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Der dunkle Kuss der Sterne

Der dunkle Kuss der Sterne

Titel: Der dunkle Kuss der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Richtung Wüste ritt. Langsam bekam ich doch Angst.
    Nase und sein Bruder warteten mit verschränkten Armen und drohenden Gewittermienen auf eine Antwort. Die Stille war zum Schneiden dicht; die Luft flirrte vor unausgesprochenen Begierden und Gedanken. »Für’n Kuss wird’s vielleicht billiger«, sagte der Ältere prompt.
    Ich richtete mich auf, obwohl meine Knie weich waren. »Was ich euch für den Hund biete?«, sagte ich mit aller Autorität der Morenos. »Ruhigen Schlaf! Es stimmt nämlich: Ich bin eine Magische – und wenn ich will, kann ich euch Träume schicken, die euch vor Angst schreien lassen. Aber meine Macht reicht noch weiter: Auf meinen Befehl hin werden Dämonen der Wüste euer Blut saugen, bis ihr schwächer und schwächer werdet. Und schließlich werden eure leeren Hüllen im Sand verdorren, während eure Seele in alle Ewigkeit rastlos und verloren durch die Wüste irren.« Jetzt klinge ich schon wie Amadar . »Wenn ihr also klug seid, gebt mir den Hund zurück, dann sorge ich dafür, dass ihr verschont bleibt.«
    Dem Jüngeren war das Grinsen vergangen. Der Ältere ließ sich leider nicht so leicht einschüchtern. »Meinen Bruder kannst du vielleicht für dumm verkaufen, aber mich nicht!«, knurrte er. »Handel bleibt Handel. Wir haben für den Hund was gegeben, er gehört uns, dafür kannst du uns nichts anhexen. Verfluchen könntest du uns nur, wenn wir ihn dir gestohlen hätten. Was für ’ne Magische bist du eigentlich, dass du das nicht weißt?«
    Mir wurde siedend heiß. »Tja, schade«, sagte ich mit gespielter Leichtigkeit. »Aber ihr müsst zugeben, einen Versuch war es wert. Die Trottel aus Tamrar hätten mir geglaubt. Aber ihr seid klüger. Das hätte ich wissen müssen.«
    Der Ältere war eitel genug, um auf diese Schmeichelei hereinzufallen. Er legte den Kopf zurück – bei meiner Größe seine einzige Möglichkeit, mit einer Mischung aus Triumph und zufriedener Verachtung auf mich herabzublicken. Nase dagegen wirkte nur gekränkt. Jetzt bleibt nur noch ein Weg: Er ist der schwächere der Brüder, der Ältere verspottet ihn, also versprich ihm das, was er sich am meisten wünscht.
    Ich seufzte, als müsste ich mich geschlagen geben. »Also gut.« Ich nahm das Band, an dem das Amulett hing, zwischen Daumen und Zeigefinger und zwirbelte es. Der Löwenkopf drehte sich, das Kupfer ließ Sonnenreflexe über das Jungengesicht wirbeln. »Ich gebe dir mein Amulett. Es beschützt dich vor den Geistern und gibt dir mehr Macht und Stärke, als ein sterblicher Mensch besitzen kann. Mit ihm wirst du jedem Gegner überlegen sein. Allerdings kann nur ein Löwenherz diese magische Kraft beherrschen. Ich würde es nicht jedem anvertrauen, aber du bist stark genug dafür.«
    Es verblüffte mich selbst, welche Wirkung meine Worte hatten. Der Junge war sprachlos, er riss die Augen auf – und dann überraschte er mich so sehr, dass mir jedes weitere Wort im Hals stecken blieb: Seine ganze grimmige Fassade fiel in sich zusammen. Schmerzliche Sehnsucht machte seinen Blick offen und weich, und plötzlich war er nur noch ein unglücklicher Vierzehnjähriger, der sich nichts so sehr wünschte wie ein anderes Leben. Ich schämte mich für meine Lügen, so nackt und verletzlich stand er nun vor mir. Hastig griff er nach dem flirrenden Versprechen. Doch sein Bruder war schneller. Er packte das Amulett und riss es mir mit einem Ruck vom Hals. »Idiot!«, brüllte er und lachte dröhnend. »Ist ja klar, dass du blöd genug bist, auf diese Lügnerin hereinzufallen. Keine Magische gibt ihren Zauber weg. Sie ist ’ne Betrügerin, die auch noch so tut, als wär sie eine Tamrar. Ich wette, sie ist ’ne Taschendiebin, die irgendwo abgehauen ist.« Und das heißt, sie gehört dem, der sie findet – Strandgut der Wüste. Das sagte er nicht, aber ich glaubte die Worte zu hören. Er warf das Amulett dem Bruder zu. »Da, nimm das wertlose Ding und spiel damit, Dummkopf. Und dich holen wir jetzt mal von deinem hohen Ross, du Lügnerin!«
    Er packte mich, sein Grinsen war ganz nah an meinen Lippen. Ich wehrte mich mit aller Kraft gegen diesen erzwungenen Kuss. Fell streifte meine Hand, als die Graue sprang und sich in seinen Unterarm verbiss. Der Kerl ließ mich los und taumelte fluchend zurück. Aber blitzschnell holte er mit der Faust aus und schlug meiner Grauen mit aller Kraft gegen die Schnauze. Ein schrilles Jaulen erklang. »Lass sie!«, brüllte ich. Der Jüngere stürzte sich auf mich. Und dann war alles nur

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