Der dunkle Kreuzzug
ihnen.
Owen Garrett hatte recht gehabt. Da hatte tatsächlich eine Bestimmung auf ihn gewartet, etwas Größeres als der Dienst bei den Marines, bei dem er für den Imperator sein Leben gegeben hätte. Und größer als eine Zukunft bei den Hütern, wo er keine Chance hatte, jemals mehr als nur einer unter vielen zu sein.
Als Stone ihn vor ein paar Monaten auf der Ian besuchte, während sich die Flotte bei Nestor einrichtete, da erfuhr er alle Einzelheiten seiner ›zufälligen‹ Begegnung mit Owen Garrett – alle Einzelheiten, sogar Quint Hannays gebrochenes Bein und die ausgekugelte Schulter. Nichts an dieser Begegnung war ein Zufall gewesen.
Stone hatte ihm ein Angebot gemacht: Wenn er Garrett aus dem Weg räumt, dann wird sich mit einem Schlag jeder im Imperium für den Flammenden Stern interessieren. Ein alter Freund für tausende oder sogar zehntausende neue Anhänger, ein völlig neues Publikum, dem er seine Botschaft verkünden konnte.
So ein kleines Opfer, und obwohl es ein schäbiger Lohn für gute Dienste war – immerhin hatte Owen an alles geglaubt , was sie machten -, war er am Ende doch gerechtfertigt. Owen wollte die Bewegung verlassen, so wie er zuvor den Hütern den Rücken kehrte.
Er war das schwache Glied in der Kette, hielt sich der Prophet vor Augen. Du bist ihn los, und mit ihm all seine Spießgesellen.
Alle bis auf einen.
Er dachte über Djiwara nach. Der Kaufmann hatte mit viel Geschick die Finanzen der Bewegung verwaltet, und er hatte es sogar geschafft, den Zugriff auf einige Konten auf seine eigene Person zu beschränken. Der Prophet war davon ausgegangen, dass so etwas passieren würde, und er wäre erst dann misstrauisch geworden, wenn Djiwara nicht versucht hätte, sich zu bereichern. Aber der Banker des Flammenden Sterns war gerade mal so habgierig, dass er einen Teil in seine Taschen fließen ließ, ohne die Ausrichtung
der Bewegung zu verändern. Ein wenig Korruption sorgte dafür, dass alles wie geschmiert lief. Es war möglich, dass irgendwann der Zeitpunkt kam, an dem die Dienste des Kaufmanns nicht mehr benötigt wurden, doch momentan war das noch nicht der Fall.
Aber Owen hatte seinen Platz räumen müssen, ob es dem Propheten gefiel oder nicht. Vor dem Treffen im Jahr 2415 im Harrison-System stand der Flammende Stern für ein paar Dutzend Mitglieder und einige hundert tote Vuhl. Jetzt war die Organisation im Begriff, die Existenz der Vuhl ein für alle Mal zu beenden. Es war ein Lebenswerk – und dabei war das nur der Anfang.
Da niemand bei ihm war, der es hätte sehen können, gestattete sich der Prophet ein kurzes, böses Grinsen.
Wartet ab, dachte er, bis ihr seht, was als Nächstes passiert.
25. Kapitel
Die beste Art, in dieser Welt ehrbar zu leben, besteht darin, das zu sein, was wir zu sein vorgeben.
Sokrates
Oktober 2424
Shiell Institute, Jardine City, New-Chicago-System
Auf dem Weg zu jenem Richtung Orion gelegenen Randgebiet des Imperiums stattete Jackie Laperriere in Begleitung von Byar HeShri dem Shiell Institute auf New Chicago einen Besuch ab. Das Gerücht von Rivendra Wells’ Verhaftung war bis zu Byar vorgedrungen, und um der Sache auf den Grund zu gehen, war der Meister des Sanktuariums mit Jackie bis nach New Chicago gereist. Bei ihrer Ankunft mussten sie feststellen, dass das gesamte Institut von den Mitgliedern des Ordens der Hüter besetzt war.
Ihr gemeinsames Erscheinen sorgte augenblicklich für Unruhe. Meister Byar hatte auf dem Platz vor Gebäude 12 – dort befand sich das Büro seines Freundes Dr. Rivendra Wells – erst ein paar Schritte zurückgelegt, als er sich mit vier imperialen Soldaten konfrontiert sah, die ihm den Weg versperrten und ihre Waffen auf ihn gerichtet hatten.
Jackie hatte etwas auf ihrem Computer eingegeben, steckte den aber langsam weg und stellte sich zu ihm, wobei ihre Hand auf dem gyaryu ruhte.
»Das ist kein kluger Zug von Ihnen«, sagte sie zu den Wachen und sah einen nach dem anderen an. Ihr entging nicht, dass jeder
von ihnen unter dem Dienstabzeichen das Emblem des Flammenden Sterns trug. »Meister Byar untersteht meinem Schutz.«
»Ich benötige keinen Schutz«, sagte Byar, die Hand auf das Heft seines chya gelegt. Die Wachen hielten ihre Waffen schussbereit.
Jackie und Byar blieben stehen.
»Nehmen Sie Kontakt mit Ihrem Vorgesetzten auf«, sagte Jackie ruhig. »Sie haben bereits einen Fehler begangen. Machen Sie es nicht noch schlimmer.«
»Ich glaube nicht, dass wir einen
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