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Der dunkle Schirm

Der dunkle Schirm

Titel: Der dunkle Schirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Hammer in der Hand. »Falsch verbunden«, rief er und kam zögernd näher, wobei er immer wieder innehielt und sich umsah wie eine Monsterkrabbe in einem billigen Horrorfilm.
    »Wofür brauchst’n den Hammer?«, fragte Luckman.
    Arctor sagte: »Um den Motor zu reparieren.«
    »Ich dachte, ich bring ihn einfach mal mit«, erklärte Barris, während er zögerlich zu dem Olds hinüberging, »weil ich gerade im Haus war und ihn da rumliegen sah.«
    »Niemand ist so gefährlich wie der«, sagte Arctor, »der sich vor seinem eigenen Schatten fürchtet.« Das war das Letzte, was Freck mitbekam, bevor er wegfuhr. Er zerbrach sich den Kopf darüber, was Arctor damit wohl gemeint hatte. Vielleicht war das auf ihn, Charles Freck, gemünzt gewesen? Aber Scheiß noch mal, dachte er dann, warum weiter hier rumhängen, wenn’s einen so abtörnt? Das bringt doch nichts. Nur immer schön auf Abstand bleiben, wenn irgendwo Trouble im Anmarsch ist – das war sein Motto. Und darum fuhr er jetzt weg, ohne sich noch einmal umzusehen. Sollen sie sich doch gegenseitig in die Pfanne hauen, dachte er. Was hab ich denn überhaupt mit denen am Hut? Doch er fühlte sich mies, echt mies, weil er einfach so wegfuhr und sie allein ließ und weil er miterlebt hatte, wie auch hier der Wandel einsetzte, der alles verdunkelte. Und wieder fragte er sich, wie es bloß dazu gekommen war und wie das alles noch enden würde. Dann jedoch kam ihm der Gedanke, dass die Dinge später vielleicht ja wieder anders laufen würden, dass es auch wieder bergauf gehen könnte, und das hob seine Stimmung, ja, es veranlasste ihn sogar dazu, in seinem Kopf eine kurze Phantasienummer abzuspulen, während er so dahinfuhr, sorgsam darauf bedacht, keinem der unsichtbaren Polizeiwagen in die Quere zu kommen. Die Nummer ging so:
     
    DA SASSEN SIE ALLE WIEDER BEISAMMEN WIE FRÜHER
     
    Sogar die Leute, die tot oder ausgebrannt waren, wie Jerry Fabin. Sie alle saßen da, in so einem klaren weißen Licht, das kein Tageslicht war, sondern etwas viel Besseres, eine Art Meer aus Licht, das sie gleichmäßig von allen Seiten umgab.
    Und Donna und die anderen Bräute sahen so scharf aus – sie hatten rückenfreie T-Shirts und Hot Pants an oder halb durchscheinende Blusen aus indischer Baumwolle, natürlich ohne BH. Er konnte Musik hören, ohne allerdings genau sagen zu können, was für ein Stück es war und von welcher LP es stammte.
    Vielleicht Hendrix, dachte er. Yeah, eine alte Hendrix-Nummer, oder doch Janis Joplin? Das Stück war von ihnen allen zugleich: von Jim Croce und von Joplin, aber in erster Linie von Hendrix. »Bevor ich sterbe«, murmelte Hendrix, »lasst mich mein Leben so leben, wie ich es möchte«, und an dieser Stelle riss der Film in seinem Kopf, weil er vergessen hatte, dass Hendrix tot war, vergessen, wie Hendrix und auch Janis gestorben waren, von Croce gar nicht zu reden. Hendrix und J.J. krepiert an einer Überdosis Smack, alle beide, so coole Typen wie sie, zwei so außergewöhnliche Menschen, und er erinnerte sich, einmal gehört zu haben, dass Janis’ Manager ihr nur dann und wann mal ein paar Hunderter ausgezahlt hatte, den Rest – praktisch alles, was sie verdiente – wollte er ihr wegen ihrer Heroinsucht nicht geben. Und dann hörte Freck in seinem Kopf Janis’ Song, ›All Is Loneliness‹, und er begann zu weinen. Und in diesem Zustand fuhr er nach Hause.
     
    Während Robert Arctor zusammen mit seinen Freunden im Wohnzimmer saß und zu einer Entscheidung darüber zu gelangen versuchte, ob er nun den Vergaser überholen lassen oder sich nicht doch einen neuen, vielleicht sogar einen modifizierten Vergaser – plus einem neuen Verteiler – anschaffen sollte, spürte er die schweigende, unaufhörliche Überwachung durch die Holo-Kameras, ihre elektronische Allgegenwart. Es war ein beruhigendes Gefühl.
    »Du machst so ’n gut gelaunten Eindruck«, sagte Luckman. »Wenn ich hundert Eier rausschieben müsste, wär ich nicht so guter Laune.«
    »Ich hab gerade beschlossen, so lange rumzuziehen, bis ich auf einen Olds wie meinen stoße«, erwiderte Arctor. »Und dann montiere ich denen ihren Vergaser raus und bezahle gar nichts. So machen’s doch alle, die wir kennen.«
    »Besonders Donna«, pflichtete Barris bei. »Es wäre mir lieber gewesen, sie hätte das Haus nicht betreten, als wir neulich weg waren. Donna stiehlt alles, was sie nur tragen kann, und wenn sie’s nicht alleine tragen kann, dann ruft sie eben ihre Bande von Klaubrüdern an,

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