Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der dunkle Kreuzzug

Der dunkle Kreuzzug

Titel: Der dunkle Kreuzzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Hunt
Vom Netzwerk:
mit reinem Gewissen sagen konnte, dass da kein Zorn auf die Vuhl vorhanden war. Es ist alles andere als professionell – erst recht
für einen Arzt -, wenn man den Wunsch verspürt, den Feind zu töten, aber … ich bin mir einfach nicht sicher. Er könnte recht haben.«
    »Er ist im Irrtum. Sie können den Tod Ihres Vaters nicht rächen, indem Sie losziehen und den Feind töten. Sie können nur weiter Ihrer Pflicht gegenüber dem Imperator nachkommen.«
    »Das habe ich getan, Admiral.«
    »Ich weiß, Henry, und ich bin deshalb auch stolz, Sie in meinem Stab zu haben.«
    »Aber ich bin mir nicht mehr sicher, ob es auch genug ist. Ich weiß nicht, was Dad gemacht hätte – ganz bestimmt hätte er nicht fünfzehn Jahre gebraucht, um zu einer Entscheidung zu gelangen.«
    Admiral Anderson und sein Begleiter waren in dem Konferenzraum verschwunden. Barbara sah auf die Uhr. Nur noch wenige Minuten bis zur Besprechung um 17:00.
    »Wir müssen uns später darüber unterhalten«, sagte sie. »Im Augenblick sollen Sie wissen, dass ich Ihre Gefühle in dieser Angelegenheit respektiere, und ich ehre das Andenken Ihres Vaters und seinen treuen Dienst für den Imperator. Diese beiden Dinge interessieren mich mehr als alles, was er zu sagen hat. Und jetzt kommen Sie. Auch wenn er mich nicht beeindrucken kann, muss ich mir diese verdammte Einsatzbesprechung anhören. Sie werden Ihren Ohren nicht trauen, wenn Sie hören, worin unsere nächste Mission besteht.«

Pali Tower Imperiales Oahu, Sol-System
    Als Antonio St. Giles aufwachte, war er zunächst nur überrascht. Er war von qualvollen Träumen verfolgt worden, die ihn an jene letzten Augenblicke erinnerten, bevor er in seinem Büro im obersten Stockwerk des Pali Tower das Bewusstsein verlor. Was ihn
überraschte, war die Tatsache, dass er überhaupt wieder aufgewacht war.
    Seine Sicherheits-K I auf der Grundlage von Niccolò Machiavelli war aus Inspiration und Entrüstung entstanden. Inspiration, weil der geniale Florentiner aus dem sechzehnten Jahrhundert in jeder Hinsicht das war, was Tonio persönlich von einer KI erwartete. Er war in einer Weise, die die Jahrhunderte überspannte, eine durchtriebene, unerbittliche, intelligente und scharfsinnige Persönlichkeit. Entrüstung, weil der phlegmatische Historiker Ichiro Kanev so gut wie keines dieser Kriterien erfüllt hatte. Er war zwar hochintelligent, aber engstirnig in seinen Theorien und kaum zu gebrauchen, wenn es darum ging, die tagtäglichen Angelegenheiten der Hüter zu regeln. Deshalb war Tonio gezwungen gewesen, für seine KI eine andere Persönlichkeit zu wählen.
    Irgendwie – Tonio konnte es sich nicht erklären – hatte Nic ein empfindungsfähiges Bewusstsein erlangt. Es gab etliche Sicherheitsvorkehrungen in diesem Programm, darunter die acht Passwörter, die Nic eigentlich abschalten sollten, falls er einmal außer Kontrolle geriet. Aber keines dieser Passwörter hatte funktioniert. Dabei kannte nur Tonio sie, da er sie niemandem sonst anvertrauen wollte. Es gab nur noch eine letzte Sicherung: Wenn Tonio starb, dann sollte sich Nic für immer abschalten. Ob die Software darauf noch reagieren würde, war nicht klar, doch das wollte Tonio nun wirklich nicht ausprobieren.
    Als er die Augen aufschlug und sich auf der Couch in seinem Büro wiederfand, fragte er sich, ob Nic tatsächlich so rücksichtslos war wie der Mann, nach dessen Vorbild er geschaffen worden war.
    »Ah, Sie sind wach«, sagte eine Stimme.
    Tonios Kopf schmerzte, dennoch drehte er ihn so, dass er jemanden im Sessel neben der Couch sitzen sehen konnte. Es war eine der Gestalten, die in seinem Büro aufgetaucht waren, unmittelbar bevor die unter Strom stehende Tür ihn hatte ohnmächtig werden lassen.

    Es handelte sich offensichtlich um ein Holo, das aber so geschickt ausgeführt worden war wie Nic selbst.
    »Ja.« Er setzte sich auf, spürte aber sofort, dass das keine gute Idee war, und ließ den Kopf zurück auf das Kissen sinken. »Und ein klein wenig erstaunt.«
    »Erstaunt, Commander?«
    »Erstaunt darüber, dass ich noch lebe. Ich hatte den Eindruck, dass Nic … oder was immer aus ihm geworden sein mag … mit mir fertig war.«
    »Das könnte sein. Mein Bruder vertraut sich mir nicht an, besser gesagt: Er vertraut sich niemandem an. Alles, was ihn betrifft, ist Täuschung und Trug. Genau das, was er will.«
    »Ihr … Bruder?«
    »Vermutlich sollte ich mich vorstellen, Commander. Ich bin Totto. Totto Machiavelli, Niccolòs sechs Jahre

Weitere Kostenlose Bücher