Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der dunkle Schirm

Der dunkle Schirm

Titel: Der dunkle Schirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
Vom Netzwerk:
lag ein Stapel Werkzeuge.
    »Hey, Leute«, sagte Freck, während er die Tür zu-
    knallte und beiläufig zu den beiden hinüberschlenderte.
    »Barris«, fuhr er dann ganz cool und direkt fort und legte Barris die Hand auf die Schulter, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
    »Später«, knurrte Barris. Er trug seinen Mechaniker-overall, dessen ohnehin schon schmutziger Stoff jetzt 216
    über und über mit Motoröl und anderem Schmier bedeckt war.
    Freck sagte: »Ich hab’ mir heute einen Methedrin-
    Kolben gekauft.«
    Ungeduldig und mit finsterem Blick sagte Barris:
    »Wie groß?«
    »Was meinst du damit –«
    »Ich möchte wissen, wie groß der Kolben ist.«
    »Nun … äh …«, sagte Freck, während er fieberhaft
    überlegte, wie er jetzt weitermachen sollte.
    »Wieviel hast du dafür bezahlt?« erkundigte sich Arctor, der von der ganzen Wagenrepariererei nicht weniger ölverschmiert war als Barris. Die beiden hatten den Vergaser, den Luftfilter, die Schläuche und alle möglichen anderen Teile abmontiert.
    Freck sagte: »Ungefähr zehn Eier.«
    »Jim hätte ihn dir billiger besorgen können«, sagte Arctor und machte sich wieder an die Arbeit. »Nicht wahr, Jim?«
    »Im Moment kriegt man Methedrin-Kolben doch
    praktisch nachgeschmissen«, sagte Barris.
    »Aber es ist nicht nur ein Kolben, sondern eine ganze Garage voller Geräte!« protestierte Freck. »Eine chemische Fabrik! Die spuckt pro Tag eine Million Tabs aus –
    mit automatischer Pillenabfüllung und allem. Mit allem!«
    »Und das alles zusammen hat nur zehn Dollar geko-
    stet?« sagte Barris und grinste breit.
    »Wo steht denn diese sagenhafte chemische Fabrik?«
    erkundigte sich Arctor.
    »Nicht hier in der Nähe«, sagte Freck unbehaglich. «
    217
    Ach, Scheiße, Jungs.«
    Barris hielt in seiner Arbeit inne – er legte beim Arbeiten oft Pausen ein, egal, ob jemand sich mit ihm unterhielt oder nicht – und sagte: »Weißt du, Freck, wenn du viel Meth einwirfst oder schießt, dann fängst du an, wie Donald Duck zu reden.«
    »Und?« sagte Freck.
    »Dann kann dich keiner mehr verstehen«, sagte Barris.
    Arctor sagte: »Was hast du gerade gesagt, Barris? Ich kann dich nicht mehr verstehen. «
    Barris verstellte seine Stimme und ließ sie wie die Donald Ducks klingen, wobei sein Gesicht vor Vergnügen zu tanzen schien. Freck und Arctor grinsten und genossen die Nummer. Barris konnte schier kein Ende finden, und schließlich wies er laut quakend auf den Vergaser.
    »Was ist mit dem Vergaser?« erkundigte sich Arctor, jetzt nicht mehr lächelnd.
    Mit normaler Stimme, aber immer noch breit grinsend, sagte Barris: »Der Choke ist verbogen. Eigentlich müßte ein ganz neuer Vergaser rein. Andernfalls könnte es dir passieren, daß der Choke plötzlich die Benzinzufuhr dichtmacht, während du den Freeway entlangfährst, und dann stehst du plötzlich dumm da, weil dir der Motor abgesoffen ist und dir irgend so ‘n Arschloch hinten draufknallt. Und wenn da nicht bald was dran gemacht wird, läuft außerdem möglicherweise noch reines Benzin an den Zylinderwänden runter und wäscht den Schmier-film weg, so daß die Zylinder angegriffen werden und Dauerschäden entstehen. Und dann wirst du sie neu aus-bohren lassen müssen.«
    218
    »Wieso ist der Choke verbogen?« fragte Arctor.
    Achselzuckend machte sich Barris wieder daran, den
    Vergaser auseinanderzunehmen; er antwortete nicht.
    Er überließ es Arctor und Charles Freck, die keine
    Ahnung von Motoren hatten – und von komplizierten
    Reparaturen wie dieser hier erst recht nicht –, selbst eine Erklärung zu finden.
    In diesem Augenblick kam Luckman aus dem Haus.
    Er trug ein irre scharfes Hemd, hauteng geschnittene Le-vis und eine Sonnenbrille und hatte ein Buch unter dem Arm. »Ich hab’ gerade angerufen«, sagte er, »und jetzt prüfen sie nach, wie tief dich ein neuer Vergaser in die Miesen bringen wird. Sie wollen gleich zurückrufen, darum hab ich die Vordertür offengelassen.«
    Barris sagte: »Du könntest doch gleich einen Vergaser mit doppelter Leistungsstärke einbauen lassen, wenn du schon einmal dabei bist. Natürlich müßte dann zugleich auch ein neuer Verteiler rein. Wir könnten bestimmt irgendwo ganz billig einen gebrauchten kriegen.«
    »Der Motor würde im Leerlauf auf viel zu hohe Tou-
    ren kommen«, sagte Luckman, »wenn man einen Roche-
    ster-Vergaser oder was anderes in der Art nimmt – daran hattest du doch gedacht, oder? Und er würde nicht richtig schalten. Er würde

Weitere Kostenlose Bücher