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Der dunkle Kuss der Sterne

Der dunkle Kuss der Sterne

Titel: Der dunkle Kuss der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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den man nicht vergessen wollte.
    Amad bemerkte nicht, dass ich ihn von der Seite betrachtete, er war weit fort, irgendwo in Medas Reich.
    »Meda verschenkte also Unsterblichkeit?«
    »Oh nein, Unsterblichkeit ist etwas für Menschen!« Amad sagte es so gedankenverloren, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt.
    »Medas Volk war stark, aber auch verletzlich. Wenn Medas Menschen starben, dann starb ein Teil der Welt mit ihnen, unwiderruflich. Aber wenn sie kämpften, unerkannt unter ihren Masken aus Metall, dann kämpften sie für alles Schöne und Hässliche, das nie vergehen sollte. Und selbst als Gefangene in den Käfigen von Menschen, so nieder und verräterisch, dass sie ihre Geschwister ermordeten, verloren sie niemals Medas Glanz und ihr fühlendes Herz.«
    Masken. Käfige und Menschen, die ihre Geschwister ermordeten. Es war, als würde ich mit einem Schlag erwachen. Die beängstigenden Zeichnungen aus der Höhle standen gestochen scharf vor mir. Warum glichen sich die blauen Symbole in der Höhle und Amads Beschreibung so sehr?
    Zufall! , redete ich mir ein. Amad kann nichts über meine Familie wissen. Vielleicht hatte er die Zeichnungen in der Höhle gesehen und sich die Geschichte ausgedacht.
    Glaubst du das wirklich? , wisperte die ängstliche Stimme. Die Zeichnungen waren verborgen, bis die Kreaturen sie enthüllt haben – und Amad war nicht in der Höhle, der Sand war unberührt. Und glaubst du, er nannte dich ohne Grund Canda Blauhand?
    »Alles nur Märchen«, sagte ich hastig. »Das ist kein Wissen, es ist nicht real.« Ich konnte nicht anders, als mich in die Sicherheit der Vernunft zu flüchten.
    »Real ist also nur, was dir deine Talente zeigen?«, sagte Amad. »Dein Gedächtnis und dein Sinn für Mathematik? Wie beschränkt musst du sein, die Welt nur durch solche Augen betrachten zu können?«
    Schlagartig hatte sich die Stimmung verändert. Es schien kälter geworden zu sein. Amad sprang auf und klopfte sich wütend den Staub von den Ärmeln. »Hast du dich noch nie gefragt, wie für dich der Himmel ohne deine Gaben aussehen würde?«
    Seine heftige Reaktion überraschte mich und schüchterte mich ein. »Warum sollte ich darüber nachdenken?«, erwiderte ich vorsichtig. »Ich sehe den Himmel mit meinen Augen, weil meine Gaben zu mir gehören, von Geburt an. Sie machen mich zu dem, was ich bin, sie sind ich …«
    Ich stockte. Aber was bin ich noch ohne meinen Glanz? Jetzt hätte ich Amad am liebsten geschlagen, dafür, dass er mich in diese Falle gelockt hatte und mich offenbar mit voller Absicht verletzte. Wie hatte ich jemals glauben können, dass wir einander nahe waren?
    »Dann träum weiter unter deinen dreitausendvierhundertzwanzig Sternen, Prinzessin Moreno.«
    »Wo gehst du hin?«
    Er wandte sich nicht einmal um. »Hundertsiebzehn Schritte nach Nordosten, um es in deiner Sprache zu sagen. In meiner heißt das: weit genug weg von dir!«

Amad war schon dabei, die Pferde zu satteln, als ich ihn morgens fand. Er sah mich nicht an, während er den Sattelgurt meines Reittieres festzog. Ich schluckte und stieg ebenso schweigend auf. Heute erschien er mir fremder denn je.
    In der Nacht hatte ich nicht mehr gewagt, einzuschlafen. Immer noch konnte ich mir keinen Reim auf unser Gespräch machen. Es blieb nur das unbehagliche Gefühl, dass die Malereien in der Höhle mehr über die Morenos erzählten, als ich in der Stadt gelernt hatte. Und dass Amad mehr darüber weiß, als er mir sagt.
    Unser Weg aus der Schlucht führte über einen steilen Pfad zu den Kronen der Klippen. Bald ritten wir in Sichtweite gezackter Schluchtenränder auf felsigen, leicht abfallenden Ebenen in Richtung Südwesten. Amad suchte wie immer die Umgebung ab, als würde er nach etwas ganz Bestimmtem Ausschau halten. Ich entdeckte nichts Ungewöhnliches – nur erstaunlich geometrische Formationen roter Nadelfelsen rechts von uns. Niemandsland , dachte ich bedrückt. Das nur zu neuen Abgründen führt.
    »Bist du sicher, dass Tian hier entlanggegangen ist?«
    Amad gab mir keine Antwort.
    »Haben dir deine Albträume heute die Sprache verschlagen? Sag mir, wohin wir gehen!«
    Ein düsterer Blick traf mich. »Erst einmal noch eine halbe Meile zur Falkenschlucht, dort gibt es Wasser. Es ist nur ein Rinnsal, vor Urzeiten war es ein Wasserfall. Aber es reicht, um die Pferde zu tränken.«
    »Und dann?«
    »Wohin die Fährte führt: In einer Meile strikt nach Süden. Es gibt einen Serpentinenweg, der uns zu den Ausläufern

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