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Der dunkle Schirm

Der dunkle Schirm

Titel: Der dunkle Schirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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der Küche saßen und die Kinder mit Milch und Babynahrung fütterten. Rick, der Koch, gab zuerst ihnen das Essen für die Kinder, während alle anderen im Speisesaal warteten.
    Ein chinesisches Mädchen, das Teller in den Speisesaal trug, lächelte ihn an und sagte: »Du magst Kinder?«
    »Ja«, antwortete er.
    »Du kannst dich zu ihnen setzen und mit ihnen essen.«
    »Oh.«
    »Du kannst sie dann auch mal füttern, so in ein oder zwei Monaten.« Sie zögerte. »Wenn wir sicher sein können, dass du sie nicht schlägst. Wir haben hier eine Regel – die Kinder dürfen nie für etwas, das sie tun, geschlagen werden.«
    »Okay.« Ihm wurde warm ums Herz und er fühlte sich plötzlich wieder lebendig, als er die Kinder essen sah. Er setzte sich und eines der ganz kleinen krabbelte ihm auf den Schoß. Er begann, es mit einem Löffel zu füttern. Das Kind und ich, dachte er, fühlten sich nun gleichermaßen geborgen. Das chinesische Mädchen lächelte ihm wieder zu und ging dann mit den Tellern weiter.
    Eine lange Zeit über saß er inmitten der Kinder und hielt erst eines, dann ein anderes. Die beiden älteren Männer stritten mit den Kindern und auch untereinander. Der Tisch und der Fußboden waren bald über und über mit Essensresten bedeckt. Dann stellte er fest, dass alle Kinder gefüttert worden waren und nun in das große Spielzimmer strömten, um sich Zeichentrickfilme im Fernsehen anzusehen. Linkisch beugte er sich vor, um das verschüttete Essen aufzuwischen.
    »Nein, das ist nicht deine Aufgabe!«, sagte einer der älteren Männer scharf. »Das soll ich machen.«
    »Okay.« Als er sich wieder erhob, stieß er sich den Kopf an der Tischkante. Seine Hände waren von Essen verschmiert und er starrte sie nachdenklich an.
    »Geh und hilf, den Speisesaal sauber zu machen!«, sagte der Mann; er hatte einen leichten Sprachfehler.
    Im Vorübergehen sprach ihn einer von den Küchenhelfern an: »Du brauchst eine Erlaubnis, um bei den Kindern sitzen zu dürfen.«
    Verwirrt stand er da und nickte.
    »Das ist was für die Alten. Babysitten.« Der Küchenhelfer lachte. »Für die, die nichts anderes mehr können.« Er ging weiter.
    Ein Kind – ein kleines Mädchen – war in der Nische zurückgeblieben. Sie musterte ihn mit großen Augen. »Wie heißt’n du?«, fragte sie.
    Er antwortete nicht.
    »Ich hab dich gefragt, wie du heißt?«
    Seine Hand berührte ein Stück Rindfleisch, das auf dem Tisch lag. Es war jetzt kalt. Er selbst fühlte sich immer noch warm, weil er sich der Gegenwart des Kindes bewusst war. Er berührte ihren Kopf, aber nur kurz.
    »Mein Name ist Thelma«, sagte sie. »Hast du deinen Namen vergessen?« Sie tätschelte seinen Arm. »Wenn du deinen Namen öfters vergisst, kannst du ihn dir doch auf die Hand schreiben. Soll ich dir zeigen, wie?« Sie tätschelte ihn weiter.
    »Wird er denn nicht abgehen?«, fragte er. »Wenn ich ihn mir auf die Hand schreibe und dann irgendwas tue, ein Bad nehme oder so, geht er doch sofort wieder ab.«
    »Oh, verstehe.« Sie nickte. »Tja, du könntest ihn auch an die Wand schreiben, über deinen Kopf. In dem Zimmer, wo du schläfst. Am besten ganz weit oben, damit er nicht weggewischt wird. Und wenn du dann wissen willst, wie du heißt, musst du nur…«
    »Thelma«, murmelte er.
    »Nein, das ist doch mein Name. Du heißt bestimmt anders. Und außerdem ist’s ein Mädchenname.«
    »Hm, mal überlegen.« Er dachte angestrengt nach.
    »Das nächste Mal, wenn wir uns treffen, werd ich dir einen Namen geben«, sagte Thelma. »Ich denk mir einen für dich aus. Okay?«
    »Wohnst du nicht hier?«
    »Ja, aber meine Mami dürfte jetzt eigentlich von hier weg. Sie überlegt noch, ob sie uns mitnimmt, mich und meinen Bruder.«
    Er nickte. Etwas von der Wärme, die ihn bisher erfüllt hatte, war nun gewichen.
    Dann, urplötzlich und ohne erkennbaren Grund, rannte das Kind fort.
    Ich sollte mir selbst einen Namen ausdenken, entschied er, das ist meine Aufgabe. Er betrachtete eingehend seine Hand und fragte sich, warum er das tat, denn da war nichts Besonderes zu sehen. Bruce, dachte er dann, das ist mein Name. Aber es musste noch einen anderen, besseren geben. Die Wärme, die ihm noch geblieben war, verschwand nach und nach, so wie das Kind.
    Dann fühlte er sich wieder allein und verloren. Und nicht sehr glücklich.
    Eines Tages konnte es Mike Westaway so hindrehen, dass er losgeschickt wurde, um eine Ladung halb verrotteten Gemüses abzuholen, die ein ortsansässiger Supermarkt

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