Der dunkle Kreuzzug
die den meisten im Raum – St. Giles eingeschlossen – entgingen.
»Einige Mitglieder des Inneren Ordens hier auf Corazón glauben, es ist an der Zeit, dass wir uns mit dem Flammenden Stern verbünden«, erklärte der Postulant schließlich.
»Das ist widersinnig. Der Stern steht für alles, wofür wir nicht eintreten.«
»Dennoch, Sir, ist es eine mächtige Bewegung, die mit jedem Tag mehr an Einfluss gewinnt. Wir sollten sie zu unseren Freunden machen, bevor die Regierung von Corazón sie zu unseren Feinden macht.«
»Der Orden der Hüter«, sagte St. Giles und beugte sich vor, »braucht keine Allianz mit Emporkömmlingen wie dem Flammenden Stern. Diese Gesellschaft – ich werde sie nicht durch den Titel Bewegung aufwerten, da sie nur ein Ziel kennt, aber keine Inhalte bietet – ist ein Personenkult, der sich auf einen einzigen Mann gründet.«
»Dieser Mann gewinnt für uns den Krieg, Meister.«
»Nein!« St. Giles schlug so fest mit der flachen Hand auf die
Stuhllehne, dass der Knall von den Wänden widerhallte. Ein paar Anwesende hatten etwas gemurmelt, als der Postulant redete, doch nun verstummten sie auf der Stelle. Dennoch stellte Biagio fest, dass verstohlene Blicke gewechselt wurden.
»Nein«, wiederholte St. Giles deutlich ruhiger. »Die Fühlenden, die vom Flammenden Stern ausgebildet wurden, leisten zwar einen wichtigen Beitrag zum Krieg, doch gewonnen wird er durch Schiffe und Waffen und Strategien. Gewonnen wird er durch die Imperiale Navy und die Marines. Wer etwas anderes glaubt, der verfügt nur über ein oberflächliches Verständnis vom Krieg.«
Er sagte es in einer Weise, die keinen Widerspruch zuließ, und lehnte sich nach hinten, während er darauf wartete, dass der Postulant mit seinem Bericht fortfuhr.
»Nein, Meister, Sie irren sich.«
»Wie bitte?«, entgegnete St. Giles voller Überraschung über die Bemerkung des Postulanten.
»Sie irren sich, Meister. Während einer ganzen Generation gab es in diesem Krieg eine schreckliche Pattsituation, weil wir dem Feind trotzen, ihn aber nicht besiegen konnten. Durch die Führung des Propheten haben wir den Krieg zu den Vuhl getragen. Dieser Krieg wird niemals zu uns zurückkehren. Er kann nur in einem Sieg enden, solange wir den Willen besitzen, ihn konsequent zu führen. Der Flammende Stern besitzt diesen Willen, und wir müssen uns mit ihm verbünden.«
»In der Öffentlichkeit können wir jede Position einnehmen, die zweckdienlich ist. Aber das Ziel des Inneren Ordens steht im völligen Widerspruch zu den Motiven des Flammenden Sterns«, erwiderte der Commander der Hüter.
Postulant Bhagat ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. »Die Leute brauchen etwas, woran sie glauben können, Meister«, sagte er ruhig, ohne zur östlichen Seite des Raums zu schauen. Stattdessen sah er zu einem anderen, was Biagio später noch in Ruhe analysieren würde. »Selbst die Elite des Inneren Ordens braucht etwas, woran sie glauben kann.«
»Sie glauben an das Öffnen des Portals«, hielt St. Giles dagegen. »Sie glauben an das, was dahinter liegt.«
»Meister, Sie waren uns ein guter Lehrer«, sagte der Postulant, sah ihn aber noch immer nicht an. »Sie haben uns deutlich gemacht, dass Commander Garretts Lehren für den Orden nicht genug waren. Doch die Zeiten haben sich geändert, der Krieg selbst hat sich geändert. Und wir müssen uns ebenfalls ändern, sonst werden wir bedeutungslos.«
»Sie glauben, wir sind bedeutungslos?«
»Sehen Sie uns doch nur an! Sehen Sie sich das alles an!« Bhagat drehte sich zu St. Giles um und kam ein paar Schritte auf ihn zu. »All das hier. Die Gewänder, die Gesten, die Anreden. Was zum Teufel machen wir hier, Meister? Wie wollen wir damit den Krieg gegen die Vuhl gewinnen? Was hat das mit dem Öffnen des Portals zu tun? Das Portal ist bereits offen!« Er legte die Hände an die Schläfen. »Hier oben ist es offen, Meister. Ich besitze alle Fähigkeiten eines Hüters und alle Fähigkeiten, die ich vom Inneren Orden gelernt habe. Aber indem ich die Geheimnisse des Portals in meinem Geist mit mir herumtrage, tue ich nichts , um dem Imperator zu dienen.«
»Natürlich tun Sie das.«
»Das sagen Sie, Meister. Sie sprechen diese Worte, und dennoch sind Sie hier – so wie wir alle -, anstatt dort draußen zu sein, jenseits des Risses, um den Feind auszulöschen.«
Im Schatten verzeichnete Biagio unter den Anwesenden erhöhten Pulsschlag und steigenden Blutdruck – auch bei St. Giles.
Der bekam das
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