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Der dunkle Schirm

Der dunkle Schirm

Titel: Der dunkle Schirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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herkömmlicher Hirnschaden, sondern eine Art Toxizität, eine Gehirntoxizität. Eine Psychose, die das perzeptive System schädigt, indem sie es spaltet. Was da vor Ihnen liegt, dieser Objekt-Hintergrund-Test, misst den Grad der Handlungsfähigkeit Ihres perzeptiven Systems als ein einheitliches Ganzes. Können Sie das Objekt sehen? Es sollte Ihnen geradewegs ins Auge springen.«
    »Ich sehe eine Cola-Flasche.«
    »Eine Limonadenflasche ist die richtige Antwort«, sagte der sitzende Beamte, nahm mit einer raschen Bewegung die Zeichnung weg und ersetzte sie durch eine neue.
    »Haben Sie etwas Ungewöhnliches festgestellt, als Sie meine Berichte und das alles studiert haben?« Es liegt an der Rede, dachte Fred. »Was ist mit der Rede, die ich gehalten habe? Habe ich da bilaterale Dysfunktionen gezeigt? Muss ich deshalb diese Tests hier machen?« Er hatte einmal etwas über diese Gehirnspaltungstests gelesen, die die Abteilung von Zeit zu Zeit durchführte.
    »Nein, das hier ist eine reine Routinemaßnahme«, sagte der sitzende Beamte. »Wir wissen ja, Officer Fred, dass es für Rauschgiftermittler oft notwendig ist, in der Ausübung ihrer Pflicht Drogen zu nehmen. Die, deren Einweisung in staatliche…«
    »Für immer?«
    »Nur in den seltensten Fällen für immer. Um es noch einmal zu wiederholen: Es handelt sich hier um eine Art Verseuchung der Wahrnehmung, die im Laufe der Zeit möglicherweise von selbst wieder verschwindet, wenn…«
    »Trübe«, sagte Fred. »Trüber Matsch, der sich über alles legt.«
    »Haben Sie manchmal Überlagerungseffekte?«, fragte ihn einer der Männer.
    »Was?«
    »Zwischen den Hemisphären. Wenn in der linken Hemisphäre, in der das Sprachzentrum liegt, ein Schaden entsteht, dann übernimmt die rechte Gehirnhälfte oft die ausgefallenen Funktionen, so gut sie das eben kann.«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Gedanken, die nicht Ihre eigenen zu sein scheinen. Etwa so, als ob noch eine andere Person, ein anderer Geist in Ihrem Kopf denkt. Aber ganz anders, als Sie normalerweise denken. Etwa Worte aus einer Sprache, die Sie nicht kennen.«
    »Nein, nichts in der Art. Ich hätte das bemerkt.«
    »Vermutlich. Den Berichten zufolge, die Leute mit einer Schädigung der linken Hemisphäre geliefert haben, ist es offensichtlich eine ziemlich schockierende Erfahrung.«
    »Wie gesagt: Ich hätte das bemerkt.«
    »Früher nahm man an, dass die rechte Hemisphäre über gar keine sprachlichen Fähigkeiten verfügt, aber diese Theorie wurde aufgestellt, bevor sich so viele Leute die linke Gehirnhälfte mit Drogen ruiniert hatten und ihr – der rechten, meine ich – dadurch eine Chance gaben, auf den Plan zu treten. Das Vakuum zu füllen.«
    »Ich werde in Zukunft darauf achten.« Fred lauschte auf den mechanischen Klang seiner Stimme. Wie die Stimme eines eifrigen Kindes in der Schule. Eine Stimme, aus der die Bereitschaft sprach, jedem noch so dummen Befehl zu gehorchen, erteilt von jenen, die die Befehlsgewalt innehatten. Jenen, die größer waren als er und sich in einer Position befanden, die es ihnen erlaubte, ihm ihren Willen aufzuzwingen. Egal, ob der Befehl nun sinnvoll war oder nicht.
    Immer nur zustimmen, dachte er. Und das tun, was einem befohlen wird.
    »Was sehen Sie auf dem zweiten Bild?«
    »Ein Schaf.«
    »Zeigen Sie mir das Schaf.« Der sitzende Beamte beugte sich vor und drehte das Bild um. »Wenn Ihre Fähigkeit zur Unterscheidung von Objekt und Hintergrund beeinträchtigt ist, dann kann Ihnen das eine Menge Ärger machen – statt keine Formen wahrzunehmen, nehmen Sie falsche Formen wahr.«
    Wie Hundescheiße, dachte Fred. Hundescheiße zählte bestimmt zu den falschen Formen, egal, was man für einen Maßstab anlegte. Er…
     
    Die vorliegenden Daten deuten darauf hin, dass die stumme, untergeordnete Hemisphäre auf die Gestalt-Wahrnehmung spezialisiert ist, also in erster Linie den Informationsinput ganzheitlich-synthetisch verarbeitet. Im Gegensatz dazu scheint die mit Sprachfähigkeit begabte, dominierende Hemisphäre eher in der. Art eines Computers, also tendenziell logischer und analytischer zu arbeiten, und die Befunde legen die Vermutung nahe, dass ein möglicher Grund für die zerebrale Ungleichgewichtigkeit beim Menschen in der grundlegenden Unvereinbarkeit der Sprachfunktionen einerseits und der synthetischen Perzeptionsfunktionen andererseits zu suchen ist.
     
    … fühlte sich krank und niedergeschlagen, fast so wie bei dem Vortrag vor dem Lions Club. »Da ist

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