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Der dunkle Thron

Der dunkle Thron

Titel: Der dunkle Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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ungültig machen, indem ich ein neues verfasse, das ein späteres Datum trägt.«
    »Das würde ich mir an deiner Stelle gut überlegen, denn mir ist es todernst.«
    »Daran zweifle ich nicht. Aber du würdest es nie erfahren, wenn ich es in Vater Simons Obhut gäbe, ohne dir etwas davon zu sagen. Darum schlage ich vor, wir sparen das teure Pergament und belassen alles beim Alten …«
    »Nein.« Es war eine kategorische Absage. »Ich will Sicherheit.«
    Nick stand abrupt auf. »Aber du kriegst sie nicht! Wie konntest du dir nur einbilden, ich ließe mich von dir erpressen? Doch ich mache dir einen Gegenvorschlag, teuerste Gemahlin: An dem Tag, da Schwester Janis verhaftet wird, werde ich in der Tat ein Testament aufsetzen. Und zwar eines, in dem ich anzweifle, Francis’ Vater zu sein, und alles, was ich besitze, meinem Bruder hinterlasse. Solange Schwester Janis jedoch unbehelligt bleibt, bleibt Francis mein Erbe. Komm schon, überleg nicht lange. Es ist das Beste, was du erhoffen kannst. Und das gleiche gilt für mich. Ein … Kompromiss.«
    Sie ließ sich Zeit. Dann nickte sie. »Einverstanden.«
    Er verneigte sich formvollendet, die Hand auf der Brust, und wandte sich zur Tür.
    »Wo willst du denn hin?«
    Er hörte einen Anflug von Furcht in ihrer Stimme und verspürte grimmige Befriedigung. »Keine Ahnung«, antwortete er über die Schulter. »Vielleicht überlassen die Stallburschen hier mir noch einmal einen Platz im Stroh. Mir ist jedes Bett recht, Polly, Hauptsache, es ist nicht deins.«
    Er ging hinaus, zog die Tür hinter sich zu, und kaum war sie geschlossen, polterte von innen etwas dagegen, der Weinkrug vermutlich. »Und du meinst, ich würd dir auch nur eine Träne nachweinen?«, gab seine Frau ihm mit auf den Weg.
    »Es war grässlich, Laura«, gestand Nick, als er wenige Tage später in der feinen Kaufmannsvilla in der Ropery zu Besuch war.
    John, Philipp und Nathaniel Durham waren bereits in die Halle hinaufgegangen, doch Laura hatte ihren Bruder unter einem Vorwand in den Garten gelockt. Es war immer noch kühl und bedeckt – kein Vergleich zu dem mörderisch heißen Sommer des letzten Jahres –, aber trocken.
    Laura saß auf der Bank am Springbrunnen und hatte seiner Beichte schweigend gelauscht. Als er geendet hatte, sagte sie: »Ich fürchte, mit dir und Polly wird es nie besser werden, Nick. Du bist nicht wirklich wütend darüber, dass deine Frau dich erpressen wollte, sondern dass eine Saddler dich erpressen wollte.«
    »Das stimmt«, musste er einräumen.
    »Du wirst niemals die Ehefrau und die Mutter deiner Kinder in ihr sehen, sondern immer nur die Bauernmagd.«
    Nick seufzte ungeduldig. »Ich kann nicht ändern, wie ich bin. Möglicherweise lägen die Dinge anders, wenn ich rettungslos verliebt in sie wäre, aber das bin ich nie gewesen. Sie ist ein … ein Mühlstein um meinen Hals. Und jetzt wird sie auch noch unverschämt. Aber was kann ich tun?« Er breitete hilflos die Arme aus. »Sie ist meine Frau. ›Ja, ich will‹ habe ich bei der Trauung gesagt.«
    Laura nickte bedrückt und ließ ein paar Atemzüge verstreichen, ehe sie fragte: »Und wie steht es mit deinem Sohn und deiner Tochter?«
    Er lächelte pflichtschuldig. »Sie machen sich prächtig. Und du brauchst mir nicht zu sagen, dass das vor allem Pollys Verdienst ist – ich weiß das.« Er sah zu Lauras beiden Töchtern hinüber, die unten am Ende des Grundstücks am Kai standen. Eins von Master Durhams Schiffen hatte dort am Morgen festgemacht, und die Mädchen schauten zu, während eine Reihe Träger die Ladung löschten. Die Amme war bei ihnen, den dreijährigen Cecil auf dem Arm, und achtete darauf, dass Giselle und Judith nicht zu nah ans Wasser gingen. »Es fällt mir schwer, meinen Kindern die Zuneigung entgegenzubringen, auf die sie Anspruch haben«, bekannte er. »Ich gebe mir Mühe, nur … ich schätze, ›Mühe‹ ist ein schlechter Ersatz. Aber wie in Gottes Namen soll man ändern, was man fühlt?«
    »Du kennst sie kaum«, wandte Laura ein. »Du verbringst viel zu wenig Zeit mit ihnen. Wenn du dich entschließen könntest, deine Familie nach Hause zu holen, würdest du ihnen bestimmt näherkommen. Du würdest entdecken, dass sie auch deine Kinder sind.«
    »Ja, vielleicht.« Doch die Vorstellung, Polly, Eleanor und Francis nach Waringham zu holen, hatte in Wahrheit wenig Reiz. Er schätzte die Unabhängigkeit, die er dort genoss, das eher unkonventionelle Leben auf der unendlichen Baustelle seines

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