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Der dunkle Schirm

Der dunkle Schirm

Titel: Der dunkle Schirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Harbor ‘rüberzufahren, die Rechnung zu begleichen und den Scheck zurückzukriegen. Tu das zuerst, bevor du irgendwas anderes tust. Erledige das auf der Stelle. Setz an diesem Ende an. Und danach, sobald das erledigt ist, nimm die anderen, ernsteren Probleme in Angriff. Richtig?« Richtig, dachte er. Auf diese Weise werde ich Boden gutmachen. Genau da muß ich anset-zen.
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    Er schaltete das Band auf Schnellvorlauf und ließ es so lange vorwärtsschießen, bis er aufgrund der Daten auf den Skalen vermuten konnte, daß es jetzt eine Nachtsze-ne zeigen würde. Alle würden schlafen. Ein guter Vorwand, hier seinen Arbeitstag zu beschließen.
    Alle Lichter im Haus waren gelöscht; die Kameras
    standen auf Infrarot. Luckman und Barris lagen in ihren Zimmern in den Betten. In Arctors Raum war außer Arctor noch eine Puppe; beide schliefen.
    Wollen wir doch mal schauen, dachte Fred. Connie Irgendwas. Gespeichert in unseren Computern als abhängig von harten Drogen. Außerdem verdient sie sich das Geld für ihren Stoff durch Prostitution und dealt auch selbst. Ein geborener Verlierer.
    »Wenigstens hast du nicht zusehen müssen, wie dein
    Objekt Geschlechtsverkehr hatte«, sagte einer der anderen Jedermann-Anzüge, der über Freds Schulter einen kurzen Blick auf die Schinne warf und dann weiterging.
    »Immerhin ein Trost«, sagte Fred und betrachtete mit stoischer Ruhe die beiden schlafenden Gestalten auf dem Bett; in Gedanken war er bei dem Schlosser und dem, was er dort tun mußte. »Ich habe es schon immer gehaßt, bei –«
    »Eine hübsche Sache, wenn man es selber macht«,
    pflichtete ihm der Jedermann-Anzug bei, »aber längst nicht so hübsch anzuschauen.«
    Arctor schläft jetzt, dachte Fred. Mit seiner Fotze. Tja, dann kann ich wohl bald Schluß machen; bestimmt werden sie nach dem Wachwerden noch mal bumsen, aber
    mehr wird sich da wohl nicht tun.
    298
    Er konnte seine Blicke jedoch nicht abwenden. Der
    schlafende Bob Arctor … immer nur dieses eine Bild, dachte Fred, Stunde um Stunde. Und dann bemerkte er etwas, was er vorher nicht wahrgenommen hatte. Das sieht aber verdammt nach Donna Hawthorne aus! dachte er. Dort im Bett. Die Puppe, die mit Arctor in der Falle liegt.
    Aber das paßt doch nicht zusammen, dachte er und
    schaltete die Holos mit einem Handgriff um. Er ließ das Band zurücklaufen, dann wieder vor. Bob Arctor und
    eine Puppe, aber nicht Donna! Es war die Junkiepuppe Connie! Er hatte recht gehabt.
    Die beiden Individuen lagen Seite an Seite da, und
    beide schliefen.
    Und dann, während Fred zuschaute, schmolzen und
    verblaßten Connies harte, kantige Gesichtszüge, wurden ganz weiß und verwandelten sich in Donna Hawthornes Gesicht.
    Er schaltete das Band wieder aus. Saß verwirrt da. Ich kapier’s nicht, dachte er. Das ist ja wie eine – wie nennen die das doch gleich? Wie eine gottverdammte Überblen-dung! Ein filmisches Verfahren. Scheiße, was soll das bedeuten? Hat schon jemand das Material bearbeitet, um es im Fernsehen zu zeigen? Ein Regisseur, der spezielle visuelle Effekte verwendet?
    Wieder spulte er das Band zurück und dann wieder
    vorwärts; genau in dem Augenblick, als die ersten Ver-
    änderungen in Connies Gesichtszügen eintraten, stoppte er dann den Bandvorlauf. Das Holoprogramm gefror zu einem Standbild.
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    Er drehte am Vergrößerer. Alle anderen Kuben ver-
    schwanden; ein großer Kubus formte sich aus den bishe-rigen acht. Eine einzige nächtliche Szene: Bob Arctor, reglos in seinem Bett, das Mädchen reglos neben ihm.
    Aufrecht ging Fred in das Hologramm hinein, in die
    dreidimensionale Projektion, und stellte sich dicht neben das Bett, um das Gesicht des Mädchens genauer zu mustern.
    Auf dem halben Wege dazwischen, entschied er. Im-
    mer noch halb Connie; aber zugleich auch schon halb Donna. Am besten übergebe ich das hier dem Labor,
    dachte er; da hat ein Experte dran rumgedreht. Man hat mir manipulierte Bänder untergeschoben. Aber wer?
    fragte er sich. Er trat aus dem Holo-Kubus, ließ ihn zu-sammenbrechen und veränderte die Einstellung, bis wieder acht kleine Kuben an seine Stelle getreten waren. Saß erneut da, fieberhaft nachdenkend.
    Jemand hatte die Bänder frisiert, indem er Connies
    Bild mit dem Donnas überlagerte. Sorgfältig gefälschte Beweise dafür, daß Arctor die kleine Hawthorne bumste.
    Und? Ein guter Techniker konnte das schon immer bei Tonbändern oder auch bei Videobändern machen, und
    nun hielt er eben den Beweis in der Hand, daß so etwas

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