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Der dunkle Schirm

Der dunkle Schirm

Titel: Der dunkle Schirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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einen Zweck oder eine Bedeutung hatte – außer für Arctor selbst.
    Der Typ ist verrückt, dachte er. Echt verrückt. Seit dem Tag, da er die Schäden an seinem Cephskop entdeckte – spätestens aber von dem Tag an, als er von der Fahrt heimkam, auf der er merkte, daß jemand an seinem Wagen rumgebastelt hatte, und zwar so, daß er dadurch beinahe draufgegangen wäre –, verhält er sich permanent 328
    wie ein Irrer. Bis zu einem gewissen Grad auch schon früher, dachte Fred. Aber permanent jedenfalls seit dem
    »Hundescheiße-Tag«, wie Fred diesen Tag seines Wis-
    sens nach nannte.
    Eigentlich konnte man ihm deswegen sogar nicht ein-
    mal Vorwürfe machen. So etwas, überlegte Fred, wäh-
    rend er beobachtete, wie Arctor sich müde aus seinem Mantel schälte, würde jeden um den Verstand bringen.
    Aber die meisten Leute würden nach einiger Zeit wieder einklinken. Nicht so Arctor. Bei ihm wird’s immer
    schlimmer. Jetzt liest er doch tatsächlich schon laut Bot-schaften vor, die gar nicht existieren, und das, obwohl keiner da ist, der sie hören könnte. Und noch dazu in fremden Zungen.
    Oder will er mich vielleicht nur bluffen? dachte Fred unbehaglich. Hat er irgendwie herausgefunden, daß er unter permanenter Überwachung steht … und tut er nur so, als sei er verrückt, weil er dadurch von seinen wirklichen Aktivitäten ablenken will? Oder spielt er einfach nur irgendwelche ausgeflippten Spielchen mit uns? Die Zeit, entschied er, wird es an den Tag bringen.
    Also wenn man mich fragt, dachte Fred, spielt er uns etwas vor. Manche Leute spüren, wenn sie beobachtet werden. Ein sechster Sinn. Nicht Paranoia, sondern ein primitiver Instinkt: da, was eine Maus hat, jedes gejagte Ding. Es weiß, daß sich jemand anschleicht. Es spürt das.
    Arctor zieht extra für uns eine Nummer ab, foppt uns.
    Aber andererseits kann man sich da nie ganz sicher sein.
    Es gibt Bluffs, unter denen sich noch andere Bluffs verbergen. Unter jeder Schicht liegt immer noch eine weitere.
    329
    Der Klang von Arctors obskurer Lesung hatte Luck-
    man geweckt. Die Kamera in seinem Schlafzimmer zeig-te, wie er sich benommen aufsetzte und lauschte. Dann vernahm er den Lärm, der entstand, als Arctor beim Aufhängen seines Mantels einen Kleiderbügel fallen ließ.
    Luckman ließ seine langen, muskulösen Beine unter sich gleiten und griff nach einer Handaxt, die er immer auf dem Tisch neben seinem Bett liegen hatte; er stand jetzt aufrecht und bewegte sich mit der Geschmeidigkeit eines Tieres auf die Tür seines Schlafzimmers zu.
    Im Wohnzimmer nahm Arctor die Post vom Kaffee-
    tisch und blätterte sie durch. Er warf eine kitschige Re-klamesendung in Richtung Papierkorb, verfehlte ihn aber.
    In seinem Schlafzimmer hörte Luckman das. Er ver-
    steifte sich und hob den Kopf, als wolle er eine Witte-rung aufnehmen.
    Arctor, der die Post las, machte plötzlich ein finsteres Gesicht und sagte: »Da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt.«
    In seinem Schlafzimmer entspannte Luckman sich,
    legte die Axt mit einem lauten Klirren beiseite, glättete sein Haar, öffnete die Tür und trat hinaus. »Hi. Was gibt’s Neues?«
    Arctor sagte: »Ich bin heute am Gebäude der Maylar
    Mikropunkt AG vorbeigekommen.«
    »Erzähl mir doch keinen vom Pferd.«
    »Sie waren gerade dabei, Inventur zu machen«, sagte Arctor. »Aber anscheinend hatte einer der Angestellten die ganzen Inventurlisten am Absatz seines Schuhs nach draußen geschleppt. Darum hechelte die ganze Beleg-330
    schaft draußen auf dem Parkplatz der Maylar Mikropunkt AG herum, mit Pinzetten und einer Unmenge von Lupen.
    Und einer kleinen Papiertüte.«
    »Gab’s auch ‘ne Prämie für den ehrlichen Finder?«
    sagte Luckman gähnend und schlug sich mit den Hand-
    flächen auf seinen flachen, harten Bauch.
    »Klar hatten die ‘ne Belohnung ausgesetzt«, sagte
    Arctor. »Nur hatten sie die auch verloren. Es war nämlich ‘n winzig kleiner Penny.«
    Luckman sagte: »Du siehst ‘ne ganze Menge merk-
    würdiger Sachen, wenn du so durch die Gegend fährst, ja?«
    »Nur in Orange County«, sagte Arctor.
    »Wie groß ist eigentlich das Gebäude dieser Maylar
    Mikropunkt AG?«
    »Knapp drei Zentimeter«, sagte Arctor.
    »Und was schätzt du, daß es wiegt?«
    »Mit oder ohne Belegschaft?«
    Fred ließ das Band im Schnellvorlauf vorwärtsschie-
    ßen. Als die Skalen anzeigten, daß eine Stunde verstrichen war, hielt er es für einen Augenblick an.
    »– ungefähr zehn Pfund«, sagte Arctor

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