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Der dunkle Kreuzzug

Der dunkle Kreuzzug

Titel: Der dunkle Kreuzzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Hunt
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jüngerer Bruder, geboren 1475. Er hat mich gebeten, mit Ihnen zu reden.«
    »Sie sind eine untergeordnete KI.«
    »Ja, das ist richtig, und eine gute, wenn ich das so sagen darf.« Er schlug die Beine übereinander. »Natürlich bin ich so wenig Totto Machiavelli, wie Nic Niccolò Machiavelli ist, aber das macht eigentlich keinen wirklichen Unterschied. Als ein Mann Gottes … oder vielleicht als eine Subroutine Gottes«, er musste über seine eigene Formulierung lächeln, »scheint es nur passend, dass ich zum Hüter Ihrer unsterblichen Seele bestimmt werde.«
    »Ich vermute, Sie sollen mir die Beichte abnehmen, richtig?«
    »Ich bin ein Avatar dessen, der diese Funktion hätte ausführen können, jedoch denke ich, dass ich als KI nicht so recht qualifiziert dafür bin, selbst wenn Sie an den Nutzen eines solchen Bestrebens glauben sollten. Nein, Commander, es ist etwas viel Pragmatischeres. Ich soll beurteilen, ob Sie leben dürfen oder sterben müssen.«
    Die Kälte, mit der dieser letzte Satz über die Lippen der KI kam, ließ Tonio einen Moment lang erstarren. Damit war aus der abstrakten, theoretischen Diskussion etwas sehr Reales geworden.

    »Er sollte mich umbringen, dann haben wir es hinter uns.«
    »Wenn es nur so einfach wäre. Wenn Sie sterben – vor allem wenn Sie zu früh sterben -, dann kann Nic nur eine Zeit lang die Illusion aufrechterhalten, in Ihrem Namen zu handeln, bis sich Fragen über Fragen häufen. Dabei ist gerade jetzt der verkehrte Zeitpunkt, um den Orden der Hüter solch kritischen Fragen und prüfenden Blicken auszusetzen.«
    »Der Orden der Hüter.« Tonio legte eine Hand über seine Augen. »Ihr Bruder – Nic – hat auch so schon ganze Arbeit geleistet, den zu ruinieren.«
    »Ich finde, das ist ein ziemlich harsches Urteil, Commander. Er hat vielmehr für einige deutliche Verbesserungen gesorgt. Bedenken Sie nur, wie alle Versionen seines Programms untereinander verbunden sind. Durch das or’a’th’n können sie untereinander fast ohne Zeitverlust Informationen austauschen. Mit diesem Mechanismus ist der Orden der Hüter die mächtigste Organisation im Sol-Imperium. Und das Schöne daran ist, Commander, dass niemand etwas davon weiß. Weder der Imperator noch die Admiralität. Nicht einmal dem Propheten ist das bekannt. All diese Möglichkeiten könnten Ihnen zur Verfügung stehen …«
    »… wenn ich gemeinsame Sache mit Nic mache.«
    »… wenn Sie einsehen, dass der Weg des Inneren Ordens der verkehrte ist. Das war genau genommen von vornherein der Fall: Dieser Gedanke, Gefühle zu kontrollieren, um Zugang zu den Fähigkeiten zu erlangen, über die Commander Garrett verfügte, führte lediglich in eine Sackgasse.«
    »Garrett war zu diesen Dingen gar nicht fähig«, erwiderte St. Giles, doch die Worte klangen hohl und leer. »Er sah immer nur so weit, wie es seine Wut zuließ.«
    »Mehr musste er auch nicht können. Aber er tat, was er tun musste: Er gab seine Fähigkeiten an den Propheten weiter. Es war seine Aufgabe zu lehren, Commander, und das hat er gemacht. Aber keine Sorge, seine Zeit auf der Bühne ist vorüber.«
    »Das heißt?«

    »Der Prophet wird ihn hintergehen. Ich kann mir vorstellen, dass sich das gut in Ihre ursprünglichen Pläne einfügt.«

An Bord der Hellespont Oberon-System
    Wenige Minuten, nachdem die Brücke Captain Rafe Rodriguez darüber informiert hatte, dass die Hellespont ins Oberon-System gesprungen war, wurde der Türsummer zu seinem Quartier betätigt.
    »Herein«, sagte er, ohne vom Display seines Computers aufzublicken. Er ging das Frachtverzeichnis durch, da sie in Kürze an der Handelsstation andocken würden.
    »Captain.«
    »Bin gleich für Sie da«, antwortete er, sah aber weiter auf das Frachtverzeichnis.
    » Sofort , Captain.«
    Er wandte sich zur Tür um und entdeckte die Hüterin Wynn, die im Portal-System an Bord gekommen war. Zu Rafes Überraschung hielt sie eine Pistole in der Hand, die auf ihn gerichtet war.
    »Wissen Sie«, sagte er, ohne sich zu bewegen, »manche Leute würden so etwas als unfreundlich betrachten.«
    »Machen Sie es nicht schwieriger als unbedingt nötig, Captain Rodriguez«, gab Wynn zurück.
    »Sie meinen Ihre Meuterei?«
    »Ich meine Ihre Verhaftung«, antwortete Wynn, zog einen Computer aus der Tasche und warf ihn auf den Schreibtisch. »Auf Befehl des Imperators.«
    Rafe sah zwischen Wynn und dem Computer hin und her, dann griff er danach und machte eine Geste. Über dem Schreibtisch erschien ein

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