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Der dunkle Kreuzzug

Der dunkle Kreuzzug

Titel: Der dunkle Kreuzzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Hunt
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formulieren – fand sich womöglich in seinen Lehren irgendein Fehler?
    Er legte das Buch auf das Pult.
    »Nein«, sagte er laut zu sich selbst. »Es findet sich kein Fehler darin. Welchen Pfad er auch gewählt haben, wohin er auch gegangen sein mag …«
    Was? War Garrett jetzt ein Hüter? Er hatte nie vor St. Giles einen Eid abgelegt, und das würde er auch wohl niemals machen. Er hatte nicht die Prüfungen abgelegt, nie die Erleuchtungen erfahren, und er war auch nicht den Stufen gefolgt.
    Und er würde das auch wohl niemals machen, ging es ihm wieder durch den Kopf.
    Was würde Owen von dem halten, was aus den Hütern geworden war? Und wie sollte er erklären, was aus Garrett für diejenigen geworden war, die einen Eid abgelegt hatten ? Aber vielleicht würde eine Erklärung auch gar nicht nötig sein. Vielleicht konnte Garrett ja einfach zurückkehren …
    »Nein«, sagte er laut. »Nein, er kann nicht zurückkehren.«
    Er gestikulierte zum Fenster, das daraufhin wieder klar und durchsichtig wurde, er sah der Sonne zu, wie sie sich von den Inseln hinter Kauai für die Nacht verabschiedete, hinter Niihau und den kleineren Atollen, hinter dem Rand der Erde.
    »Den Inneren Rat einberufen«, sagte er in den Raum, nahm das Buch mit an seinen Schreibtisch und beschrieb darüber eine Geste der Ehrfurcht und des Schutzes.
    Vor ihm lag noch viel Arbeit.

Crozier-System
    Masseradarechos am Rand des Crozier-Systems tauchten auf dem Display vor Dana Olivo und J. Michael Djiwara auf. Olivo hatte das Kommando, da Garrett in Felicidad unterwegs war. Djiwara war lediglich aus Gefälligkeit mitgekommen. Eine militärische
Aufgabe erfüllte er nicht, aber er bekleidete einen hohen Posten im Flammenden Stern, der Organisation, bei deren Aufbau er Owen Garrett geholfen hatte.
    Djiwara mochte ja nervös sein. Er hatte Holos von solchen Situationen gesehen, wenn die Käfer von Menschen oder Zor bewohnte Systeme angriffen. Zum Glück war er dabei nie selbst körperlich anwesend gewesen. In diesem Moment verspürte er auch ein ungutes Gefühl in der Magengegend, während er stumm die Sprungechos mitzählte, die sich nach kurzer Zeit auf fast vierzig Stück beliefen. Doch es hätte schon mit dem Teufel zugehen müssen, wenn er Olivo oder sonst jemanden seine Nervosität erkennen lassen würde.
    »Das sind eine ganze Menge Mistkerle«, knurrte er.
    »Stimmt«, erwiderte Olivo, ohne sich in seine Richtung zu drehen. »Aber keine großen. So wie Garrett sagte: Die glauben, Crozier ist die Mühe nicht wert.«
    Olivo war ein alter Bekannter von Garrett, wie Rodriguez ein ehemaliger Angehöriger der Imperialen Navy. Und wie der war auch Olivo an Bord der Negri Sembilan gewesen, als die zu Beginn des Krieges den Vuhl wieder abgenommen worden war. Er war mit etwas stärkeren Emotionen bei der Sache als der große Mann, aber ihm fehlte es an der fanatischen Loyalität, die Garrett für den Boss an den Tag legte. In dieser Hinsicht stimmten Olivo und Djiwara völlig überein: Olivo war ziemlich vernünftig und wollte einen Sieg erringen, während Djiwara es für das Beste hielt, immer mit den letztendlichen Siegern Geschäfte zu machen.
    » Ist es das denn?«
    »Das wäre es«, antwortete Olivo, »wenn er tatsächlich hier wäre. Er ist derjenige, den sie haben wollen. Unsere armselige kleine Flotte interessiert sie eigentlich gar nicht.«
    »Die armselige kleine Flotte, die ihnen zwischen Tamarind und KEYSTONE schon vier- oder fünfmal einen kräftigen Tritt gegen den Panzer verpasst hat«, meinte Djiwara. »Es würde sie bestimmt nicht stören, diese kleine Flotte auszulöschen.«

    »Ich schätze, das könnte stimmen.« Olivo wandte den Blick vom Display ab und sah zur Uhr, die gleich daneben in der Luft schwebte. »Okay«, sagte er zur Ops-Station. »Schicken Sie die Aufklärer los.«
    »Start in … sechs Minuten«, meldete der Ops-Offizier.
    »Jetzt warten wir ab, was die machen werden.«
     
    In einem Vierteljahrhundert Krieg hatten die Vuhl ihre Taktiken nur minimal geändert. Die Feldmodulationstechnik hatte einige Fortschritte gemacht, um feindliche Fühlende davon abzuhalten, den Geist ihrer Gegner zu manipulieren, doch das war nur eine Teillösung für das Problem. An Bord eines jeden Schiffs der Imperialen Navy reisten Fühlende mit, die den Rest übernahmen. Fühlende des Militärs hatten eine einfache Mission: Sie sollten den Verstand von Offizieren und Crewmitgliedern vor der Domination bewahren, damit die Waffen den feindlichen

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