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Der dunkle Schirm

Der dunkle Schirm

Titel: Der dunkle Schirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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so lange wie möglich zu schützen, würde er das Haus mit Zyanidgas fluten müssen, worauf er vorbereitet sei. Welche Vorkehrungen er denn getroffen habe, wollten seine Freunde wissen. Nun, erklärte Jerry, er habe bereits alle Fenster und Türen mit Klebeband versiegelt. Dann schlug er vor, die Wasserhähne in der Küche und im Badezimmer aufzudrehen und das Haus zu überschwemmen. Er behauptete, dass der Heißwassertank in der Garage mit Zyanid gefüllt sei, nicht mit Wasser. Er habe das schon seit langer Zeit gewusst, das Gas aber bis zum Schluss aufgespart, sozusagen als letzte Verteidigung. Zwar würden sie auch alle selbst dabei sterben, aber zumindest würden sie auf diese Weise die superintelligenten Blattläuse daran hindern, ins Haus einzudringen.
    Seine Freunde riefen daraufhin die Polizei an. Und die Polizisten brachen die Vordertür auf und karrten Jerry in die staatliche Nervenklinik. Das Letzte, was Jerry zu ihnen sagte, war: »Bringt mir später meine Sachen – bringt mir meine neue Jacke mit den Perlen auf dem Rücken.« Er hatte sich diese Jacke gerade erst gekauft und hing sehr daran. Die Jacke war so ungefähr alles, woran er noch hing; alles andere, was er besaß, hielt er für verseucht.
    Nein, dachte Arctor, jetzt scheint es wirklich nicht mehr so spaßig zu sein. Er fragte sich, warum es ihm jemals so vorgekommen war. Vielleicht kam das von der Furcht, der schrecklichen Furcht, die sie alle in den letzten Wochen in Jerrys Gegenwart verspürt hatten. Jerry hatte ihnen erzählt, dass er nachts manchmal das Haus mit einer Schrotflinte durchstreifte, weil er die Anwesenheit eines Feindes spürte. Und er hoffte, noch einen Schuss abfeuern zu können – bevor er selbst erschossen wurde.
    Und nun, wurde Bob Arctor klar, habe ich einen Feind. Oder jedenfalls bin ich auf seine Fährte gestoßen. Auf die Zeichen, die er hinterlässt. Noch so ein drogenverseuchtes Wrack im Endstadium, ganz wie Jerry. Und wenn dieses Endstadium der Scheiße zuschlägt, dann knallt es wirklich in deinen Kopf rein. Nachhaltiger als jeder Werbespot von Ford oder General Motors.
    Ein Klopfen an seiner Schlafzimmertür.
    Er berührte die Pistole unter dem Kissen und sagte: »Yeah?«
    Murmel, murmel. Barris’ Stimme.
    »Komm rein.« Arctor knipste die Nachttischlampe an.
    Barris trat ein, seine Augen funkelten. »Noch wach?«, fragte er.
    »Ja, ein Traum hat mich aufgeweckt«, erwiderte Arctor. »Ein religiöser Traum. Urplötzlich klafften die Himmel mit einem gewaltigen Donnerschlag auseinander und Gott der Herr erschien und seine Stimme grollte mich an – was, zum Teufel, sagte Er doch gleich – ach ja: Ich ärgere mich über dich, mein Sohn, sagte Er. Sein Gesicht war sehr finster. Ich zitterte in meinem Traum und sagte, zu Ihm aufblickend: Was habe ich getan, o Herr? Und Er sprach: Du hast schon wieder den Verschluss deiner Zahnpastatube nicht zugeschraubt. Und dann merkte ich plötzlich, dass Er meine Ex-Frau war.«
    Barris setzte sich, legte die Hände auf seine lederbedeckten Knie, schüttelte den Kopf und blickte Arctor an; er schien allerbester Laune zu sein. »Also«, sagte er dann lebhaft, »ich habe eine erste Theorie, wer böswillig und systematisch dein Cephskop zerstört hat und das auch wieder tun wird.«
    »Wenn du sagen willst, es sei Luckman…«
    »Hör zu.« Barris schaukelte aufgeregt vor und zurück. »W-w-was würdest du denken, wenn ich dir sage, dass ich bereits vor Wochen eine ernsthafte Fehlfunktion bei einer der Apparaturen in diesem Haushalt vorausgesehen habe, und zwar speziell in einer Apparatur, die teuer und schwer zu reparieren ist? Meine Theorie schrie geradezu danach, dass das passieren musste, und der Schaden an deinem Cephskop ist die Bestätigung meiner allumfassenden Theorie!«
    Arctor musterte ihn misstrauisch.
    Barris sank langsam zurück und setzte wieder sein ruhiges, breites Lächeln auf. »Du…«, sagte er und zeigte mit dem Finger auf Arctor.
    »Du denkst also, ich hätte es getan. Mein eigenes Cephskop kaputtgemacht, obwohl es nicht mal versichert war.« Ekel und Zorn schwollen in Arctor an. Es war schon spät in der Nacht – er brauchte seinen Schlaf.
    »Nein, nein«, erwiderte Barris rasch und mit ängstlichem Blick. »Du schaust auf die Person, die es getan hat. Die dein Cephskop zu Schrott gemacht hat. Nichts anderes wollte ich sagen, aber du hast mich ja nicht ausreden lassen.«
    »Du hast es getan?« Verwirrt starrte Arctor Barris an, aus dessen trüben Augen nun

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