, und ihre Lippen antworteten ihm in gieriger Erwiderung.
»Mädchen, was machst du mit mir.«
Eleanors Augen waren halb geschlossen, wunderschönes Blau zwischen schwarzen Wimpern. Es verschlug Hart die Sprache, und er küsste sie einfach nur.
Es war friedvoll hier. Das Haus war still, er und sie sich so nah. Hart küsste Eleanor – auf ihrem Bett an einem regnerischen Londoner Vormittag.
Sie berührte sein Gesicht, als er sie küsste, sagte nichts. Süße Küsse. Keine Eile.
»Du machst mich sanft«, flüsterte er.
Ihre Augen blickten weich. »Ich bin froh.«
Die Zeit verstrich. Hart und Eleanor lagen Gesicht an Gesicht, küssten sich, berührten sich, genossen die Stille.
Sie lagen in friedvoller Freude beieinander, bis Wilfreds Hüsteln auf dem Korridor in den Frieden eindrang und Hart an die reale Welt erinnerte, die auf ihn wartete. Er wollte dieser realen Welt sagen, dass sie ihm gestohlen bleiben konnte.
Eleanor, vernünftig und praktisch, holte ein Handtuch von ihrem Waschtisch und brachte es Hart ans Bett. Hart säuberte ihre Hände und sich mit dem Tuch, dann küsste er sie noch einmal, bevor er sich erhob. Die schweren Falten seines Kilts fielen zu alter Ordnung hinunter und bedeckten ihn.
Wenn er sie heiratete, würden sie viele solcher Tage haben. Ganz gleich, wie betriebsam ihr Leben werden würde, ganz gleich, wie viele Menschen um ihre Aufmerksamkeit wetteifern würden, Hart würde dafür sorgen, dass sich der Duke und die Duchesse oft von der Öffentlichkeit würden zurückziehen können, um in heiterem Schweigen beieinanderzuliegen.
Er musste sich zwingen, aus dem Zimmer zu gehen und sie zu verlassen. Sein Herz war übervoll.
Eleanor atmete tief durch, nachdem Hart die Tür hinter sich geschlossen hatte. Sie ging zum Waschtisch, wusch sich Hände und Gesicht mit kaltem Wasser und nahm sich ein frisches Handtuch aus dem Schrank.
Sie zitterte noch immer. Was hatte sie nur getan? Aber es war wunderschön gewesen.
Eleanor trat zu dem Sekretär, auf den Hart das Buch geworfen hatte, und begann, die Briefe zusammenzulegen, um sie zurück in ihr Versteck zu legen. Doch etwas später ertappte sie sich dabei, dass sie sich hinsetzte und in ihrem Erinnerungsbuch blätterte und sich die Fotografien ansah.
Sie lächelte. Hart mochte darauf beharren, dass er seine erste Jugend hinter sich hatte, aber eben auf ihrem Bett mit dem Kilt, der sich um seine Hüften gebauscht hatte, war er unglaublich attraktiv gewesen. Er hatte sogar noch besser ausgesehen als damals. Er war reifer geworden, sein Körper hatte die Vollkommenheit erreicht, die in seinen jüngeren Jahren erst zu ahnen gewesen war.
Seufzend begann sie von Neuem, die Briefe zusammenzusammeln. Sie faltete den Brief auseinander, den Hart bei ihrem Eintreten gelesen hatte und überflog ihn. Und wieder wurde ihr das Herz um ihn schwer.
Er hatte Recht; sie hätte diesen Brief verbrennen sollen. Aber sie hatte die Wahrscheinlichkeit als gering angesehen, dass in ihrem abgelegenen Haus an der schottischen Küste jemand den
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