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Der dunkle Schirm

Der dunkle Schirm

Titel: Der dunkle Schirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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konnte.
    Wenn man es genau nimmt, bin ich Arctor, dachte er. Ich bin der Mann auf den Schirmen, der Verdächtige, den Barris durch sein hinterfotziges Telefongespräch mit dem Schlosser in Teufels Küche gebracht hat, und trotzdem habe ich mich gefragt, was Arctor wohl angestellt haben mag, daß Barris ihn unbedingt fertigmachen will! Ich bin bematscht; mein Gehirn ist bematscht. Das hier ist nicht wirklich – kann nicht wirklich sein. Das, was ich beobachte, bin ich – ist Fred. Das da auf den Schirmen war Fred ohne seinen Jedermann-Anzug; so sieht Fred ohne den Anzug aus!
    Und Fred war es auch, so begriff er nun, der kürzlich fast mit giftigen Pilzstückchen erledigt worden wäre. Er hätte es fast nicht bis hierher in sein Kontroll-Zentrum geschafft, um diese Holobänder zu sichten. Aber jetzt hatte er sie gesichtet.
    Jetzt hatte Fred eine Chance. Auch wenn sie nur
    hauchdünn war.
    Wirklich ein total verrückter Job, den die mir da gegeben haben, dachte er. Ein Scheißjob. Aber wenn ich ihn nicht machen würde, dann würde ein anderer an meine Stelle treten, und sie könnten das alles ganz falsch verstehen. Sie würden ihn im Namen der Gerechtigkeit in den Knast stecken; sie würden ihn mit Dope spicken und ihn dann einfach einsammeln. Wenn also schon irgend jemand sein Haus beobachten muß, dachte er, dann ist es immer noch am besten, wenn ich dieser Jemand bin, trotz der damit verbundenen Nachteile; allein schon die Tatsache, daß ich auf diese Weise Barris unter Kontrolle hal-292
    ten und seine Umgebung vor diesem ausgeflippten
    Scheißkerl schützen kann, rechtfertigt das.
    Und wenn irgendein anderer Polizist, der Barris’ Aktionen auf dem Monitor überwacht, das sieht, was ich wahrscheinlich noch alles sehen werde, dann werden sie zu dem Schluß kommen, daß Arctor der größte Drogen-Zwischenhändler im Westen der USA ist, und empfeh-
    len, daß er – Herr im Himmel! – ohne Gerichtsverfahren in einer Nacht-und-Nebel-Aktion ausgeschaltet wird.
    Von unseren geheimen Kommandoeinheiten. Den Män-
    nern in Schwarz, die wir von der Ostküste anfordern und die meist auf Zehenspitzen durch die Gegend schleichen und mit weittragenden Winchester 803 ausgerüstet sind.
    Und mit den neuen Infrarot-Zielfernrohren für Heckenschützen und der Vollsynchronisation für EE-Schrap-
    nellgeschosse. Den Männern, die überhaupt nicht bezahlt werden, nicht einmal von einer Dr. Pepper-Maschine; sie dürfen nur eines Tages Pinnchen ziehen, und wer ge-winnt, der ist der nächste Präsident der USA. Mein Gott, dachte er, diese Scheißkerle können ein vorüberfliegen-des Flugzeug abschießen. Und das Ganze so aussehen
    lassen, als habe einer der Motoren einen Schwarm Vögel angesaugt. Diese EE-Schrapnellgeschosse – oh verdammt, Mann, dachte er; es würden sogar Federspuren in den Trümmern der Motoren zurückbleiben, wenn man
    die Geschosse entsprechend präparierte!
    Das ist ungeheuerlich, dachte er, als er darüber nachsann. Arctor nicht bloß als Verdächtiger, sondern Arctor als … was auch immer. Zielscheibe. Ich werde ihn weiter beobachten; Fred wird weiter seine Fred-Nummer abzie-293
    hen; dann wird sich alles zum Guten wenden. Ich kann edieren und interpretieren und auch sonst eine Menge tun, so auf die Tour »Wir warten doch besser noch ab, bis er schließlich …« Als er das begriff, warf er die Blechtasse weg und tauchte wieder aus dem Waschraum des Kontroll-Zentrums auf.
    »Du siehst ja ziemlich angeschossen aus«, sagte einer der Jedermann-Anzüge zu ihm.
    »Tja«, sagte Fred, »mir ist da was Komisches passiert auf dem Weg zum Grab.« Vor seinem inneren Auge sah er ein Bild des Ultraschall-Richtstrahlprojektors, der einen tödlichen Herzanfall bei einem neunundvierzigjährigen Bezirksstaatsanwalt ausgelöst hatte, gerade als dieser im Begriff war, die Untersuchungen im Fall eines schrecklichen und berühmt gewordenen politischen Meuchelmor-
    des, der sich hier in Kalifornien ereignet hatte, erneut zu eröffnen. »Ich hätt’s fast erreicht«, sagte er laut.
    »Fast ist fast«, sagte der Jedermann-Anzug. »Aber
    eben nicht ganz.«
    »Oh«, sagte Fred. »Yeah. Richtig.«
    »Setz’ dich«, sagte ein Jedermann-Anzug, »und mach’
    dich wieder an die Arbeit, oder der nächste Zahltag ist dein letzter, und so hoch ist die Arbeitslosenunterstützung auch wieder nicht.«
    »Kannst du dir vorstellen, diesen Job anzugeben, wenn sie dich nach deiner letzten Arbeitsstelle –« begann Fred, aber die beiden

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