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Der dunkle Thron

Der dunkle Thron

Titel: Der dunkle Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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bin und nichts weggelassen habe. Ich kann nur beten, dass Euch das genügt, Majestät, denn es ist alles, was ich zu bieten habe.«
    Der König schwieg.
    Nick wusste, Suffolk und Königin Jane hatten mit Engelszungen geredet, um Henry für einen Kompromiss zu gewinnen: Der Earl of Waringham sei gewillt, die beiden geforderten Eide zu leisten, sich Henry somit für alle Welt sichtbar zu unterwerfen, statt zur Galionsfigur und zum Märtyrer des papistischen Widerstands zu werden, welcher deutlich zugenommen hatte, seit Cromwell mit der landesweiten Aufhebung der kleineren Klöster begonnen hatte. Im Gegenzug wolle Waringham ein königliches Pardon für seine mutmaßlich verräterischen Handlungen während der Boleyn-Ära, insbesondere für seinen und Marys Fluchtversuch. Zähneknirschend hatte der König zugestimmt, denn es brodelte im Norden, und er fürchtete sich davor, die verschiedenen Kräfte der Opposition im Land könnten sich zu einer offenen Revolte zusammenschließen. Wenn er seine älteste Tochter in Gnaden wieder aufnahm, die die Sympathie der breiten Bevölkerung genoss, dann würde das viele Papisten beschwichtigen. Aber eine Versöhnung mit Mary war nur glaubwürdig, wenn sie den Earl of Waringham mit einschloss.
    »Das heißt also, Ihr bietet Uns Gehorsam, aber keine Reue«, schloss Henry bitter.
    Nick biss die Zähne zusammen, damit ihm nicht entschlüpfen konnte, was ihm auf der Zunge lag. Er schärfte sich ein, sein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren: Er wollte eine Versöhnung zwischen Mary und ihrem Vater. Er wollte Waringham behalten und sein Leben. Das war der Pakt, den er in jener Nacht vor einem Monat mit der Prinzessin geschlossen hatte. Und »leben« bedeutete die Notwendigkeit, sich Henry zu unterwerfen und auf bessere Zeiten zu hoffen.
    Er hob endlich den Kopf und sah dem König in die Augen. »Ich bereue, mich gegen die Krone aufgelehnt zu haben, Majestät. Aber ich kann nicht bereuen, was ich getan habe.«
    Der König nickte langsam, und Nick wurde ganz flau von der Feindseligkeit in seinem Blick.
    »Da Ihr keine bedingungslose Reue zeigt, können Wir Euch nicht aus vollem Herzen vergeben, Mylord«, bekundete Henry. »Doch Wir vergeben Euch pro forma , was Ihr allein der Fürsprache der Königin zu verdanken habt. Ihr dürft Euch entfernen.«
    Nick stand auf, verneigte sich schweigend vor Henry, wandte sich an die Königin, die still neben ihrem Gemahl gestanden hatte, und sank vor ihr nochmals auf die Knie. »Habt Dank, Majestät. Gott segne Euch.«
    Unauffällig, so hoffte er, schaute er zu ihr auf und lächelte. Königin Jane beherrschte die Würde ihrer neuen Rolle schon meisterlich. Ernst blickte sie auf den jungen Earl hinab, ohne eine Miene zu verziehen. Das Lächeln beschränkte sich auf ihre Augen.
    Im Vorraum fand Nick einen Pagen mit einem Tablett voller Weingläser, stibitzte eines und leerte es in einem Zug bis zur Neige. »Danke, mein Junge«, sagte er keuchend, als er den leeren Glaspokal zurückstellte. Hier draußen war es kühler als in der Halle, und Nick fühlte den Schweißfilm auf der Stirn erkalten.
    Er wollte sich zum Ausgang wenden, als die Tür zum Audienzsaal sich leise öffnete. »Warte noch einen Augenblick, Nick, sei so gut.«
    Seufzend wandte Nick sich um. »Mylord of Suffolk.« Es klang halb spöttisch, halb ehrerbietig. »Worauf? Eure Predigt? Ich weiß nicht, ob ich dergleichen jetzt ins Auge sehen kann. Ich hab noch ganz wacklige Knie von dieser Audienz.«
    Suffolk legte ihm für einen Moment die Hand auf die Schulter. »Das glaube ich gern. Aber alles in allem hast du dich gut geschlagen. Wenn sein Zorn verraucht ist, wird deine Offenheit ihm imponieren. So wie deine Treue zu Lady Mary ihm imponiert, nur kann er das natürlich nicht zugeben.«
    Nick betrachtete seinen Paten kopfschüttelnd. »Seit ich Euch kenne, versucht Ihr, mir den König zu erklären und schönzureden, Mylord. Aber Ihr könnt Euch die Mühe sparen. Meine Meinung über ihn wird sich ebenso wenig ändern wie seine über mich. Darum ist mir das pro forma -Pardon äußerst willkommen. Es erspart uns allen einen Haufen Lügen und Heucheleien. Nur Mary wird es natürlich nicht genügen. Sie sehnt sich nach einer echten Aussöhnung mit ihrem Vater. Ich hoffe, er wird sie ihr nicht verwehren.«
    »Das hoffe ich auch«, stimmte Suffolk seufzend zu. »Aber ich bin zuversichtlich. Wegen Jane. Der Königin, sollte ich wohl sagen. Sie hat einen … wirklich guten Einfluss auf ihn. Und sie

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