Der dunkle Ritter (German Edition)
goldenem Feld, schmückte den großen flachen Schild und die flatternden silbernen Wimpel von Hughs bewaffneter Eskorte. Hughs Rang und seine Macht wurden durch jeden seiner uniformierten Soldaten deutlich, aber als hätte er keinen Raum für Zweifel lassen wollen, war auch Hugh in einen schwarzen Waffenrock gekleidet, auf dessen Schulter unübersehbar das Wappen saß. Es war eine kühne Zurschaustellung seiner Stellung, eine, die üblicherweise dem Pomp und den Paraden bei Turnieren vorbehalten war … oder dem Krieg.
Im Gegensatz dazu fühlte sich Emmalyn in ihrem groben Wollgewand und den Lederstiefeln abgerissen und unbedeutend, was sicherlich Hughs Absicht gewesen war, als er sich so üppig aufgestellt präsentierte. Neben ihr rührte sich Cabals Pferd, und Emmalyn schaute auf dessen stoischen Reiter. Falls Cabal Notiz von Hughs militärischem Bravourstück nahm, so schien er gänzlich unbeeindruckt davon zu sein. Seine Augen waren schmal und blickten hart und abschätzend; sein Gesicht war eine ausdruckslose Maske. Jetzt legte er die rechte Hand auf das Heft seines Schwertes, während er mit der linken die Zügel seines Rappens fester in die Hand nahm.
Obwohl er nur ein Kettenhemd und dunkle Hosen trug, die beim Morgenunterricht an einigen Stellen Flecken davongetragen hatten, ließ dieser markante Mangel an Eitelkeit Cabal umso furchteinflößender aussehen. Emmalyn hatte den besten Soldaten des Königs an ihrer Seite; man konnte ihn für nichts Geringeres halten. Entschlossen und voller Stolz, an seiner Seite zu sein, hob sie das Kinn und richtete sich im Sattel gerade auf. Sie war bereit, Hugh entgegenzutreten, ohne mit der Wimper zu zucken, ob sie nun am ganzen Leib zitterte oder nicht.
Hugh war gealtert, seit Emmalyn ihn das letzte Mal gesehen hatte. Sein dunkles Haar, das er zu einer modischen Länge geschnitten trug, war an den Schläfen bereits silbergrau. Sein Bart zeigte ähnliche Zeichen vorzeitigen Alterns, denn die sorgfältig gekämmten Barthaare waren grau gesprenkelt. Hughs blaue Augen waren niemals jung gewesen und waren es auch jetzt nicht. Sie waren klein und hart vor Misstrauen, während er sein Pferd in einem arroganten Trab langsamer gehen ließ, bis er vor Emmalyn und Cabal stehen blieb.
»Seid gegrüßt, meine Schwester.« Ein arroganter Zug lag bei diesen Worten um seinen Mund. Zu Garretts Lebzeiten hatte Hugh sie nie auf eine solch vertrauliche Weise angesprochen. Emmalyn wusste, dass diese Anrede sie daran erinnern sollte, dass seine Rechte den ihren vorgingen, seit sie nach dem Gesetz verwandt waren. »Ich würde Euch einen Kuss der Kondolenz anbieten, aber es scheint, dass Ihr nur wenig Zeit darauf verschwendet habt, um meinen geliebten dahingeschiedenen Bruder zu betrauern.«
Emmalyn wappnete sich und versuchte, sich nicht von Hughs beißendem Sarkasmus provozieren zu lassen. Ebenso wenig würde sie ihm gestatten, sie einzuschüchtern. »Ich bezweifle, dass der Zweck Eurer Reise etwas mit Mitgefühl zu tun hat«, erwiderte sie. »Sei es für Euren Bruder oder für mich.«
»Das stimmt, Lady«, pflichtete Hugh ihr leichthin bei. »Ich bin nicht aus Mitgefühl gekommen. Sondern aus Sorge. Aus Sorge um das, was meines Bruders war und jetzt mein ist.«
»Nicht Euer, de Wardeaux«, mischte sich Cabal mit einem tiefen Knurren ein. »Fallonmour gehört dem König, Richard von England.«
Hugh warf ihm einen verächtlichen abwägenden Blick zu. »Ihr müsst der Kreuzritter sein, der als Wachhund abgestellt wurde und den Arlo erwähnt hat. Als er mit der Nachricht vom Tode meines Bruders zu mir kam – und mit der noch beunruhigenderen Meldung, dass Fallonmour bis zum Eintreffen eines neuen Lehnsherrn dem Befehl des Königs unterstellt sei, habe ich ihn, ich gestehe es, der Übertreibung bezichtigt.« Hughs Blick glitt jetzt über die Zinnen, ein deutliches Zeichen dafür, dass Fallonmours Verteidigungsmaßnahmen nicht unbemerkt geblieben waren. »Sofern Ihr Euch nicht hier draußen vor die Tore begeben habt, um mich hereinzubitten und mir ein herzliches Willkommen zuteil werden zu lassen, scheint mir jetzt allerdings, dass Arlos Behauptungen doch wahr gewesen sind.«
»Ihr werdet hier nicht willkommen geheißen werden, de Wardeaux. Nehmt Eure Männer und verschwindet.«
Hugh kicherte. »Ihr denkt, ich würde mir nichts, dir nichts meinen Anspruch auf diese Burg aufgeben?«
»Der König befiehlt Euch, das zu tun«, entgegnete Cabal. »Euer Anspruch auf Fallonmour ist
Weitere Kostenlose Bücher