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Der dunkle Schirm

Der dunkle Schirm

Titel: Der dunkle Schirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Um den Stoff zu testen. War der beste Trip, den ich jemals gehabt hab. Farben über Farben. Besser als Meskalin, echt. Ich will nicht, dass meine Kunden gelinkt werden. Ich teste mein Zeug immer selbst. Alles mit Garantie.«
    Ein anderer Jedermann-Anzug war hinter Fred getreten und betrachtete jetzt ebenfalls den Holo-Schirm. »Womit geht er hausieren? Meskalin, hat er gesagt?«
    Fred sah sich kurz um. »Er hat vorhin Pilze in Kapseln gefüllt. Entweder er selbst oder jemand anderes muss sie hier in der Gegend gesammelt haben.«
    »Manche Pilze sind hochgiftig.«
    Ein dritter Jedermann-Anzug löste sich von seinen Holo-Monitoren und stellte sich zu ihnen. »Bestimmte Amanita- Pilzeenthalten gleich vier verschiedene Gifte auf einmal – alles Wirkstoffe, die die roten Blutkörperchen knacken. Es dauert zwei Wochen, bis man endlich stirbt, und es gibt kein Gegengift. Ein unvorstellbar schmerzhafter Tod. Nur ein Fachmann kann bei wild wachsenden Pilzen mit Bestimmtheit sagen, was er da eigentlich gesammelt hat.«
    »Ich weiß.« Fred notierte sich die Kennziffer dieses Bandabschnitts.
    Barris wählte schon wieder.
    »Wegen was kann man ihn dafür eigentlich belangen?«, fragte Fred.
    »Wegen irreführender Werbung«, erwiderte einer der Jedermann-Anzüge und die beiden lachten. Dann kehrten sie an ihre eigenen Schirme zurück. Fred beobachtete weiter.
    Auf einem der Monitore öffnete sich nun die Vordertür des Hauses und ein ziemlich entmutigt wirkender Bob Arctor trat ein. »Hi.«
    »Howdy.« Barris sammelte rasch seine Kapseln ein und stopfte sie sich in die Tasche. »Na, bist du bei Donna weitergekommen?« Er kicherte.
    »Fick dich«, sagte Arctor und verschwand vom Schirm, nur um einen Moment später in seinem Schlafzimmer in den Erfassungsbereich einer anderen Kamera zu treten. Nachdem er die Tür mit einem Tritt hinter sich geschlossen hatte, holte er eine Reihe von Plastikbeuteln hervor, die mit weißen Tabletten gefüllt waren. Er blieb einen Augenblick lang unentschlossen mitten im Raum stehen und stopfte sie dann unter das Bettzeug. Dann erst zog er sich den Mantel aus. Er wirkte müde und deprimiert; tiefe Linien hatten sich in sein Gesicht eingegraben.
    Eine Weile saß er auf der Kante seines ungemachten Betts, in Gedanken versunken. Schließlich schüttelte er den Kopf, erhob sich, stand da – dann strich er sich das Haar glatt und verließ das Zimmer, um wieder zu Barris zu gehen, wodurch er erneut in den Bereich der zentralen Wohnzimmerkamera kam, die während dieser ganzen Zeit Zeuge gewesen war, wie Barris die braune Tüte mit den Pilzen unter den Polstern der Couch versteckt und das Pilz-Buch zurück in das Bücherregal gestellt hatte.
    »Was hast du heute gemacht?«, fragte Arctor.
    »Nachforschungen angestellt.«
    »Über was?«
    »Über die besonderen Merkmale gewisser pilzartiger Daseinsformen.« Barris kicherte wieder. »Ist wohl nicht so gut gelaufen bei dem kleinen Mädchen mit den großen Titten, was?«
    Arctor musterte ihn eingehend, dann ging er in die Küche, um die Kaffeemaschine einzustöpseln.
    Barris folgte ihm gemächlich. »Bob, es tut mir Leid, wenn ich irgendwas Falsches gesagt hab.« Während Arctor darauf wartete, dass der Kaffee heiß wurde, lungerte Barris bei ihm in der Küche herum und trommelte und summte vor sich hin.
    »Wo ist Luckman?«
    »Vermutlich irgendwo draußen unterwegs, um eine Telefonzelle zu knacken. Er hat deinen hydraulischen Wagenheber mitgenommen. Für gewöhnlich heißt das doch, dass er vorhat, eine Telefonzelle auszunehmen, oder?«
    »Mein Wagenheber.«
    »Du weißt, dass du jederzeit mit meiner professionellen Unterstützung rechnen kannst, wenn du weitere Versuche unternimmst, die Kleine anzumachen und…«
    Fred ließ das Band wieder im Schnellvorlauf vorwärts schießen. Etwa zwei Stunden.
    »… bezahl endlich deine gottverdammte Miete oder mach dich an die Arbeit am Cephskop, verflucht noch mal«, sagte Arctor gerade hitzig zu Barris.
    »Ich habe bereits Widerstände bestellt, die…«
    Erneut spulte Fred das Band vorwärts. Weitere zwei Stunden.
    Jetzt sah man, wie Arctor in seinem Schlafzimmer im Bett lag. Ein auf KNX eingestellter Radiowecker spielte leise Folk-Rock. Auf dem anderen Monitor war Barris zu erkennen, der allein im Wohnzimmer saß und wieder in dem Pilz-Buch las. Lange Zeit tat keiner der beiden Männer besonders viel. Einmal streckte Arctor die Hand nach dem Radio aus, um den Lautstärkeregler höher zu drehen, weil offenbar gerade

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