Der dunkle Kreuzzug
Dawson reagierte mit einem Moment Verzögerung, und nur Sekunden später ging die Tür auf und die beiden Wachen stürmten herein, ihre Waffen auf Wells gerichtet.
»Setzen Sie sich wieder hin«, forderte Dawson ihn auf.
»Sie unterstellen mir, ein Verräter zu sein? Ich setze mich hin, wenn ich das für richtig halte. Sie dringen in dieses Institut ein, stecken mich in diese Zelle und werfen mir dann auch noch vor, ich wäre unloyal? Ich habe jetzt wirklich genug von …«
Dawson nahm wieder Platz. »Setzen Sie sich, Dr. Wells. Tun Sie es, oder ich lasse Sie mit Handschellen an den Stuhl fesseln. Mir wäre es lieber, wenn wir dieses Gespräch in einer zivilisierten Weise fortsetzen könnten, aber ich kann es auch anders erledigen. Es liegt ganz an Ihnen.«
Wells sah von Dawson zu den beiden Hütern in der Tür. Sie hatten sich nicht von der Stelle gerührt. Ihre Waffen waren nach wie vor auf ihn gerichtet.
Langsam ließ er sich auf seinen Stuhl sinken. »Ich kann es nicht glauben.«
Dawson wies die beiden Männer mit einer knappen Geste an, den Raum zu verlassen und die Tür zu schließen.
»Die Versammlung von New Chicago wird Sie mit diesen Geheimpolizeimethoden nicht ungeschoren davonkommen lassen«, sagte Wells. »Ich habe immer noch alle Rechte eines Bürgers des Imperiums, Hüter Dawson.«
»Wenn Sie meine Autorisierung sehen wollen, Dr. Wells, kann ich sie Ihnen gern zeigen. Dieser Einsatz erfolgt im Rahmen der Gesetze von New Chicago.« Dawson lächelte gehässig. »Und mit der Autorisierung durch den Imperator selbst. Möchten Sie das imperiale Siegel sehen?« Er berührte den Computer, dann tauchte zwischen ihnen beiden ein Holo in der Luft auf. Am unteren Rand fand sich ein Sicherheitssymbol, das Schwert und Sonne zeigte.
Wells holte tief Luft. »Ich habe nie etwas getan, das gegen die Gesetze des Sol-Imperiums verstößt, Sir, und ich weise Ihre anderslautenden Vorwürfe zurück. Ich muss zudem dagegen protestieren, dass mein Ruf auf diese Weise in den Dreck gezogen wird.«
»Ehrbare Worte, Dr. Wells. Mein Problem …« Er ließ das Holo verschwinden und lächelte wieder. »Mein Problem ist Folgendes: Ich bin angehalten, jede Person, die in diesem Institut mit geheimen Materialien in Berührung kommt, einen Treueid leisten zu lassen. Nun weiß ich zwar, dass Ihre Absichten wahrscheinlich ehrbar sind« – Wells’ Nackenhaare sträubten sich, als er das Wort »wahrscheinlich« hörte -, »aber es gibt in diesem Eid eine Stelle, von der ich auch weiß, dass Sie sie nicht erfüllen können.«
»Tatsächlich? Was ist das für eine Stelle?«
»Sie liest sich wie folgt: ›… Gruppen, die eine Verbindung zu den Vuhl unterhalten …‹ Als dieser Zor Byar HeShri die Technik aktivierte, stellte er einen Kontakt zu den Vuhl her – und irgendetwas geschah, über das keine Aufzeichnungen vorliegen. Byar HeShri ist dem Sol-Imperator gegenüber nicht zur Loyalität verpflichtet, und er hat sich auch nicht einer Untersuchung durch Hüter unterworfen. Wenig später wurde diese Technik zu den Innersten Welten der Zor gebracht. Indem Sie diesem Transport zustimmten, ließen sie zu, dass jemand, der vom Feind berührt worden war, einer Untersuchung entkommen konnte.«
»Das ist ja absurd.«
Dawson betrachtete Wells mit jenem starren Blick, den Hüter anwandten, wenn ein Gast vor den Sol-Imperator trat. Wells
wusste, bei ihm gab es nichts zu entdecken, dennoch machte es ihn nervös.
»Ich glaube, es ist gar nicht so absurd, Dr. Wells. Eine neue Zeit bricht an, nicht nur hier im Shiell Institute, sondern im ganzen System New Chicago. Jeder Makel, jeder Einfluss des Feindes wird aus dem Sol-Imperium verbannt und vernichtet. Kein Zor-Fühlender, kein Kollaborateur, kein Verräter wird dem entkommen können. Wir werden sie finden – jeden Einzelnen von ihnen. Und jeder, der den Treueid nicht unterschreiben will oder kann, den werden wir uns vornehmen.«
»Dann werden Sie das also mit mir auch machen?«
»Sagen Sie mir, was am Ende von Byar HeShris Erfahrung mit der Alien-Technik geschah, Dr. Wells«, sagte Dawson.
»Ich weiß nur, was Meister Byar mir sagte.«
»Und das wäre?«
»Dass er in Kontakt mit dem Ór gekommen war und dass dieser Kontakt unterbrochen wurde.«
»Wie?«
»Das weiß ich nicht.«
»Wusste er es? Hat er den Kontakt von sich aus unterbrochen?«
»Ich … glaube nicht.«
»Aber Sie wissen es nicht.«
»Nein.«
»Dann gibt es allen Grund zu der Annahme, dass der Zor Byar
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