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Der dunkle Schirm

Der dunkle Schirm

Titel: Der dunkle Schirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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eine Art schaler Triumph sprach. »Warum?«
    »Nun, es passt in meine Theorie, dass ich es getan habe. Offenkundig unter dem Einfluss eines posthypnotischen Befehls, der mit einem Amnesie-Block gekoppelt ist, damit ich mich nicht daran erinnern kann.« Barris begann zu lachen.
    »Darüber sprechen wir später noch mal.« Arctor schaltete die Nachttischlampe aus. »Am besten viel später.«
    Barris stand zitternd auf. »Hey, begreifst du denn nicht? Nur ich verfüge über das hochspezialisierte elektronische Fachwissen und außerdem hatte ich jederzeit Zugang zu deinem Cephskop – schließlich wohne ich ja hier. Was ich aber partout nicht ergründen kann, ist mein Motiv.«
    »Du hast es getan, weil du bekloppt bist.«
    »Vielleicht wurde ich von geheimen Mächten angeworben«, murmelte Barris verwirrt. »Aber dann stellt sich wiederum die Frage nach deren Motiven. Womöglich wollen sie erreichen, dass wir uns gegenseitig verdächtigen und einander zu misstrauen beginnen, sodass Zank und Hader zwischen uns keimt und wir uns schließlich in offener Feindschaft gegenüberstehen – dass wir alle unsicher werden, wem wir noch vertrauen können und wer unser Feind ist. Was in der Art.«
    »Das ist ihnen schon gelungen«, sagte Arctor.
    »Aber warum würden sie so etwas wollen?« Barris bewegte sich jetzt wieder in Richtung Tür; seine Hände wirbelten aufgeregt in der Luft. »Ein so großer Aufwand – das Abmontieren der Bodenplatte, ein Nachschlüssel für die Vordertür…«
    Mann, ich werde froh sein, dachte Arctor, wenn wir endlich die Holo-Kameras bekommen und sie überall in diesem Haus eingebaut sind. Er berührte seine Pistole und fühlte sich sofort sicherer. Zugleich fragte er sich, ob sie überhaupt geladen war. Sollte er das überprüfen? Aber dann, begriff er plötzlich, werde ich mich als Nächstes fragen, ob der Abzugbolzen noch da ist und ob nicht jemand das Pulver aus den Patronen entfernt hat… und so weiter und so weiter, in manischer Besessenheit, wie ein kleiner Junge, der die Risse im Bürgersteig zählt, um seine Angst zu verringern. Der kleine Bobby Arctor, der aus der Schule nach Hause kommt, den Ranzen unter den Arm geklemmt, voller Angst vor dem Unbekannten, das vor ihm liegt.
    Mit einer Hand tastete Arctor an der Unterseite des Bettrahmens entlang, weiter und weiter, bis seine Finger schließlich den Klebestreifen berührten. Obwohl Barris noch im Raum war und ihm zusah, riss er zwei Tabletten Substanz T los, führte sie zum Mund und warf sie ein, schluckte sie ohne Wasser hinunter. Dann legte er sich mit einem Seufzer zurück.
    »Verdufte«, sagte er zu Barris.
    Und schlief ein.

 
Fünf
     
    Es war unvermeidlich, dass sich Bob Arctor für längere Zeit außerhalb seines Domizils aufhielt, damit es ordentlich – das hieß: lückenlos – verwanzt werden konnte, inklusive des Telefons, obwohl das schon längst von einer anderen Abteilung der Behörde angezapft worden war. Normalerweise war es so, dass Beamte das betreffende Haus überwachten, bis sie sicher waren, dass alle Bewohner es verlassen hatten und wohl auch nicht so bald zurückkommen würden. Manchmal mussten sie dabei tage- oder sogar wochenlang auf einen geeigneten Zeitpunkt warten. Sollte schließlich trotz der mühseligen Warterei nichts laufen, arrangierte man eben einen Vorwand: Man teilte den Hausbewohnern mit, dass ein Kammerjäger einen ganzen Nachmittag lang in ihrem Haus zu tun haben würde (oder was sich auch immer als Bluff anbieten mochte) und alle Einwohner doch bitte deshalb verduften sollten – so etwa bis gegen sechs Uhr abends, okay?
    Im vorliegenden Fall jedoch war der Verdächtige, ein gewisser Robert Arctor, so zuvorkommend, sein Haus ganz von selbst zu verlassen und dabei auch gleich noch seine beiden Mitbewohner mitzunehmen, um sich mit ihnen auf die Suche nach einem Cephalochromoskop zu machen, das sie auf Leihbasis benutzen konnten, bis Barris Arctors Cephskop wieder repariert hatte. Die drei wurden dabei beobachtet, wie sie mit ernsten Mienen in Arctors Wagen stiegen und wegfuhren. Dann, nur wenig später, ging in der Zentrale ein Anruf von Fred ein, der sich, in seinen Jedermann-Anzug gekleidet, von einem Münzfernsprecher aus meldete und berichtete, dass für den Rest des Tages niemand daheim sein würde. Er, Fred, habe die drei Männer dabei belauscht, wie sie den Entschluss fassten, den ganzen langen Weg nach San Diego hinunterzufahren, um sich ein Cephskop anzuschauen, das irgendein Typ offenbar

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