Der dunkle Herzog
Aufmerksamkeit glücklich zu genießen schien.
Hart folgte Ian auf das Boot, weil Ian das ganz offensichtlich von ihm erwartete. Der Pfeife rauchende Mann nickte Hart kurz zu, machte sich aber nicht die Mühe aufzustehen. Die Kinder starrten ihn an, ebenso die Hunde. Die Ziegen beachteten ihn nicht.
Eine ältere Frau kam aus der Kabine. Sie war kaum größer als die Kinder, und sie war ganz in Schwarz gekleidet. Selbst das Tuch, das ihr Haar bedeckte, war schwarz. Ihre Augen waren so dunkel wie ihre Kleider, sie waren hellwach und funkelten.
Sie zeigte auf eine Holzkiste, die an der Reling stand. »Sie«, sagte sie zu Hart, »setzen Sie sich dorthin.«
Die Londoner Gesellschaft wäre überrascht gewesen zu sehen, dass Seine Gnaden der Duke of Kilmorgan still und gehorsam Platz nahm. Ian setzte sich neben Hart, noch immer ohne etwas zu sagen.
Das Mädchen am Ufer hielt Harts Pferd mit dem Strick fest, nahm ihm Sattel und Zügel ab und trug alles an Bord. Dann begab sie sich zu dem Treidelpferd, das mit einem geduldigen Blick aufsah, und band es ebenfalls fest.
Alles ohne Eile. Niemand auf dem Boot stand auf, um dem kleinen Mädchen zu helfen, das das offensichtlich auch nicht erwartete. Die alte Frau, nachdem sie gesehen hatte, dass sich Hart und Ian gesetzt hatten, verschwand ins Bootsinnere.
Hart war diesen Roma schon zuvor begegnet, auch wenn er noch nie auf deren Boot gewesen war. Fünfzehn Jahre lag die Begegnung zurück. Er hatte nahe Camerons Anwesen am Ufer des Kanals gestanden, als dieselbe Frau in Schwarz Hart in akzentreichem Englisch gesagt hatte, dass ihre Familie Cameron von nun an beschützen würde. Als Dank dafür, dass Cameron ihren Sohn Angelo vor dem Gefängnis und dem sicheren Tod bewahrt hatte. Angelo war Camerons Diener geworden, sein Hilfstrainer und ein enger Freund.
Das Mädchen schirrte das Treidelpferd an und befestigte dessen Stricke am Boot. Sie schnalzte dem Pferd zu und führte es, wobei es Harts Pferd an ihrer anderen Seite mitführte. Harts gut erzogener und lebhafter Hengst folgte dem Mädchen und dem Treidelpferd wie ein sanftmütiges Pony.
Der Pfeifenraucher fuhr damit fort, den Kanal zu betrachten, und Angelos Mutter kehrte mit zwei Bechern Kaffee zurück. Hart dankte ihr und trank gierig. Der Kaffee war schwarz und stark, weder Sahne noch Zucker minderten das reiche Aroma.
Das Boot glitt der aufgehenden Sonne entgegen. Die Roma waren bis jetzt die Einzigen, die den Kanal befuhren. Dichter Nebel hing unter den Bäumen entlang des Treidelpfades, und jenseits der Bäume erstreckten sich Felder. Lämmer folgten ihren Müttern durch das feuchte Grün, die Schafe sahen aus wie Nebelkleckse, die durch die Morgendämmerung wanderten.
Stille und Frieden. Hart schloss die Augen.
Als er aufwachte, war heller Tag, und Ian saß jetzt am Bug und beugte sich über das Wasser. Der Pfeife rauchende Mann hatte es übernommen, das Pferd zu führen, während das kleine Mädchen und die anderen Kinder sich wohl ins Bootsinnere zurückgezogen hatten. Die Ziegen und Hunde waren an Deck geblieben.
Hart stand auf und stellte sich neben Ian. »Du hast mir noch immer nicht gesagt, warum du hier draußen bist.«
Ian schaute auf das glasklare Wasser und beobachtete, wie der Bug des Bootes es durchschnitt. Es war nicht ungewöhnlich für Ian, auf eine Frage zu schweigen oder sie erst zu beantworten, nachdem ein oder zwei Tage vergangen waren. Und so manches Mal antwortete er überhaupt nicht.
»Ich habe Angelos Leuten von dem Schuss erzählt«, sagte Ian. Hart wusste, dass keine weitere Erklärung folgen würde.
Also reimte er sich den Rest selbst zusammen. Die Roma fuhren diesen Kanal hinauf und hinunter und streiften über die Felder, durch die er floss, und das trotz der Versuche der Farmer und Dorfbewohner, sie davon abzuhalten. In dem Moment, in dem ein Fremder in der Gegend auftauchte, würden die Roma es wissen. Angelo wurde von seiner Familie sehr geliebt, und infolgedessen auch seine Freunde. Als Ian von dem Mordversuch erfahren hatte, hatte er beschlossen, dass es eine gute Idee wäre, die Roma aufzusuchen und sie zu informieren.
»Klug von dir«, sagte Hart. »Aber du hast dir nicht die Mühe gemacht, Beth zu sagen, wohin du gehst. Oder Curry zu informieren. Wir haben das ganze Anwesen nach dir abgesucht. Kannst du nicht lernen, eine Nachricht zu hinterlassen?«
Ian reagierte nicht auf Harts ärgerliche Vorhaltung. »Beth weiß, wohin ich gehe.«
»Nun, dieses Mal wusste sie es
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