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Der dunkle Kreuzzug

Der dunkle Kreuzzug

Titel: Der dunkle Kreuzzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Hunt
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wirklich?«
    »Ja«, bestätigte Dawson. »Überrascht Sie das?«
    »Dass meine Arbeit bewundert wird? Nein, überhaupt nicht. Sie haben nur eine interessante Art, es zu zeigen – indem Sie mich in Haft nehmen.« Wells machte eine Geste, die den Raum insgesamt betraf. Es handelte sich um ein Büro in Gebäude 6, das von den Hütern in Beschlag genommen worden war, als sie am Tag zuvor ins Shiell Institute eingedrungen waren. Jetzt war der Raum eine Zelle, zwar nicht vom Aussehen, aber von seiner Funktion her.
    »Schutzhaft«, sagte der Hüter.
    »Ah, ja. ›Worte bedeuten, was ich sage, was sie bedeuten: nicht mehr und nicht weniger.‹«<
    »Wie bitte?«

    »Vergessen Sie’s.« Wells lehnte sich nach hinten. »Fahren Sie bitte fort.«
    Der Hüter verzog den Mund. Ihn störte offensichtlich, dass er irgendetwas nicht verstanden hatte. »Dr. Wells, ich weiß, die gegenwärtige Situation muss auf Sie beunruhigend wirken, aber ich möchte Ihnen versichern, dass wir das Ganze deutlich schneller hinter uns bringen können, wenn Sie kooperieren.«
    »Ich stehe Ihnen zu Diensten, Mr. Dawson.«
    Wieder hielt der Hüter inne.
    Ironie ist nicht seine Stärke, ging es Wells durch den Kopf. So zerfällt eine Gesellschaft. Diejenigen mit den Haftbefehlen verlieren als Erste ihren Sinn für Humor.
    »Ich möchte Ihnen nur ein paar Fragen stellen.«
    »Bitte.«
    »Vor einigen Monaten, Dr. Wells, hatten Sie Alien-Technik in Ihrem Besitz. Ist das richtig?«
    »Sie wissen, dass es richtig ist.«
    Dawson warf ihm einen gereizten Blick zu. »Beantworten Sie bitte die Frage, Sir. Diese Technik wurde während eines Gefechts im Tamarind-System erbeutet und zur Untersuchung an das Shiell Institute übergeben.«
    »Das ist richtig. Wir hielten es für die Verstärkertechnik, die die Vuhl benutzen, um Fühlenden-Fähigkeiten über interplanetarische Distanzen hinweg zu projizieren.«
    »Und war sie das?«
    »War sie was ?«
    Dem Hüter war die Verärgerung jetzt deutlich anzumerken. »War die Technik dazu in der Lage?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Laut unseren Informationen, Sir, hat ein bekannter Zor-Fühlender …«
    »Byar HeShri, der Meister des Sanktuariums.«
    Dawson räusperte sich. »Ja. Der Zor Byar HeShri war in der Lage, die Ausrüstung zu aktivieren und sie zu benutzen.«

    »Das würde ich so nicht sagen.«
    »Nicht?« Der Hüter las etwas auf seinem Computer nach. »Anscheinend arbeitete Ihr Team mehrere Wochen lang an dieser mutmaßlichen Verstärkertechnik, ohne ein Ergebnis zu erzielen. Dann kam dieser Zor auf Ihre Einladung hin hierher, und er konnte sie aktivieren.«
    »Das ist richtig, aber …«
    »Und da Sie mit dieser Alien-Technik nichts anzufangen wussten, verstanden Sie auch so gut wie nichts von dem, was sich abspielte, als der Zor sie in Gang setzen konnte. Ist das korrekt?«
    »Laut seinem Bericht …«
    »Ist das korrekt , Sir?«, wiederholte Dawson unüberhörbar wütend. »Sie wissen nicht, was mit diesem Zor-Fühlenden geschah, richtig?«
    Wells dachte einen Moment lang nach. Hüter ließen sich nicht zu Gefühlsausbrüchen hinreißen, sondern gingen sehr methodisch und sehr logisch vor – sehr beherrscht. Man konnte ihnen kaum einmal eine Gefühlsregung entlocken.
    Und sie haben nicht einen Funken Humor im Leib, hielt er sich vor Augen.
    Dawson wirkte dagegen ganz anders, als würde ihn eine Art innere Wut antreiben. Es war nahezu surreal.
    »Antworten Sie bitte auf meine Frage«, forderte der Mann ihn auf.
    »Wir wissen nur, was er uns sagte.«
    »Und was sagte er Ihnen?«
    »Dass er in dem Gerät einer fremden KI begegnet war, die ihn in direkten Kontakt mit dem Ór brachte – einer Intelligenz, die den Vuhl dient.«
    »Der Ór. Ich verstehe.« Dawson zog einen Stylus aus der Tasche und schrieb etwas dicht neben dem Computer in die Luft. »Er stand in Kontakt mit dem Feind.«
    »Er geriet beinahe in dessen Gewalt, wie ich das verstanden habe.«

    »Das ist das, was er Ihnen gesagt hat.«
    »Ja, richtig. Ich weiß nicht so recht, was Sie meinen …«
    »Was ich meine ?« Dawson schleuderte den Stylus auf den Tisch und beugte sich vor, wobei er die Hände faltete. »Was ich meine, muss nicht Ihre Sorge sein, Dr. Wells. Ich will der Wahrheit auf den Grund gehen. Sie sollten sich lieber Sorgen um Ihr Wohl machen.«
    »Steht mein Wohl zur Diskussion?«
    »Wenn Ihre Loyalität infrage steht, dann würde ich das wohl bejahen.«
    »Meine Loyalität? Sie stellen meine Loyalität infrage?« Wells stand auf,

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