Der dunkle Schirm
Richtung. Bevor ihr da rübergeht und denen Feuer unterm Arsch macht, solltet ihr das doch erst mal rausfinden, oder?
ARCTOR: Sie hat Recht.
LUCKMAN: Aber wen könnten wir fragen? Kennt einer von euch jemanden, der Ahnung von Rennrädern hat?
FRECK: Fragen wir doch einfach den Ersten, den wir treffen. Wir schieben es vor die Tür, und wenn dann irgend so ein Freak daherkommt, fragen wir ihn. Auf diese Weise kriegen wir wenigstens ein neutrales Urteil. (Gemeinsam schieben sie das Rad nach draußen und treffen auch sofort einen jungen Schwarzen, der gerade aus seinem Wagen steigt. Sie deuten auf die sieben – acht? – Gänge und fragen ihn, wie viel Gänge das Rad denn nun habe, obwohl sie doch ganz deutlich sehen können – außer Charles Freck natürlich –, dass es nur sieben sind: Fünf Zahnräder an einem Ende der Kette, zwei am anderen. Fünf und zwei macht sieben. Das können sie mit eigenen Augen feststellen. Was ist hier also eigentlich los?)
JUNGER SCHWARZER: Ihr müsst die Zahl der Zahnräder vorne mit der Zahl der Zahnräder hinten multiplizieren, um die Zahl der Gänge zu erhalten. Nicht addieren. Versteht ihr? Die Kette springt nämlich bei jedem Schaltvorgang von einem Zahnrad zum nächsten, sodass jeweils eine andere Übersetzung entsteht. Zunächst koppelt die Kette jedes der fünf Zahnräder hinten (Er deutet mit dem Finger auf diese fünf Zahnräder) mit einem der beiden vorne (Er zeigt auch darauf), was ein Mal fünf und damit fünf verschiedene Übersetzungsverhältnisse ergibt – fünf Gänge. Wenn ihr dann diesen Schalter hier an der Lenkstange betätigt, springt die Kette auf das andere der beiden vorderen Zahnräder und koppelt nun dieses mit jedem der fünf Zahnräder hinten, was weitere fünf Gänge ergibt. Fünf plus fünf – damit zehn Gänge. Versteht ihr jetzt, wie das funktioniert? Die Zahl der Gänge wird nämlich immer berechnet, indem man…
(Sie bedanken sich bei ihm und rollen schweigend das Rad ins Haus zurück. Der junge Schwarze, den sie noch nie vorher gesehen haben und der kaum älter als siebzehn sein kann und einen unglaublich alten, schrottigen Wagen – eine Art Lieferwagen – fährt, schließt jetzt die Wagentür endgültig ab. Sie machen die Haustür hinter sich zu und stehen da wie begossene Pudel.)
LUCKMAN: Hat irgendwer von euch Dope dabei? (Keiner…
Alle Befunde deuten darauf hin, dass eine Trennung der Hemisphären auch zwei voneinander unabhängige Bewusstseinssphären innerhalb desselben Kraniums erschafft, das heißt: innerhalb eines einzigen Organismus. Diese Schlussfolgerung mag manche Menschen – nämlich jene, die das Bewusstsein als eine unteilbare Eigenschaft des menschlichen Gehirns betrachten – beunruhigen. Andere mögen sie als voreilig abtun, weil sie darauf beharren, dass sich die bisher entdeckten Fähigkeiten der rechten Hemisphäre auf einer quasi automatenhaften Ebene bewegen. Unzweifelhaft ist allerdings, dass sich bei allen bisher untersuchten Fällen eine deutliche Ungleichheit der Hemisphären hat zeigen lassen, aber es ist natürlich durchaus möglich, dass dies eben ein Charakteristikum jener Individuen war, die wir studiert haben. Wenn das Gehirn eines sehr jungen Menschen jedoch auf die oben beschriebene Weise ›geteilt‹ würde, ist keineswegs auszuschließen, dass in der Folge beide Hemisphären dieses Gehirns getrennt und unabhängig voneinander mentale Funktionen einer höheren Ordnung entwickeln – und das auf einem Niveau, das sonst bei normalen Individuen nur in der linken Hemisphäre erreicht wird.
… lacht.)
»Wir wissen, dass Sie eine dieser Personen waren«, sagte der medizinische Beamte, der ihm gegenübersaß. »Es ist übrigens ganz egal, welche. Niemand von Ihnen war in der Lage, die simple mathematische Operation durchzuführen, die erforderlich ist, um aus diesem kleinen System von Übersetzungen die richtige Zahl der Gänge abzuleiten.«
Aus der Stimme des Mannes konnte Fred ein gewisses Mitgefühl heraushören, einen Versuch, freundlich zu sein. »Waren Sie alle high?«
»Nein«, entgegnete Fred.
»Eignungstests dieses Schwierigkeitsgrads werden selbst Kindern vorgelegt«, sagte der andere medizinische Beamte.
Darauf wieder der erste: »Also woran lag’s, Fred?«
»Weiß ich nicht mehr.« Fred schwieg einen Moment lang, dann sagte er: »Für mich klingt das alles so, als sei im kognitiven Bereich was schief gegangen, nicht im perzeptiven. Spielt bei einem solchen Vorgang nicht das
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