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Der dunkle Schirm

Der dunkle Schirm

Titel: Der dunkle Schirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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durchtesten, Fred«, sagte der, der neben dem Tisch stand. »Es eilt nicht so. Hank wird Sie von 212
    dem neuen Termin in Kenntnis setzen.«
    Aus einem undeutlichen Impuls heraus, dessen Ur-
    sprung er nicht ergründen konnte, hätte Fred ihnen am liebsten die Hand geschüttelt, bevor er hinausging, aber dann tat er das doch nicht; er ging nur einfach wortlos hinaus, ein bißchen down und ein bißchen verwirrt, was möglicherweise an der Art lag, wie es ihn so plötzlich erwischt hatte. Sie haben das ganze Material über mich wieder und wieder durchgesehen, dachte er, und versucht, Anzeichen dafür zu finden, daß mein Gehirn ausgebrannt ist, und sie haben welche gefunden. Jedenfalls genug, um mich diese Tests machen zu lassen.
    Frühlingsblumen, dachte er, als er den Aufzug erreichte. Kleine Frühlingsblumen; vielleicht wachsen sie dicht am Boden, und eine Menge Leute trampeln darauf herum. Wachsen sie wild? Oder in besonderen kommerziell betriebenen Gewächshäusern oder auf großen, eingezäunten Farmen? Ich möchte zu gerne wissen, wie es
    wohl draußen auf dem Land ist. Die Felder und das alles, die seltsamen, ungewohnten Gerüche. Und, so fragte er sich, wo findet man so etwas? Wo muß man hingehen,
    und was muß man machen, um hinzukommen und dort-
    zubleiben? Was für eine Art von Trip ist das, und was für eine Art von Fahrkarte braucht man dazu? Und von wem kauft man sich das Ticket?
    Und, dachte er weiter, ich würde gerne jemanden mitnehmen, wenn ich dorthin gehe. Donna vielleicht. Aber wie bittet man darum? Wie bittet man eine Puppe darum, wenn man nicht einmal weiß, wie man an sie rankommen soll? Wenn man schon seit Ewigkeiten ein Auge auf sie 213
    geworfen hat und trotzdem immer noch nichts erreicht hat – nicht mal Stufe eins. Wir sollten uns beeilen, dachte er, weil bald alle Frühlingsblumen tot sein werden. Tot und verblüht.
    214

VIII
    Auf dem Weg zu Bob Arctors Haus, wo man normaler-
    weise immer einen Haufen Freaks traf, mit denen zu-
    sammen man sich antörnen und einen guten Tag machen konnte, bastelte Charles Freck an einem Gag herum, mit dem er den ollen Barris reinlegen wollte, um ihm die Verarscherei mit der Galle neulich in Fiddlers Kaffeestube Nummer Drei heimzuzahlen. Während er gekonnt den
    Radarfallen der Bullen auswich, von denen es in der Stadt nur so wimmelte (neuerdings tarnte die Polizei die Radarwagen, mit denen sie den armen Autofahrern auf die Pelle rückten, als alte, verkommene, in einem stump-fen Braun gespritzte VW-Busse, die von bärtigen Freaks gesteuert wurden; wenn er einen solchen VW-Bus sah, verlangsamte er die Geschwindigkeit), spulte er in seinem Kopf eine Phantasienummer ab – eine Vorschau auf die große Verarschung, die er gleich starten würde: FRECK: (beiläufig) Ich hab’ mir heute ‘nen Methedrin-Kolben gekauft.
    BARRIS: ( mit einem ganz gemeinen Gesichtsausdruck) Methedrin gehört zur Gruppe der Amphetamine, wie Speed; es ist eine kristalline Substanz, die synthetisch in einem Labor hergestellt wird. Demnach ist es also nicht organisch, wie etwa Pot. So etwas wie einen Methedrin-Kolben gibt es nicht. Bist du dir sicher, daß die dir nicht einen Maiskolben angedreht haben?
    FRECK: (elegant die Pointe anbringend) Ich meine, ich hab’ vierzigtausend Dollar von einem alten Onkel 215
    geerbt und bin damit zu so einem Macker gegangen, der heimlich in seiner Garage Methedrin herstellt. Ich meine, der hat da so eine Art chemisches Labor. Und von dem hab’ ich einen Kolben und die ganzen anderen Geräte gekauft, die man sonst noch dazu braucht. Kolben im Sinne von –
    Er konnte die Pointe jetzt noch nicht ganz richtig aus-formulieren, denn schließlich mußte er sich beim Fahren ja auch auf die Wagen um ihn herum und auf die Ampeln konzentrieren; aber er war sich sicher, daß er es schaffen würde, Barris supergut eins reinzuwürgen, wenn er erst einmal zu Bobs Haus kam. Und je mehr Leute da waren, desto begieriger würde Barris nach dem Köder schnappen, den er ihm hinzuwerfen gedachte. Und hinterher würde Barris in aller Augen als absolutes Riesenarsch-loch dastehen. Auf diese Weise würde er ihm die Verarschung von neulich doppelt und dreifach heimzahlen, weil Barris es noch mehr als alle anderen nicht ertragen konnte, wenn man auf seine Kosten einen Gag machte.
    Als er vorbeifuhr, sah er, daß Barris draußen war und an Bob Arctors Wagen arbeitete. Die Motorhaube stand offen, und Arctor und Barris beugten sich gemeinsam über den Motor. Neben ihnen

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