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Der dunkle Kuss der Sterne

Der dunkle Kuss der Sterne

Titel: Der dunkle Kuss der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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zurückgehen würden. Komm mit, die anderen sind schon draußen.«
    Über Nacht hatte sich das Land in eine gleißend weiße Wüste verwandelt, so kalt, wie der Glutsand heiß. Die Lichter trugen alle Militärkleidung, eine perfekte Gardeeinheit, die unbemerkt an den Lagern vorbeimarschieren konnte. Trinn und Meon begrüßten mich mit einem Lächeln. Kallas dagegen funkelte mich immer noch feindselig an. Ihre Augen waren vom Weinen gerötet. Nun, vielleicht würde ihr Kummer mir helfen, auch sie zu überzeugen.
    »Ich muss mit euch sprechen.« Meon richtete sich sofort auf. Und auch Trinn wandte sich mir zu. Nervös leckte ich mir über die Lippen. »Ihr wisst, dass ich zurückkehren will. Und Wahida sagte, ihr habt die Wahl zwischen Kammern und Wegen. Mit den Kammern meintest du die Kerkerzellen, nicht wahr? Sie sind nicht zerstört?«
    Wahida schüttelte den Kopf. »Sie gehören zu dir. Sie sind jetzt leere Räume …«
    »… mit offenen Türen?«, ergänzte ich vorsichtig.
    Es war nur zu deutlich, wie sich alle sofort versteiften. Meon kniff die Augen zusammen. »Worauf willst du hinaus?«
    Ich musste allen Mut zusammennehmen, um die nächste Frage zu stellen. »Also könntet ihr … sie wieder betreten, ohne gefangen zu sein?«
    Wahida starrte mich an, als wäre ich verrückt geworden. Aber es war Kallas, die als Erste begriff. Sie schüttelte so empört den Kopf, dass ihr Haar tanzte. »Nein!«, rief sie. »Niemals!« Wahida schloss eine Hand um ihr Handgelenk. »Ruhig Blut, Kallas!«
    »Du hörst einer Moreno zu?«
    »Ich höre Canda zu«, erwiderte Wahida ruhig. Es war das schönste Geschenk, das mein mathematisches Mädchen mir machen konnte.
    »Kallas hat recht«, erwiderte ich. »Ja, ich bin eine Moreno, ich werde es immer sein, ich stamme nun mal von Tana Blauhand ab und nichts kann das ändern. Und vielleicht wäre ich eine Herrscherin geworden wie die Mégana. Ich hätte euch verkauft und ausgebeutet. Aber diesen Weg kann und werde ich niemals gehen. Ich stehe hier, bei euch, auf eurer Seite und bitte euch nur, mir einfach nur zuzuhören. Es geht um euch – um mich … aber auch um die, die in der Stadt gefangen sind.« Ich machte eine Pause, dann fügte ich mit Nachdruck hinzu: »Noch.«
    Die drei sahen Kallas fragend an. Sie war so blass geworden, dass sie fast durchsichtig wirkte, jeder von uns wusste, dass sie an Gavran dachte. Ihr Kummer war so greifbar, dass er die Luft fast flimmern ließ. Sie hob das Kinn und schien mit sich zu ringen, aber schließlich überwand sie sich und nickte kurz. »Sag, was du zu sagen hast.«
    Noch nie war ich so nervös gewesen. Jemanden mit Hilfe von Gaben zu überzeugen, war etwas ganz anderes, als nur das nackte Ich zur Verfügung zu haben. Ich verhaspelte mich oft und widersprach mir selbst. Und jetzt, bei Tageslicht, hörte sich der Plan noch viel kläglicher an. Ich erklärte, was ich von Amad wusste, und versuchte ihnen klarzumachen, warum ich ihm immer noch vertraute. »Wer sagt euch, dass ihr den Weg zurück in eure Wirklichkeit findet, um Hilfe für die Gefangenen zu holen?«, schloss ich. »Was, wenn euer Volk hinter Ghans Mauern bis dahin ganz zugrunde geht?«
    Das Schweigen war unbehaglich und dehnte sich in die Unendlichkeit. Die Lichter wechselten in einer stummen Zwiesprache Blicke, aber niemand antwortete. »Bitte!«, setzte ich hinzu. »Wenn ihr jetzt fortgeht, dann lasst ihr die anderen zurück. Ich weiß, es klingt verrückt, aber es ist eine Chance – wenn wir alle zusammen gehen!«
    Kallas wich meinem Blick aus. Mir sank der Mut. Aber dann räusperte sich Meon. »Es … könnte tatsächlich ein Weg sein«, murmelte er. Doch es war mein mathematisches Mädchen, das den ersten Schritt auf meine Seite machte. »Ich bin dabei, wenn ihr dabei seid.« Trinn war blass geworden. Und ich liebte ihn dafür, dass er trotz seiner Angst nickte. Aber Kallas verschränkte die Arme. Ihre Furcht flackerte so hell, dass ich sie wahrzunehmen glaubte wie eine Fata Morgana in der Wüste. Bitte sag Ja , flehte ich sie im Stillen an. Aber natürlich schüttelte sie den Kopf. »Was, wenn sie und Amad uns betrügen?«
    »Du hast sie nicht kennengelernt, aber wir«, antwortete Wahida. »Wir haben sie stürzen und fallen gesehen. Wir sahen sie viermal sterben und jeder ihrer Schritte führte sie weiter fort von dem Ghan, das sie liebte. Und ich glaube ihr.«
    »Ich kenne die Stadt«, sagte ich zu Kallas. »Und Amad hat mir nicht umsonst beigebracht, was ich auf einer

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