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Der dunkle Kreuzzug

Der dunkle Kreuzzug

Titel: Der dunkle Kreuzzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Hunt
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antworten legte Jackie ihre Hände auf das gyaryu . Dann sah sie von Hal zu Lauren und Pyotr, die jeder ihren Blick erwiderten.
    »Was immer ich tun muss.«

Crozier-System
    An einem sicheren Ort im Crozier-System saß Ch’en’ya HeYen mit geschlossenen Augen da, die Flügel in der Pose des Respekts gegenüber esLi ausgestreckt. Außerhalb der Kammer hielten zwei Mitglieder der Kralle von esLi Wache, zwei weitere standen ein
Stück weiter den Korridor entlang mit gezogenen chya’i in den Klauen. Es wäre nicht ratsam gewesen, sie zu stören.
    Auf einem Tisch in der Nähe lag eine Folio-Schriftrolle des Am’a’an-Codex , eine Passage war mit Plastikmarken hervorgehoben worden. Sollte sie aus irgendeinem Grund nicht von dieser Reise zurückkehren, dann gab es zumindest einen klaren Hinweis darauf, wohin ihr hsi gegangen war. Es wäre vernünftiger gewesen, sich von jemandem begleiten zu lassen, doch Vernunft gehörte nicht zu dieser Übung.
    Langsam atmete sie ein und aus, dann entließ sie ihr hsi , wobei sie dem im Codex beschriebenen Muster folgte. Sie wusste, sie konnte das schaffen. Dem Hohen Lord war es auch gelungen, und die hatte dafür das gleiche Buch gelesen – aber nicht so gründlich, wie sie selbst das getan hatte.
    Als sie die Augen aufschlug, befand sie sich in der Luft. Sie flog über eine Landschaft, die einem trüben Sumpf glich. Vom Himmel reichten Nebelwolken herab, aus dem Dunst ragten zerbrochene Säulen hervor. Überall konnte sie das e’gyu’u des Täuschers fühlen, das ihren Namen bei jedem Schlag ihrer Flügel rief. Normalerweise war die Ebene ein Ort, an den nur der Hohe Lord reiste, doch Ch’en’ya war zu der Ansicht gelangt, dass es sich bei diesem Brauch lediglich um ein überholtes Relikt handelte – dies hier war kein Ort für die Furchtsamen.
    Die Ebene des Schlafs gab weder einen Hinweis auf die verstrichene Zeit noch auf den Ort, an dem man sich befand. Es existierten nur wenige feste Bezugspunkte. So sprach der Codex beispielsweise vom Stein des Gedenkens, einem Echo jenes Steins im Dschungel von E’rene’e. Vor vielen Standardjahren war dort hi Sa’a zum ersten Mal auf die Ebene gekommen, um nach dem kurz zuvor verstorbenen Weisen si S’reth zu suchen. Ihre damalige Erfahrung hatte sie nicht für den Gedanken begeistern können, diese Ebene weiter zu erkunden.
    Doch es wurde noch ein anderer Ort im Codex erwähnt, ein Platz »im Norden«, wo das Land der Ebene abrupt in einen zerklüfteten,
steilen Abhang überging, der den Rand der Ebene kennzeichnete. Jenseits davon fanden sich die Nachtberge, deren Dunkelheit kein Lichtstrahl aus esLis Goldenem Kreis durchdringen konnte.
    Das war ihr Ziel. Von ihrer gegenwärtigen Position aus konnte sie sie in weiter Ferne schroffe Felsen ausmachen, die sich jenseits des Sumpfs majestätisch erhoben und zwischen den Nebelwolken verschwanden. Hinter ihnen lag die absolute Finsternis von anGa’e’ren .
    Der Codex sprach von den Am’a’an-Wächtern, vier Helden aus der Zeit vor dem Zusammenschluss, die in ewiger Wachsamkeit auf diesen Felsen standen und die Ebene vor unerwünschten Eindringlingen schützten. Während sie über die Ebene flog, wurde Ch’en’ya jedoch klar, das diese Wächter aus irgendeinem Grund versagt hatten: Nach der Beschreibung von hi Sa’a und nach dem zu urteilen, was sie mit eigenen Augen sah, hatte esGa’uYal die Herrschaft über diesen Ort an sich gerissen.
    Sie näherte sich den Bergen. Der Sumpf unter ihr wich einer staubigen Landschaft, übersät mit sonderbar geformten Felsbrocken, die bei genauerem Hinsehen mehr an verstümmelte Leichen aus dem Volk erinnerten denn an bloße Gesteinstrümmer. Während Ch’en’ya ihren Flug verlangsamte, um über dem Vorgebirge zu kreisen, kam es ihr vor, als fliege sie über ein riesiges Schlachtfeld.
    Endlich gelangte sie zu einem Plateau, das viele achtmal Flügelspannen über der Ebene lag. Dort landete sie und formte mit ihren Flügeln den Mantel der Wachsamkeit. Ihr chya hielt sie in den Krallen; es sang leise vor Wut.
    »Kasi!«, rief sie. » Kasi, seAm’a’a na’ esLi’ a aryu che’e seKa.« Ich komme. Ich komme, um die Am’a’an-Wächter im Namen von esLi zu befehligen.
    Diese Worte entstammten einer Sprache, die weitaus älter war als die Hochsprache. Im Am’a’an-Codex fanden sie keine Erwähnung. Ch’en’ya hatte sie in einem anderen, älteren Text entdeckt. Sie betete zu esLi , dass sie sie richtig ausgesprochen hatte.

    Sie hallten

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