Der dunkle Highlander
dem einschüchternden Mann ängstigte, der zwischen den Jahrhunderten hin und her tanzte. Nicht speziell vor ihm, sondern eher vor der Macht, die er über sie hatte, weil sie so intensive Gefühle für ihn hegte. Trotz all der Leidenschaft und der unglaublich intimen Begegnungen hatte er nicht eins der typischen Worte von sich gegeben, die sich Liebende zuflüsterten und die auf eine gemeinsame Zukunft hindeuteten. Erst gestern noch hatte er ihr erklärt, dass er weder Schmeicheleien noch schöne Lügen anzubieten hatte. Und er machte keine Versprechungen.
Sie hätte gegen ein, zwei kleine Versprechen gar nichts einzuwenden. Auch nicht gegen zehn.
Aber unter diesen Umständen war es besser, sich an ihm ein Beispiel zu nehmen und ihre Gefühle auch für sich zu behalten. Sie nahm sich fest vor, Geduld zu haben; zu warten, zu beobachten und zu versuchen, die subtilen Hinweise nicht zu verpassen, die alles waren, was Dageus ihr bot.
Er zog eine Augenbraue hoch und lächelte, wie sie es gefordert hatte.
»Ja, das war schon sehr viel besser.« Sie lächelte zurück. Als er über ihre Arme, Brüste und bis zu den
Hüften strich, schüttelte sie den Kopf. »Nein. Ich kann nicht. Nichtjetzt.« Dann neckte sie ihn, indem sie hinzufügte: »Es wird etwa eine Woche dauern, bis ich wieder dazu imstande bin.« Sie klimperte betrübt mit den Wimpern.
Er warf die schwarze Mähne zurück, die sich wie Seide auf ihre Haut legte. »O nein, Mädchen, das glaube ich nicht. Ein heißes Bad wird dir gut tun, dann erholst du dich schneller.« Er stieß leicht gegen ihre Hüfte, hart und bereit. Bekommt dieser Mann denn nie genug?, fragte sie sich selig.
Trotz ihrer Wundheit erwachte das Begehren. Heiß und hungrig erweckte es die geschundenen Nervenenden zu neuem Leben. Er war unersättlich. Die körperliche Liebe mit ihm war für sie wie etwas Verbotenes, und sie konnte regelrecht süchtig danach werden. So zerschlagen und verletzlich sie war, würde sie doch, wenn sie die Zeit hätten, erneut über ihn herfallen oder ihn willkommen heißen, wenn er über sie herfiel - denn er liebte die beherrschende Position. »Du hast Neil gehört. Wir bekommen kein Bad. Silvan will mit uns sprechen.« Mit einem Mal wurde Chloe verlegen. Sie hatte mit Silvans Sohn in Silvans Schloss geschlafen. Auch wenn es ihr nicht peinlich gewesen war, dass Neil an die Tür geklopft hatte, überkam sie beim Gedanken an Silvan ein Unbehagen - vielleicht weil er fast so alt war wie ihr Großvater.
»Keine Sorge, Mädchen«, beteuerte Dageus, der genau wusste, was ihr durch den Kopf ging. »Silvan hat uns gestern Abend ins Haus kommen sehen. Er wird nicht schlecht von dir denken. Er wird sich sogar freuen. Ich hatte nämlich noch nie ein Mädchen in meinem Schlafgemach.«
»Wirklich nicht?« Chloe war verblüfft. Als er nickte, strahlte sie. Wenigstens hier in seinem Zimmer war sie die Erste und Einzige. Diese Aussage war zwar nicht unbedingt das, was sie sich glühend wünschte - es war keine Liebeserklärung, und er fragte sie nicht, ob sie die Mutter seiner Kinder sein wollte -, aber sie war immerhin etwas. Dann musterte sie ihn genauer. Die Sonne strömte durch das Fenster, und sie sah, dass in seinen Augen wieder goldene Flecken tanzten. Seine Augen wirkten mit dem dunklen Rahmen aus dichten Wimpern sehr sinnlich - und sie schimmerten wieder golden. »Was ist mit deinen Augen? Ist das bei Druiden immer so?«
»Was für eine Farbe haben sie?«, erkundigte er sich argwöhnisch.
»Sie sind golden.«
Er belohnte sie mit einem breiten Lächeln. Wie ein Sonnenaufgang, dachte sie und fuhr mit der Fingerspitze über sein stoppeliges Kinn.
Er stieß erneut gegen sie. »Du bist gut für mich, Mädchen. Aber jetzt setz dich in Bewegung, sonst fange ich etwas an, was du mich nicht beenden lässt.« Er setzte sich auf und zog sie mit sich hoch, küsste sie und biss sie leicht in die Unterlippe. Der Kuss wurde hitzig und heftig, während er versuchte aufzustehen. Zum Schluss fielen beide aus dem Bett, und Chloe landete auf ihm. Er rollte sie prompt unter sich und küsste sie, bis sie nach Luft rang.
Dann half er ihr auf die Füße und grinste unverschämt. »Ich wette, du bleibst nicht sehr lange wund«, raunte er.
Ganz bestimmt nicht, du verflixter Teufel. Muskeln an der Innenseite ihrer Schenkel, von deren Existenz sie nichts gewusst hatte, protestierten vehement, als sie einen Fuß vor den anderen setzen wollte. Und trotzdem wollte sie mehr.
Erst viel später
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