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Der dunkle Thron

Der dunkle Thron

Titel: Der dunkle Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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kann …«
    »Willst du, Polly Saddler, diesen Mann ehelichen, ihn lieben und ehren und so weiter und so weiter, bis dass der Tod euch scheidet?«, fragte Vater David ohne jede Feierlichkeit. Lord Shelton hatte ihn bei seinem Nachtmahl gestört, und das schätzte der alte Pfarrer überhaupt nicht.
    »Ich will, Vater«, antwortete Polly leise.
    »Und willst du … wie heißt du gleich wieder, mein Sohn?«
    »Tamkin, Vater. Tamkin … Nicholson.«
    »Willst du, Tamkin Nicholson, diese Frau hier zum Weib nehmen, obwohl sie eine unkeusche Schlampe ist?«
    Nick zuckte zusammen und warf Polly einen kurzen Seitenblick zu. Aber sie starrte weiterhin stur geradeaus auf den ausgeblichenen Holzrahmen der Kirchentür.
    Nick schaute den Priester wieder an und nickte grimmig. »Ich will.«
    »Dann bist du ein Narr, und ich erkläre euch im Angesicht Gottes zu Mann und Weib.« Er sprach ein paar lateinische Sätze und schlug schließlich das Kreuzzeichen über ihnen.
    Lord Shelton reichte ihm mit einem sparsamen Lächeln die üblichen dreizehn Pence für die Trauung. »Habt Dank, Vater.« Und an Nick gewandt: »Das wird dir vom Lohn abgezogen, versteht sich.«
    »Brautmesse kostet einen Schilling extra«, erklärte Vater David.
    Nick schüttelte den Kopf. »Nein, danke, Vater.«
    Der Pfarrer machte auf dem Absatz kehrt. »Dann kann ich jetzt wohl meine inzwischen eiskalte Suppe aufessen gehen, ja?«
    Nick nahm seine Braut bei der Hand und zog sie weg von der Kirche. Sein Schritt erschien ihm seltsam schleppend, so, als liefe er unter Wasser, und er spürte seine Füße nicht auf dem staubigen Pfad, der zum Palast zurückführte.
    Er lief mit gesenktem Kopf, ohne auf den Weg zu achten, und hielt erst an, als es plötzlich merklich dunkler um ihn wurde. Als er aufblickte, stellte er fest, dass sie das Dorf verlassen und den Saum des Waldes passiert hatten, der beim König und seinen Höflingen für seinen Wildreichtum beliebt war. Jetzt bei Einbruch der Dunkelheit an einem Spätsommerabend war der Wald düster und still.
    Nick ließ Pollys Hand los, lehnte sich mit dem Rücken an einen rauen Eichenstamm und kreuzte die Arme vor der Brust.
    Polly kam einen zaghaften Schritt auf ihn zu, blieb dann stehen und schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid. Das hab ich nicht gewollt.«
    »Ich dachte, man wird nicht schwanger, wenn man stillt.«
    Sie zog die schmalen Schultern hoch. »Der Schutz funktioniert nicht immer. Und er hält auch nur die ersten sechs Monate oder so.«
    Er nickte wortlos. Das hätte er natürlich wissen müssen, ging ihm auf, denn viele Bauersfrauen in Waringham bekamen beinah jedes Jahr ein Kind und stillten ihre Kleinsten noch, wenn sie längst wieder schwanger waren. Die Wahrheit war, dass er sich keine Gedanken darüber gemacht hatte. Schließlich war er doch Lord Waringham und konnte sich ein paar Bastarde leisten. Es spielte keine Rolle. Nur war er hier eben kein Lord, und er hatte versäumt, sich klarzumachen, welche Folgen es haben würde, wenn Tamkin der Stallknecht eine Amme schwängerte.
    »Süßer Jesus …« Er fuhr sich mit beiden Händen über Wangen und Augen. »Was für eine Misere.«
    »Mylord … Ich schwöre, ich hab das nicht gewollt. Ich hab ihnen deinen Namen nicht gesagt. Ich hatte vor, mit unserer Eleanor in einer der nächsten Nächte zu verschwinden. Aber auf einmal hatte ich weniger Milch, und da hat die Shelton gemerkt … Nick, ich schwöre bei den Augen der Heiligen Jungfrau …«
    Er fegte ihre Schwüre mit einer ungeduldigen Geste beiseite. »Erspar mir das, sei so gut.«
    Er war erledigt. Ein für alle Mal. Selbst wenn je das Wunder geschähe, dass der König und das Parlament ihn begnadigten, oder wenn der König starb und sein Nachfolger Nick begnadigte – mit dieser Frau an seiner Seite würde er nicht mehr derselbe Lord Waringham sein wie zuvor. Mit dieser Bauernmagd. Keine Hörige, immerhin, denn die Saddlers waren freie Leute, aber eben doch nur Bauern. Mit dieser Heirat brachte er Schande über sein Haus, und erst als er spürte, wie weh ihm das tat, wurde ihm klar, dass all jene recht gehabt hatten, die ihm einen übermäßigen Stolz auf die Altehrwürdigkeit seines Stammbaums unterstellt hatten.
    Mit einem bitteren leisen Lachen murmelte Nick: » Hochmut kommt vor dem Fall . Das ist ja so verflucht wahr …«
    »Warum hast du’s getan, wenn es dich so entehrt, mit mir verheiratet zu sein?«, fragte Polly, und er war verblüfft, die Bitterkeit in ihrer Stimme zu

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