Der dunkle Schirm
worden«, murmelte Barris verwirrt. »Aber dann er-hebt sich wiederum die Frage nach deren Motiven. Vielleicht wollen sie erreichen, daß wir uns gegenseitig verdächtigen und einander zu mißtrauen beginnen, so daß Zank und Hader zwischen uns keimt und wir einander
schlußendlich in offener Feindschaft gegenüberstehen –
daß wir alle unsicher werden, wem wir noch vertrauen können und wer unser Feind ist? Oder jedenfalls was in der Art.«
»Das ist ihnen schon gelungen«, sagte Arctor.
»Aber warum würden sie so etwas tun wollen?« sagte
Barris, während er sich zur Tür bewegte; seine Hände wirbelten aufgeregt in der Luft. »Ein derartig großer Aufwand – das Abmontieren der Bodenplatte, ein Nachschlüssel für die Vordertür –«
Ich werde froh sein, dachte Bob Arctor, wenn wir endlich die Holo-Kameras kriegen und sie überall in diesem Haus eingebaut sind. Er berührte seine Pistole und fühlte sich sofort sicherer. Dann fragte er sich, ob er vielleicht überprüfen sollte, ob sie noch geladen war. Aber dann, begriff er plötzlich, werde ich mich als nächstes fragen, ob der Abzugbolzen überhaupt noch da ist oder ob nicht jemand das Pulver aus den Patronen entfernt hat… und so weiter, und so weiter, in manischer Besessenheit, wie ein kleiner Junge, der die Risse im Bürgersteig zählt, um seine Angst zu verringern. Der kleine Bobby Arctor, der aus der ersten Klasse nach Hause kommt, den Ranzen
unter den Arm geklemmt, voller Angst vor dem Unbe-
kannten, das vor ihm liegt.
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Mit einer Hand tastete er an der Unterkante des Bett-rahmens entlang, weiter und weiter, bis seine Finger schließlich den Klebestreifen berührten. Obwohl Barris noch im Raum war und ihm zuschaute, riß er zwei Tabletten Substanz T los, führte sie zum Mund und warf sie ein, schluckte sie ganz ohne Wasser hinunter. Dann legte er sich mit einem Seufzer zurück.
»Angenehme Träume«, sagte er zu Barris.
Und schlief ein.
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V
Es war unvermeidlich, daß sich Bob Arctor für längere Zeit außerhalb seines Domizils aufhielt, damit es ordentlich (und das hieß: lückenlos) verwanzt werden konnte –
inklusive des Telefons, obwohl das doch schon längst von einer anderen Abteilung der Behörden angezapft
worden war. Normalerweise sah es in der Praxis so aus, daß Beamte das betreffende Haus überwachten, bis sie sich sicher sein konnten, daß alle Bewohner es verlassen hatten und wohl auch nicht so bald zurückkommen würden. Manchmal mußten die Behörden tage- oder sogar
wochenlang auf einen geeigneten Zeitpunkt warten.
Wenn schließlich trotz der mühseligen Warterei von
selbst absolut nichts laufen wollte, arrangierte man dann halt einen Vorwand: Man teilte den Hausbewohnern einfach mit, daß ein Kammerjäger einen ganzen Nachmittag in ihrem Haus zu tun haben würde (oder was sich sonst auch immer als Bluff anbieten mochte) und alle Einwoh-ner doch bitte deshalb verduften sollten – »So etwa bis gegen sechs Uhr abends, okay?«
Aber im vorliegenden Fall war der Verdächtige, ein
gewisser Robert Arctor, so zuvorkommend, sein Haus
ganz von selbst zu verlassen und dabei auch gleich noch seine beiden Mitbewohner mitzunehmen, um sich zusammen mit ihnen auf die Suche nach einem Cephalo-
chromoskop zu machen, das die drei auf Leihbasis benutzen konnten, bis Barris Arctors Cephskop wieder repariert hatte. Die drei Hausbewohner wurden dabei beo-125
bachtet, wie sie mit ernsten Mienen in Arctors Wagen stiegen und wegfuhren. Dann, nur wenig später, ging in der Zentrale ein Anruf von Fred ein, der sich, in seinen Jedermann-Anzug gekleidet, von einem Münzfernsprecher aus meldete und berichtete, daß für den Rest des Tages niemand daheim sein würde. Er, Fred, habe die drei Männer dabei belauscht, wie sie den Entschluß faß-
ten, den ganzen langen Weg nach San Diego hinunterzufahren, um sich ein Cephskop anzuschauen, das irgendein Typ offenbar geklaut hatte und jetzt für rund fünfzig Kröten zum Verkauf anbot. Wahrscheinlich war der Typ ein total ausgeflippter Fixer, denn wer ein Cephskop so billig anbot, mußte schon ziemlich meschugge sein. Und ein Cephskop für nur fünfzig Kröten war die lange Fahrt und den ganzen Zeitaufwand echt wert.
Zudem gab diese Entwicklung den Behörden die Mög-
lichkeit, neben der Verwanzungsaktion auch noch eine klitzekleine (und natürlich illegale) Durchsuchung zu starten, was die Geheimagenten vom Rauschgiftdezernat sowieso immer gerne taten, wenn es keine Zeugen dafür
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