Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der dunkle Schirm

Der dunkle Schirm

Titel: Der dunkle Schirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
Vom Netzwerk:
geklaut hatte und jetzt für rund fünfzig Kröten zum Verkauf anbot. Vermutlich war der Typ ein völlig ausgeflippter Fixer, denn wer ein Cephskop so billig anbot, musste schon ziemlich meschugge sein. Aber ein Cephskop für nur fünfzig Kröten war die lange Fahrt und den ganzen Aufwand echt wert.
    Zudem gab dies den Behörden die Möglichkeit, neben der Verwanzungsaktion auch noch eine klitzekleine (natürlich illegale) Durchsuchung zu starten – was die Geheimagenten vom Rauschgiftdezernat immer gerne taten, wenn es keine Zeugen dafür gab. Es schien ihnen einer abzugehen, wenn sie Schreibtischschubladen herauszogen, um nachzuschauen, was wohl an der Rückseite festgeklebt war; Stehlampen auseinander nahmen, um festzustellen, ob nicht vielleicht hunderte von Tabletten heraussprangen; tief in Toilettenschüsseln hinabtauchten, um zu überprüfen, was da für kleine, in Klopapier eingewickelte Päckchen befestigt sein mochten, außer Sichtweite, dort, wo sie beim Abziehen von den rauschenden Wasserfluten automatisch weggespült werden würden; und schließlich in das Gefrierfach des Kühlschranks sahen, um zu kontrollieren, ob nicht irgendeines der Päckchen mit tiefgefrorenen Erbsen und Bohnen tiefgefrorenes Dope enthielt, schlau mit einem falschen Etikett getarnt. Und in der Zwischenzeit wurden die komplizierten Holo-Kameras installiert. Die Beamten setzten und stellten sich dafür an verschiedene Plätze, um sie durchzutesten. Die gleiche Prozedur wurde dann für die Audioeinheiten wiederholt, aber der Video-Teil war wichtiger und nahm mehr Zeit in Anspruch. Natürlich durften die Holo-Kameras von keiner Stelle aus sichtbar sein. Es verlangte schon ein beachtliches handwerkliches Können, sie so anzubringen. Eine ganze Reihe von Plätzen musste gecheckt werden. Die Techniker, die die Geräte einbauten, wurden gut bezahlt, denn wenn sie Mist bauten und die Bewohner des Hauses später auch nur eine der Holo-Kameras entdeckten, würden sie sofort wissen, dass man bei ihnen eingebrochen hatte und sie nun unter ständiger Beobachtung standen – und dann würden sie bei all ihren zukünftigen Aktivitäten vorsichtiger sein. Außerdem würden sie womöglich das ganze Holo-System herausreißen und verhökern.
    Es hat sich als schwierig für die Gerichte erwiesen, dachte Arctor, während er über den San Diego Freeway nach Süden fuhr, Leute für den Diebstahl und den Verkauf elektronischer Apparaturen zu verurteilen, die illegal in ihren Häusern installiert worden waren. Die Polizei konnte dann nur versuchen, sie unter dem Vorwand anderer Vergehen doch noch reinzureißen. Seltsam, überlegte er, im Grunde reagieren Pusher in einer entsprechenden Situation ganz ähnlich, nur eben noch etwas konsequenter. Er erinnerte sich an einen Fall, bei dem ein Heroindealer einer Braut eins reinwürgen wollte und zwei Päckchen mit Heroin im Griff ihres Bügeleisens versteckte. Anschließend gab er der Polizei telefonisch einen anonymen Tipp, doch bevor die Bullen darauf reagieren konnten, fand die Braut das Heroin zufällig. Und statt es durchs Klo zu spülen, verkaufte sie es. Die Polizei kreuzte bei ihr auf, fand nichts, machte dann einen Stimmabdruck von dem anonymen Anrufer und verhaftete den Pusher – weil er ihnen falsche Informationen gegeben hatte. Nachdem der Pusher auf Kaution wieder freigelassen worden war, besuchte er die Braut mitten in der Nacht und schlug sie fast tot. Als er danach geschnappt wurde und man ihn fragte, warum er dem Mädchen ein Auge ausgeschlagen und ihr beide Arme und mehrere Rippen gebrochen habe, erklärte er, dass die Braut auf zwei Päckchen mit hochgradigem Heroin gestoßen sei, die ihm gehört hatten, diese dann mit einem guten Schnitt verkauft und ihn nicht am Profit beteiligt habe. Das, dachte Arctor, ist eben die Pusher-Mentalität.
    Er lud Luckman und Barris in San Diego ab, wo sie alleine versuchen sollten, das Cephskop zu organisieren. Dadurch saßen sie erst einmal fest – was sie nicht nur daran hinderte, zum Haus zurückzukehren, während die Verwanzungsaktion in vollem Gange war, sondern was es Arctor zudem auch ermöglichte, mal wieder bei einem Mädchen vorbeizuschauen, das auf der Liste jener Personen stand, die er observieren sollte, und das er seit über einem Monat nicht mehr gesehen hatte. Er kam selten in diese Gegend, aber die Braut schien sowieso nicht viel mehr zu tun als zwei- oder dreimal am Tag Meth zu schießen und gelegentlich ein paar Freier abzuschleppen, um so

Weitere Kostenlose Bücher