Der dunkle Ritter (German Edition)
nichtig.«
»Habt Ihr es nicht gehört, Sir? Euer König wurde gefangen genommen«, entgegnete Hugh schlagfertig. »Wenn hier etwas nichtig ist, dann sein Befehl. Ich will haben, was mir gehört.«
»Droht Ihr mit Verrat, de Wardeaux?«
»Keine Drohungen; ich sage Euch lediglich, wie es ist. Das Einzige, das mich bis jetzt davon abgehalten hat, Fallonmour sofort in Besitz zu nehmen, war die Tatsache, dass mein Bruder noch am Leben war. Da er es jetzt nicht mehr ist, habe ich nicht die Absicht, meinen Anspruch auf diesen Besitz abzutreten – besonders nicht an den Bauern eines machtlosen Königs.« Hughs Blick richtete sich jetzt auf Emmalyn, es war ein schneidender Blick der Verachtung. »Es wird weitaus mehr nötig sein als ein Stück Papier, um mich dazu zu bringen beiseitezutreten.«
Emmalyn bemerkte die kaum wahrnehmbare Bewegung von Cabals Hand, die sich fester um den Griff des Schwertes schloss. Seine Stimme klang gefährlich ruhig. »Ich bin gut darauf vorbereitet, Euch mit Gewalt zu begegnen, de Wardeaux.«
»Seid Ihr das, Hundesohn? Seid Ihr auch darauf vorbereitet, Prinz John mit Gewalt zu begegnen? Ich warne Euch: mich in dieser Sache herauszufordern bedeutet, ihn herauszufordern.«
»Hugh, bitte!«, mischte sich Emmalyn ein, die wusste, dass vermutlich stimmte, was er sagte. Sie wollte nicht, dass die Situation eskalierte. »Macht nicht eine Schlacht daraus. Am Ende werdet Ihr nur Fallonmour damit treffen. Ihr werdet die Menschen verletzen, wenn Ihr versucht, diesen Ort mit Gewalt zu nehmen.«
Hughs boshafter Blick glitt zu ihr. »Ich wünschte, Ihr hättet daran gedacht, bevor Ihr diesem Wachhund Richards gestattet habt, mich mit seiner Anwesenheit zu beleidigen. Ihr hättet zu mir kommen sollen, Emmalyn. Ich hätte Euch geholfen.« Er lächelte dünn. »Ich könnte das noch immer. Alles, was nötig ist, wäre jetzt ein Wort von Euch. Ich denke, Ihr könntet Eure Garnison überreden, sich mir heute anzuschließen, und die Angelegenheit kann rasch geregelt werden.«
Sie wusste natürlich, was er da vorschlug. Sie auf seiner Seite und eingeschlossen zwischen seinen Wachen und ihren, würde Hugh Cabal auf der Stelle von hier vertreiben … oder Schlimmeres tun. Emmalyn zögerte und erwartete, dass Cabal auf den Affront reagierte, etwas zu seiner Verteidigung sagte. Zumindest erwartete sie von ihm, dass er versuchen würde, sie gegen die von Hugh vorgeschlagene Allianz zu beeinflussen. Aber Cabal schwieg, stoisch und reglos weigerte er sich, sie auch nur anzusehen. Es war, als würde sein Schicksal in diesem Augenblick allein in ihrer Hand liegen.
Nach allem, was er ihr im Obstgarten gesagt hatte – nachdem er sie von sich gestoßen hatte – , nahm Cabal vielleicht an, sie sei froh über Hughs Angebot. Während sie in sein hartes Gesicht schaute, fragte sie sich, ob er vielleicht gewollt haben könnte, dass sie genau das tat!
»Was sagt Ihr, Emmalyn?«, drängte Hugh. »Es ist schließlich keine schwere Entscheidung. Schließt Ihr Euch mir in dieser Sache an oder wollt Ihr, dass Fallonmour meinen Zorn zu spüren bekommt?«
Eine leise Stimme erinnerte sie daran, dass sie sich in jedem Fall dem Befehl ihres Königs widersetzte, ob sie Hugh nun heute die Tore Fallonmours öffnete, weil sie hoffte, dadurch Blutvergießen zu vermeiden, oder ob sie später um die Hilfe der Königin ersuchte, um Fallonmour für sich selbst zu bekommen. Ganz zu schweigen davon, dass sie Cabal verriet. Aber auf seinen Vorschlag eingehen würde sie nicht. Hugh jetzt zu vertrauen war, als würde sie dem Teufel höchstpersönlich die Hand reichen.
Sie zwang sich, seinem frösteln machenden Blick standzuhalten, und sagte: »Ich glaube, Ihr habt Sir Cabal genau verstanden, Hugh. Ihr werdet heute nicht willkommen geheißen. Niemals werdet Ihr das, solange ich die Herrin dieser Burg bin.«
Sein antwortendes Glucksen war mehr ein scharfes Bellen des Unglaubens, aber seine Augen funkelten von unverhüllter Wut. »Garrett hat nie etwas Schmeichelhaftes über Euch zu sagen gewusst, Emmalyn – am allerwenigsten über Euren Verstand. Jetzt sehe ich, dass er recht hatte.«
Emmalyn ignorierte die Spitze, obwohl sie sie tief traf und schmerzte. »Ihr kennt meinen Standpunkt in dieser Sache, Hugh. Und nun würde ich Euch bitten, Euch von diesem Land zurückzuziehen.«
»Ihr würdet was?« Hugh begann laut zu lachen, und sah in spöttischer Erheiterung seinen bewaffneten Begleiter an. Der Ritter schloss sich ihm an und lachte
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