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Der dunkle Herzog

Der dunkle Herzog

Titel: Der dunkle Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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nicht. Und ich verdammt noch mal auch nicht.«
    Ian stützte den Arm auf die Reling und sah Hart an. Er ließ den Blick über dessen offene Jacke gleiten, sein zerzaustes Haar, das unrasierte Kinn. Was immer Ian dachte oder fühlte, Hart wusste es nicht. Er wusste es nie.
    »Ian«, sagte er, noch immer verärgert.
    Ian antwortete wieder nicht. Hart stieß einen Seufzer aus und rieb sich wieder das stoppelige Kinn. »Also gut, mach, was du willst.«
    Ian fuhr fort, das Wasser zu beobachten.
    Hart hielt sich für den einzigen Menschen, der Ian wirklich verstand, aber er hatte gelernt, wenn auch schmerzvoll, dass er trotz der Verbindung, die er zu ihm spürte, kaum dessen äußere Schale durchbrochen hatte. In dem Moment jedoch, in dem Ian Beth begegnet war, hatte Ian auf sie reagiert. Er hatte seinen Rückzugsort der Stille und des Zorns verlassen und begonnen, sich mit der Welt zu beschäftigen. Wegen und durch Beth.
    Was Hart seit Jahren versucht hatte – und woran er gescheitert war –, war Beth Ackerley, der Witwe eines mittellosen Gemeindepfarrers, binnen weniger Tage gelungen.
    Anfangs war Hart wütend auf Beth gewesen, eifersüchtig auf die Bindung, die sie zu Ian hatte. Er hatte befürchtet, dass sie ihn zu ihrem eigenen Vorteil ausnutzen wollte. Aber Beth hatte ihre tiefe Liebe zu Ian bewiesen, und jetzt schätzte Hart sie sehr dafür.
    Hart beugte sich über die Reling und stieß einen tiefen Atemzug aus. »Wie machst du es, Ian? Wie gehst du mit dem Wahnsinn um?«
    Er hatte im Allgemeinen gesprochen, hatte an seine eigenen Kämpfe gedacht. Er erwartete nicht, dass Ian antwortete, aber Ian sagte: »Ich habe Beth.«
    Ich habe niemanden.
    Die Worte kamen aus dem Nichts. Sie waren nicht wahr. Hart hatte seine Brüder, seine sich ständig einmischenden Schwägerinnen, Daniel, und jetzt auch seine kleinen Nichten und Neffen, die anbetungswürdig sein konnten – besonders, wenn sie etwas wollten. Er hatte Wilfred und sein handverlesenes Personal, das ihm bedingungslos ergeben war. Er hatte auch David Fleming, einen Freund, mit dem er seit Jahren durch dick und dünn ging.
    Aber niemand kam dem Mann Hart MacKenzie nahe.
    Hart hatte es nach Angelina Palmers Tod aufgegeben, sich eine Geliebte zu halten, er hatte sogar auf gelegentliche Treffen zu seiner sexuellen Befriedigung verzichtet. Er hatte wie ein Mönch gelebt. Kein Wunder, dass der leiseste Hauch von Eleanors Duft ihn so scharf gemacht hatte wie einen Achtzehnjährigen. Eleanor hatte ihn nicht ernst genommen, aber ihr Lachen hatte Hart nicht davon abgehalten, ihre Berührung zu wollen.
    »Wie soll ich mit meinem Wahnsinn umgehen?« Harts Worte klangen hohl gegen das Wasser.
    Dieses Mal sah Ian ihn weder an noch antwortete er.
    »Du hast einmal gesagt, wir alle seien verrückt«, sagte Hart nach einiger Zeit. »Erinnerst du dich? An dem Tag, als wir das mit Inspektor Fellows herausfanden, sagtest du, Mac sei ein Genie im Malen, Cameron im Umgang mit den Pferden, ich mit Geld und Politik und Fellows darin, Verbrechen aufzuklären. Du hattest Recht. Auch Vater hatte natürlich den gleichen Wahnsinn. Ich denke, er hat viel von sich in dir gesehen, und das hat ihm Angst gemacht.«
    »Vater ist tot. Und ich habe gesagt, dass Mac malt wie ein Gott.«
    Hart lächelte ihn schief an. »Entschuldige, ich habe nicht deine Gabe der genauen Erinnerung. Aber ich denke, dass mein Wahnsinn stärker wird. Was tue ich, wenn ich ihn nicht aufhalten kann?«
    Ian sah ihn nicht an. »Du wirst es tun.«
    »Danke für deine Zuversicht.«
    »Du musst Eleanor das Haus zeigen«, sagte Ian, nachdem er eine Zeit lang geschwiegen hatte.
    Hart zuckte zusammen. »Das Haus? Welches Haus?«
    »In High Holborn. Mrs Palmers Haus.«
    Hart umklammerte die Reling. »Den Teufel werde ich. Ich will Eleanor dort nicht noch einmal sehen. Ich bin noch immer wütend auf dich, dass du sie dorthin gebracht hast. Warum hast du es getan?«
    »Weil Eleanor alles darüber erfahren muss«, sagte Ian.
    »Verdammte Hölle, Ian. Warum?«
    »Du bist das Haus.«
    Was um alles in der Welt meinte er damit? »Nein, Ian. Nein. Das Haus mag in meinem Leben vor langer Zeit ein wichtiger Ort gewesen sein, aber diese Zeit ist vorbei.«
    Ian schüttelte den Kopf und schüttelte ihn weiter. »Du musst Eleanor das Haus zeigen. Wenn du ihr alles darüber erzählt hast, wirst du es wissen.«
    »Ich werde es wissen?«
    »Ja.«
    »Was werde ich dann wissen?« Harts Ärger wuchs. »Ob Eleanor dieses Mal noch schneller laufen

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