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Der dunkle Ritter (German Edition)

Der dunkle Ritter (German Edition)

Titel: Der dunkle Ritter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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einer Burg trägt jeder ein Stück Verantwortung«, erklärte sie ihm, als sie jetzt mit ihm zu den Ställen ging. »Du könntest als Page ausgebildet werden, aber ich habe genug mit denen zu tun, die bereits in meinem Dienst stehen. Was ich aber nicht habe, ist jemand, der Thomas bei den neuen Fohlen hilft.«
    Wats braune Augen strahlten auf; es war sicher kein Fehler, dass Emmalyn diese Aufgabe für ihn ausgesucht hatte. Sie hatte gesehen, wie ehrfürchtig der Junge gestaunt hatte und wie aufgeregt er gewesen war, als er Minerva und ihre Zwillinge zum ersten Mal gesehen hatte. Sie hatte inzwischen mit Thomas über die Möglichkeit gesprochen, Wat zu seinem Gehilfen zu ernennen. Unfähig, seine Aufregung zu bezähmen, rannte der Junge los und stürzte in den Stall.
    »Langsam, mein Sohn«, mahnte Thomas, als sein unbedachtes Verhalten die Pferde beunruhigte.
    Wat blieb sofort stehen und entschuldigte sich. Dann stand er an Minnies Box und konnte nur noch staunen, während Emmalyn hinter ihn trat. Das kastanienbraune weibliche Fohlen stand auf spindeldürren Beinen und saugte hingebungsvoll an der Zitze seiner Mutter, während ihr Bruder herbeikam, um die Besucher in Augenschein zu nehmen. Das kohlrabenschwarze Füllen schnupperte an Wats ausgestreckter Hand und neigte dann königlich den Kopf zur Seite, um sich von dem Jungen und Emmalyn streicheln zu lassen. Es schien zu wissen, dass es dazu geboren war, bewundert zu werden.
    »Sie machen sich beide gut, Mylady«, berichtete Thomas. »Ich hätte nicht gedacht, dass das zweite Füllen überlebt, aber es ist gesund und wird mit jedem Tag kräftiger. Ich denke, es ist an der Zeit, dass die beiden Namen bekommen.«
    »Ja«, stimmte Emmalyn zu. Ihr Herz war froh über die Nachricht, dass Minervas Familie gesund war und gedieh. Und ebenso froh stimmte sie auch das Wissen, dass es ihr gelungen war, dem kleinen Wat zu helfen. Der Junge schaute zu ihr hoch, er strahlte und war glücklich in seiner neuen Umgebung. »Wie würde es dir gefallen, den Fohlen Namen zu geben, Wat?«
    »Ich?« Er blinzelte sie so überrascht an, als wären ihm gerade Zepter und Krone übergeben worden. »Meint Ihr das ernst, Mylady?«
    Sie nickte, und er schlang in einer leidenschaftlichen Geste die Arme um sie. Aber knapp einen Wimpernschlag später war sie dann fast vergessen, als Wat sich ganz auf die wichtige Aufgabe konzentrierte, die ihm übertragen worden war. Er begann zunächst, Namen für das schwarze Hengstfohlen zu suchen, die seiner würdig wären. Aufgeregt und in rascher Folge murmelte er sie vor sich hin und verwarf sie sogleich wieder.
    »Das müsste ihn für eine Weile von allem Ärger fernhalten«, murmelte Thomas trocken.
    Emmalyn lächelte über diese humorige Bemerkung, aber ihre Fröhlichkeit war nur von kurzer Dauer. Draußen erklang vom Burgfried der wimmernde Ton eines Horns: Der Posten der Morgenwache verkündete das Herannahen von Besuchern. Noch ehe Emmalyn die Stalltür erreicht hatte, um zu fragen, wer da käme, erschien einer ihrer Soldaten auf der Türschwelle.
    »Eine Schar Reiter nähert sich der Burg, Mylady.«
    Bei diesen Worten regte sich ein dunkles, wachsendes Unbehagen in Emmalyns Brust und drückte ihr die Luft ab, verschlang die Freude, die sie noch einen Augenblick zuvor empfunden hatte. »Tragen sie Farben?«
    Der Wächter nickte. »Einen schwarzen galoppierenden Keiler auf goldenem Grund, Mylady.«
    »Hugh.«
    Emmalyns Befürchtungen waren wahr geworden, und ihrer Kehle entwich ein bänglicher Seufzer. Sie konnte auch keinen Trost in dem grimmigen Gesicht finden, das ihr einen Moment später begegnete. Angetan mit dem Kettenhemd, das er bei den morgendlichen Übungsstunden immer trug, ging Cabal mit großen Schritten an ihr vorbei in den Stall hinein.
    Emmalyn ignorierte ihr Unbehagen und folgte ihm, als er eilig zu seinem Pferd ging und es zu satteln begann. »Hugh ist hier?«, fragte sie nervös.
    »Ja, Mylady.«
    Sie war nicht sicher, was die größere Welle von Panik in ihr auslöste: de Wardeaux’ gefürchteter Besuch oder Cabals fortgesetzt kalte Haltung ihr gegenüber. Nachdem sie sich sowohl für das eine wie für das andere gescholten hatte, wandte sie sich erneut an Cabal. »Was habt Ihr vor?«
    Während er sein Kriegsross aus der Box führte, sah er Emmalyn endlich an. »Ich habe vor, dieses Lehen für den König zu halten und Hugh fortzuschicken.«
    Emmalyn beobachtete ihn, als er den Hengst aus dem Stall führte. Die Angst nagte an ihr,

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