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Der dunkle Kreuzzug

Der dunkle Kreuzzug

Titel: Der dunkle Kreuzzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Hunt
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Transportbehältnis und übergab sie Barbara, wobei er sich so verhielt, als würde er ihr einen Karton mit scharfen Granaten anvertrauen.
    »Es gibt einfachere Methoden, um einen Admiral aus dem Weg zu räumen«, sagte Barbara und nahm die Kiste an. Die versammelten Offiziere lachten, woraufhin sie ihnen den typischen bösen MacEwan-Blick zuwarf.
    Niemand sprach ein Wort, als sie mit dem Fingernagel das Wachssiegel öffnete und das Band zur Seite schob. Dann machte sie den Deckel auf und zog eine edle Glasflasche heraus.
    »Balvenie«, sagte Abramowicz leise. »2261. Das Jahr, bevor sie von Bremerton Distilleries aufgekauft wurden.«
    »Es bringt Unglück, schlecht über die Toten zu reden«, sagte Barbara und drehte die Flasche in ihrer Hand, wobei sie sich ein Lächeln nicht verkneifen konnte. »Mein Gott, Richard. Von dem Jahrgang kann es im ganzen Sol-Imperium keine zwanzig Flaschen mehr geben. Es heißt, dass der Geist von William Grant dem Meisterdestillateur über die Schulter schaute, als die letzte Flasche Balvenie abgefüllt wurde. Bei Gott, ich habe das Zeug von Bremerton probiert, aber das ist bestenfalls ein verarmter Cousin eines anständigen Whiskys.«
    »Wir konnten nur sechs ausfindig machen«, antwortete er. »Das ist der Balvenie 15 aus einem einzelnen Fass. Natürlich habe ich den noch nie probiert.«
    »Ich auch nicht«, erwiderte sie. »Der muss Sie ein Jahresgehalt gekostet haben, und zwar jeden von Ihnen .«
    »Nicht ganz. Aber wir hielten es für ein angemessenes Geschenk, und keiner hat es mehr verdient als unser Admiral. Ich hoffe, Sie akzeptieren es in dem Sinne, in dem es gemeint ist.« Er salutierte, die anderen Offiziere folgten seinem Beispiel, und dann applaudierten
sie. Auch die diensthabende und offenbar gut unterrichtete Crew des Kommandozentrums stimmte in den Beifall ein.
    »Ich weiß nicht, womit ich das verdient habe, und ich weiß auch nicht, ob das die richtige Zeit zum Feiern ist, aber ich möchte Ihnen trotzdem danken. Wenn wir sie öffnen, dann hoffe ich, dass jeder von Ihnen Gelegenheit bekommt, ein Glas davon zu kosten. Entweder haben wir dann tatsächlich einen Grund zum Feiern – oder es ist dann sowieso alles egal.« Sie stellte die Flasche zurück in die Kiste und diese wiederum in den Transportbehälter.

Pali Tower Imperiales Oahu, Sol-System
    Zum ersten Mal kam sich Tonio wie ein Fremder in seinem eigenen Büro vor. Der Nebel lag noch immer über dem Hain aus Topfpalmen, die der Orden der Hüter zwanzig Jahre zuvor nahe dem Eingang zum Pali Tower gepflanzt hatte, und in der Ferne war Honolulu im Dunst nur verschwommen zu sehen. Kurz vor Sonnenaufgang hatte es dort noch kurz geregnet. Die langen Schatten der Berge reichten immer noch über das südliche Kailua, und er konnte nicht die Türme der vom Hohen Nest benutzten Einrichtung bei Waianae sehen.
    »Guten Morgen, Maestro«, begrüßte Nic ihn, ohne dass er gerufen worden war. Das Holo tauchte neben Tonio auf, der nach Westen schaute und die Aussicht genoss. »Ein wunderschöner Morgen.«
    »Ich weiß nicht, wie du das erkennen kannst.«
    »Das kann ich auch nicht, aber ich habe alle gesammelten Informationen zusammengetragen, und das ist die einhellige Meinung aller, die den Anblick gesehen haben. Stimmen Sie damit überein?«
    Tonio zuckte mit den Schultern und sagte weiter nichts, sondern ging durch das Büro, um sich an seinen Schreibtisch zu setzen.
»Sollen wir eine Morgenbesprechung durchführen, oder sind bereits alle Entscheidungen gefällt worden?«
    »Ich würde gern Ihre Meinung einholen.« Nics Bild verschwand vom Fenster und befand sich einen Moment später auf dem üblichen Platz gegenüber von Tonio. »Wo möchten Sie anfangen?«
    »Wohl am besten mit dem Krieg.«
    »Admiral Andersons Flotte ist im Sprung und wird in wenigen Stunden das mit VALENCIA bezeichnete System erreicht haben. Ohne die Unterstützung der Zor werden sie dort Probleme bekommen, vor allem hinsichtlich der veränderten Taktiken der Vuhl mit ihren Selbstzerstörungs- und Selbstmordangriffen.«
    »Ich habe mir die Informationen zum Rückzug der Zor durchgelesen«, sagte Tonio. »Gibt es vom Hohen Nest noch irgendwelche Erklärungen dazu?«
    »Nein. Sie bezeichnen das Gebiet jenseits des Risses als ›Ur’ta leHssa‹ , als das Tal der Verlorenen Seelen, und sie wollen sich von dem dort geführten Feldzug distanzieren. Da stellt sich die Frage, warum sie überhaupt erst bereit gewesen waren, sich an diesem Krieg zu

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