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Der dunkle Thron

Der dunkle Thron

Titel: Der dunkle Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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rang sich ein Lächeln ab. »Es … wird sich schon alles finden.«
    Polly zupfte ihr Schultertuch zurecht, sodass es dem Kind in ihren Armen Schatten spendete, und antwortete nicht.
    Eleanor zog ihren Vater unsanft an den Haaren. »Weiter! Weiter!«
    Nick befreite seinen Schopf mit einem schmerzhaften Ruck, hob das Kind von seinen Schultern und setzte es vor Polly in den Sattel. »Ich denke, ich habe dich weit genug getragen, Eleanor.«
    »Aber ich will weiterreiten«, jammerte sie.
    »Dann musst du schleunigst lernen, dass man diejenigen, von denen man etwas wünscht, nicht piesacken sollte. Es führt selten zum Erfolg. Und fang bloß nicht an zu heulen«, fügte er hinzu, als er das kleine Kinn beben sah.
    »Sie ist drei Jahre alt, Nick«, sagte Polly ohne besonderen Nachdruck.
    Nick wandte ihr den Rücken zu und führte Orsino weiter. »Das kann man gar nicht früh genug lernen.«
    Sommergrüne Weiden, hier und da mit jungen Obstbäumen betupft, prägten das Land rund um das Dorf. Selbst dort, wo bis vor wenigen Jahren noch Erbsen, Gerste, Hopfen und Weizen gewachsen waren, grasten nun Schafe. Es ließ das Land ursprünglicher und wilder aussehen, in gewisser Weise sogar schöner, musste Nick einräumen, aber trotzdem bereitete der Anblick ihm Sorge.
    Sie überquerten die neue Brücke, erklommen den Mönchskopf und schließlich den Burghügel. Orsinos Fell glänzte von Schweiß, als seine Hufe über das Kopfsteinpflaster im Torhaus klapperten, denn es war heiß und drückend.
    Die Schönheit des Burghofes verblüffte Nick wieder aufs Neue. Der Wein berankte den alten Bergfried jetzt bis zum Dach, und irgendwer hatte ihn am Tor und den Fensteröffnungen sauber beschnitten.
    »Mein Kräutergarten ist noch da«, murmelte Polly. Es klang erfreut.
    Nick hielt an und streckte ihr die Hand entgegen. »Willkommen zu Hause, Lady Waringham.«
    Sie nahm seine Hand und saß ab. »Ich habe dir schon tausendmal gesagt, du sollst mich nicht so nennen.«
    »Aber das bist du. Es lässt sich nicht ändern, und wir werden kein Geheimnis daraus machen, Polly.«
    »Dann werden sie mich hassen und sich die Mäuler über uns zerreißen.«
    »Ich nehme an, wir werden auch das überleben.« Nick hob Eleanor aus dem Sattel, zauderte einen Augenblick und küsste ihr dann die Wange. »Bist du immer noch traurig, Krümel?«
    Sie nickte.
    »War ich zu streng mit dir?«
    Sie sah ihn unverwandt an, aber sie antwortete nicht. Sie wirkte unsicher und ängstlich. Das hatte er nicht gewollt. »Wirst du mir ein Lächeln schenken, wenn ich dich wieder reiten lasse?«, fragte er zerknirscht.
    Das Lächeln erstrahlte wie die Sonne, die plötzlich durch dräuende Wolken bricht.
    Erleichtert setzte er sie auf seine Schultern, trug sie zum Bergfried hinüber und winkte Jacob zu, der dabei war, den kleinen Zaun des Kräutergartens zu reparieren.
    »Willkommen, Mylord!«, rief Adams jüngerer Bruder.
    »Danke, Jacob. Weißt du, wo mein Schwager und meine Schwester sind?«
    Jacob ruckte das Kinn zu den Fenstern hinauf. »Da oben, Mylord. Trotz dieses herrlichen Wetters.« Er hob ergeben die Hände, als wolle er sagen: Die feinen Leute kann einfach kein normaler Mensch verstehen.
    Nick führte seine Familie ins Innere des Bergfrieds, wo ihnen seine Köchin Alice – Pollys Cousine – und deren Mann Jim entgegenkamen und sie stürmisch begrüßten. Alice fiel Polly um den Hals und machte ein lautstarkes Gewese um die Kinder. Jim und Nick fachsimpelten ein wenig über die Instandhaltung von Dachstühlen, und bei der ersten sich bietenden Gelegenheit entschuldigte sich Lord Waringham, ließ Frau und Kinder bei seinen Dienstboten zurück und erklomm die zwei Treppen zu seinem Gemach.
    Ein wenig unsicher klopfte er an die Tür und öffnete.
    Laura sprang mit einem Jubellaut vom Tisch auf und schloss ihn in die Arme. »Nick!«
    »Sag nicht, ihr wusstet nicht, dass ich frei bin.«
    »Doch.« Sie ließ ihn los, trat einen Schritt zurück und betrachtete ihn strahlend. »Aber wir hatten keine Nachricht, dass du heimkommst.«
    Sein Blick fiel auf ihren sichtlich gerundeten Bauch, und er sah ihr lächelnd in die Augen. »Glückwunsch.«
    »Wir beten, dass es ein Junge wird«, bemerkte Philipp, der ebenfalls vom Tisch aufgestanden war und Nick umarmte. »Ich werde nie reich genug sein, um mehr als zwei Töchter anständig unter die Haube zu bringen …«
    »Und wer wüsste besser als du, wie bitter es für einen Bräutigam ist, ewig auf die Mitgift warten zu

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