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Der dunkle Punkt

Der dunkle Punkt

Titel: Der dunkle Punkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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der eine leitende Stellung bei einer Reederei innehatte. Der Tote hatte keine Feinde gehabt. Seine zahlreichen Freunde hatten sein plötzliches Hinscheiden mit Entsetzen aufgenommen.
    Der Mord war mit einem Colt verübt worden. Laut ärztlichem Befund mußte der Tod auf der Stelle eingetreten sein. Der Schuß hatte das Herz getroffen. Aus der Lage der Leiche und der Waffe ging einwandfrei hervor, daß es sich um einen vorsätzlichen Mord handelte. Allerdings schloß die Polizei einen Selbstmordpakt zwischen Roberta Fenn und Nostrander nicht ganz aus. Das Mädchen hatte möglicherweise nach dem Tod seines Geliebten die Nerven verloren und nicht mehr die Kraft aufgebracht, sich das Leben zu nehmen.
    Laut Polizeibericht gab es nur einen Zeugen für die genaue Tatzeit. Es handelt sich um eine junge Frau, Miss Marilyn Winton, Animierdame in der Bar von Jack O’Lantern, deren Wohnung in demselben Stockwerk lag, direkt gegenüber von Miss Fenns Apartment. Ein befreundetes Ehepaar hatte Miss Winton in der Mordnacht nach Hause gefahren. Als Miss Winton die Haustür aufschloß, glaubte sie einen Schuß zu hören. Sie kehrte sofort um, ging zum Wagen zurück und fragte ihre Freunde, ob sie den Knall auch gehört hätten. Das Ehepaar verneinte. Da der Täter ein Kissen als Schalldämpfer benutzt hatte, erschien diese Aussage durchaus einleuchtend. Miss Winton verabschiedete sich von ihren Freunden und ging ins Haus. Weil sie noch immer ein wenig beunruhigt war, warf sie einen Blick auf ihre Uhr. Es war genau sieben Minuten nach halb drei. Ihrer Schätzung nach waren seit dem Schuß höchstens fünf Minuten vergangen.
    Auf welche Weise die Polizei das Verbrechen entdeckt hatte, wurde in dem Bericht nicht erwähnt. Von einem anonymen Anruf war nirgends die Rede. Es hieß lediglich, zwei Beamte wären bei einer ihrer routinemäßigen Streifenfahrten zufällig auf die Leiche gestoßen. Da sich der Mord hinter einer dicken Hausmauer und mehreren Zwischenwänden in einer Wohnung im zweiten Stock abgespielt hatte, mußten die beiden Beamten einen erstaunlichen Scharfblick entwickelt haben. Aber das Publikum schluckt ja alles.
    Nach der Lektüre des Polizeiberichts zündete ich mir eine Zigarette an und schlenderte zu dem Vervielfältigungsbüro zurück. Ethel Wells, die junge Dame mit dem scharfen Verstand, hatte die beiden Briefe fertig. »Sie sehen ganz überzeugend aus, wie?« fragte ich.
    Sie nickte.
    Ich grinste. »>Amex-Strumpfimport< macht sich wirklich gut. Jetzt brauche ich nur noch eine plausible, einwandfreie Adresse.«
    »Für drei Dollar im Monat dürfen Sie mein Büro als Deckadresse benutzen. Ich hebe die Post für Sie auf, und Sie holen sie sich von Zeit zu Zeit ab. Oder ich kann sie Ihnen auch zuschicken, wenn Ihnen das lieber ist.«
    »Kann ich mich auf Ihre Verschwiegenheit verlassen?«
    Sie lachte. »Wie höflich Sie sind! Sie wollen vermutlich wissen, ob ich den Mund halten kann, falls jemand auf die Idee kommt, neugierige Fragen zu stellen?«
    »Stimmt.«
    »Wenn aber jemand von der Post hier aufkreuzt?«
    »Dann sagen Sie ihm die Wahrheit, nämlich, daß Sie weder meinen Namen noch sonst was von mir wissen.«
    Sie dachte darüber nach. »Abgemacht. Ich schweige wie ein Grab. Wie heißen Sie eigentlich?«
    Ich lächelte und schüttelte den Kopf. »In Ihrem Kassenbuch können Sie mich unter >Moos< führen. Schließlich verdienen Sie durch mich drei Dollar im Monat mehr, von den Kosten für die Schreibarbeit ganz zu schweigen.«

10

    Pfeifend ging ich in mein Hotel zurück, begab mich auf mein Zimmer, machte ein neues Päckchen Zigaretten auf, setzte mich ans Fenster und dachte nach. Bertha Cool schwebte irgendwo in den Wolken zwischen New Orleans und Los Angeles. Elsie Brand kümmerte sich in Berthas Abwesenheit um die Geschäfte. Die Gelegenheit war günstig.
    Ich nahm den Hörer ab und verlangte eine Verbindung mit unserem Büro in Los Angeles. Nach fünf Minuten meldete sich Elsie mit ausdrucksloser, geschäftsmäßiger Stimme: »Hallo.«
    »Hallo, Elsie. Hier ist Donald.«
    »Oh, hallo, Donald.« Sie schaltete auf eine zwanglose, persönliche Tonart um. »Ich dachte, Bertha wollte mich sprechen. Wie geht’s? Was Neues?«
    »Dasselbe wollte ich Sie fragen.«
    »Wieso?«
    »Bertha faselte die ganze Zeit etwas von wichtigen Aufträgen und einem Baukontrakt.«
    »Wußten Sie nichts davon?«
    »Nein.«
    »Die Sache läuft seit etwa sechs Wochen. Ich dachte, Sie wären im Bilde.«
    »Ich hatte keine Ahnung. Was

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