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Der dunkle Thron

Der dunkle Thron

Titel: Der dunkle Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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geführt hatte. Gott war Marys wichtigster Verbündeter. Mit ihm auf ihrer Seite konnte sie alles, ohne ihn nichts.
    »Versuch, ein bisschen Geduld mit dir zu haben«, riet Nick. »Im Moment kannst du ohnehin nichts tun, um den König zu warnen, denn er ist vermutlich schon halbwegs in Lincoln. Es mag sein, dass er monatelang fort ist. Vielleicht kannst du ihm vergeben, wenn er zurückkommt.«
    Erst als sie lächelte, erkannte er, wie erschöpft und niedergedrückt sie in Wahrheit war, wie schwer der Tod ihrer Patin und mütterlichen Freundin ihr zu schaffen machte. Aber sie nahm seinen Arm, ging ohne Hast weiter Richtung Halle und sagte: »Du hast natürlich recht. Was täte ich nur ohne dich und deine praktischen Ratschläge?«
    Pflichtschuldig suchte Nick seine Frau und seine Kinder auf, widmete Eleanor und Francis zwei Stunden Zeit und ließ sich von ihren kleineren und größeren Abenteuern berichten. Sie waren wie üblich selig, ihn zu sehen. Das schmeichelte ihm ein wenig, obwohl es seine Gewissensbisse ob seiner mangelnden väterlichen Gefühle verschlimmerte.
    »Bilde dir nur nichts darauf ein«, bemerkte Polly untypisch schroff, als sie nach dem Essen allein in ihrer Kammer waren. »Väter, die sich nur alle paar Wochen für einen kurzen Besuch blicken lassen und dann auch noch Honigmandeln und Marzipan mitbringen, werden von allen Kindern geliebt.«
    »Ja, ich schätze, das ist wahr«, räumte er ein und setzte sich in einen der Sessel am kalten Kamin.
    Polly trat mit einem Kienspan vor die Tür, entzündete ihn an einer der Wandleuchten und kam zurück, um ein paar Kerzen anzustecken. Es war spät geworden, und allmählich ging der trübe Sommertag zur Neige. »Wie geht es zu Hause?« Das fragte sie immer.
    »Seit Sumpfhexe weg ist, ist es so friedlich in Waringham, dass man es kaum aushält.«
    »Sag nicht, du vermisst sie.«
    Er schnaubte. »Wie die Beulenpest. Sie und ihr Gemahl und Ray und Brechnuss und mein alter Freund Jerome Dudley begleiten übrigens alle den König nach Norden. Von mir aus kann sie sich da oben in ihrer alten Heimat im Moor ertränken, das wäre doch passend. Aber im Grunde ist mir egal, was sie treibt. Ich bin sie jedenfalls los und muss ihr kein Witwenteil mehr zahlen. Madog und seine Familie wohnen jetzt im Haus. Es ist schön, sie in der Nähe zu haben.«
    Polly saß ihm gegenüber, hielt die Hände auf dem Rock gefaltet und lauschte. Nick ergriff lächelnd ihr Handgelenk, zog sie zu sich herüber und auf seinen Schoß hinab.
    Sie sträubte sich nicht, aber sie war offenbar noch nicht der Ansicht, sie hätten genug geredet. »Nick, ich habe nachgedacht.«
    »Worüber?«, fragte er zerstreut, in Gedanken mit der komplizierten Schleife am Halsausschnitt ihres Überkleides beschäftigt.
    »Was du zu mir gesagt hast. Über Lord Shelton und Vater David und dass niemand mehr lebt, der bezeugen kann, dass du Tamkin Nicholson warst.«
    Er wandte den Blick ab. Das war nicht gerade eine seiner Sternstunden gewesen und gehörte folglich nicht zu seinen Lieblingserinnerungen. »Und?«, fragte er kurz angebunden.
    »Ich mach mir keine Sorgen deswegen«, bekundete Polly, glitt von seinen Knien und trat an die Truhe, wo sie die empfindliche Haube abnahm.
    »Nein? Und verrätst du mir, warum nicht?«
    Sie drehte sich wieder zu ihm um. »Weil du das niemals tun würdest. Leugnen, dass du mein Mann bist, mein ich. Du kannst nicht, obwohl du gern würdest. Aber es wär ehrlos.«
    Nick schlug die Beine übereinander. »Und welche Schlüsse ziehst du daraus?«
    Sie löste das Haarnetz, sodass die blonde Pracht ungehindert über Schultern und Rücken herabwallen konnte. »Das überlass ich dir, weil du ja so viel klüger bist als ich. Ich wollte nur, dass du weißt: Du kannst mir mit der Drohung keine Angst machen.«
    Er nickte langsam. »Verstehe.«
    Es war einen Moment still. Schließlich fragte Polly: »Ist das alles, was du dazu zu sagen hast?«
    Ja, dachte er, das ist alles. Du hast mich durchschaut und vollkommen recht. Also was soll ich sagen?
    Sein Schweigen machte seine Frau sichtlich nervös. Sie kam zu ihrem Sessel zurück, blieb aber dahinter stehen, als brauche sie ein Bollwerk, und legte die Hände auf die Rückenlehne. »Ich hab nie irgendwas von dir verlangt, Nick«, sagte sie. »Im Gegenteil. Das Letzte, was ich für dich sein wollte, war eine Last. Aber du hast mich geheiratet. Ihret wegen. Es war deine Entscheidung, und sie hat alles geändert. Ich werde für das Recht meiner

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