Der dunkle Kreuzzug
Tante anzusehen.
»Wie geht denn der Captain mit dir um?«, fragte Jackie, um das Thema zu wechseln. Sie sah zu Pyotr, der keine Miene verzog.
»Da kannst du mich genauso gut fragen, wie Hal mit mir umgeht«, antwortete Lauren.
»So?« Sie sah ihren Neffen an. »Machst du deiner Schwester auf ihrem ersten Flug das Leben schwer, junger Mann?«
»Sie bekommt die gleiche Behandlung wie jedes neue Crewmitglied.«
»Das war keine Tradition, als ich an Bord der Fair Damsel gereist bin.«
Hal zuckte mit den Schultern.
»Scheint so, als würde sie genauso gut austeilen, wie sie einsteckt.«
Alle mussten lachen.
»Dann verrat mir mal, Pyotr, warum du Lauren an dem Tag zusammengestaucht hast, an dem ich an Bord kam.«
»Wie kommst du auf die Idee, ich hätte so was getan?«
»Weil ich ihren Gesichtsausdruck gesehen habe, als sie aus deinem Büro kam.«
Pyotr trank einen Schluck. »Du willst doch nicht etwa meine Schiffsdisziplin kritisieren, oder?«
»Nie im Leben.«
»Ich habe lediglich eine Unachtsamkeit korrigiert«, sagte er dann.
Lauren lief rot an, sagte aber nichts.
»Die Gewinnspanne auf diesem Schiff ist sehr schmal. Es ist noch schlimmer geworden seit der Zeit, als Dan noch Captain war. Es gibt immer mehr Schiffe, die größer sind und modernere Maschinen haben. Wir mussten sehr hart daran arbeiten, um mit der Konkurrenz mitzuhalten. Wir erledigen manche Dinge auf eine bestimmte Weise, und eine erfahrene Crew weiß das.«
»Ich höre nur immer, was ich falsch mache«, beklagte sich Lauren, ohne ihrem Captain in die Augen zu sehen.
»Was immer du auch falsch gemacht hast«, sagte Jackie behutsam, »ich bin mir sicher, beim nächsten Mal wirst du es bestimmt richtig machen, oder?«
»Er hat mir gesagt, er wird mich Hal zuteilen, wenn ich es nicht richtig mache«, erwiderte sie mit einem flüchtigen Seitenblick zu Pyotr. »Also lautet die Antwort Ja.«
»Warum erzählst du nicht etwas darüber, warum wir dich nach Oberon bringen, Tante Jackie?« Hal nahm sich ein Stück Obst.
»Ja, Jackie, erzähl uns doch mal, warum wir dir diesen Gefallen tun«, stimmte Pyotr mit ein und grinste so breit, dass seine Zähne zu sehen waren. »Wir sind doch hier ganz unter uns.«
»Ich muss mich mit jemandem treffen.«
»Mit wem?«
»Mit einem Mann, der von Admiral Erich Anderson festgenommen wurde. Er ist …« … der Zerstörer , hätte sie fast gesagt. Sie war sich aber nicht sicher, ob sie es wirklich sagen wollte. Sie hatte ja nicht mal die Gewissheit, dass das überhaupt stimmte. »Er ist für das Hohe Nest von Interesse.«
»Ein Fühlender«, sagte Lauren.
»Ein Dämon«, meinte Hal. Laurens Messer fiel scheppernd auf den Tisch.
»Noch einer«, fügte Pyotr an.
»Also das ist jetzt etwas dramatisch«, entgegnete Jackie. »Ich weiß nicht, ob ich ihn so bezeichnen soll. Dieser Mann … er ist nicht Shrnu’u HeGa’u . Jedenfalls glaube ich nicht, dass er es ist. Die Wahrheit ist, dass ich gar nicht genau weiß, was mich erwarten wird. Ich … ich schleiche mich sozusagen an ihn heran.«
»Ich dachte, du hast gesagt, Admiral Anderson habe ihn festgenommen. Ist er ein Gefangener?«, fragte Pyotr.
»Er ist der Kopf einer Organisation. Ich weiß nicht, wo er überall Augen und Ohren hat, und ich will ihn nicht vorwarnen.«
»Wir scheinen eine Tradition als deine Handlanger zu haben, se
Gyaryu’har «, sagte Pyotr. »Ich darf davon ausgehen, dass du uns in eine gewisse Gefahr bringst.«
»Du hast selbst gesagt, Oberon sei für Schiffe von dieser Größe ein Kriegsgebiet, also musst du davon ausgehen, dass es möglich ist.«
»Und was passiert, wenn wir dort ankommen?«
»Da bin ich mir nicht sicher. Ich hatte schon einmal erwartet, diesen Mann anzutreffen, als ich Ch’en’ya verfolgte.«
»Die Tochter von Ch’k’te?«, wollte Pyotr wissen. »Die, die wir gefunden hatten?«
Hal und Lauren lauschten aufmerksam. Es ging um Dinge, von denen sie nichts wussten, doch Pyotr schien es nicht eilig zu haben, sie einzuweihen.
»Sie hat vor einigen Wochen Zor’a in großer Eile verlassen. Ich folgte ihrer Spur in der Hoffnung, auf ihn zu stoßen, aber es war eine Sackgasse. Ich kam nicht mal in seine Nähe. Und jetzt hat Admiral Anderson ihn auf einmal festgenommen.«
»Klingt nach einem glücklichen Zufall.«
»Ich glaube nicht an Zufälle, und das Hohe Nest auch nicht. Er ist aus einem bestimmten Grund dort, und ich will diesen Grund herausfinden.«
»Und was wirst du dann machen?«
Ohne zu
Weitere Kostenlose Bücher