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Der dunkle Thron

Der dunkle Thron

Titel: Der dunkle Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Elizabeth und Eleanor, die mit Robin Dudley zusammen einen Schneemann bauten. Die Kinder begrüßten den Earl of Waringham stürmisch. Nick hob seine Tochter kurz auf den Arm und dachte flüchtig, wie gut sie nach Schnee duftete und welch erstaunliche Wärme sie ausstrahlte.
    »Denkt ihr, Schneemänner sind der richtige Zeitvertreib für zwei junge Ladys von beinah neun Jahren?«, fragte Mary ihre Schwester kritisch.
    »Oh, sei doch nicht so miesepetrig, Mary«, gab Elizabeth wegwerfend zurück. »Hilf uns lieber. Lord Waringham, wollt Ihr uns nicht Euer Barett für den Schneemann überlassen?«
    »Bedaure, Lady Elizabeth, aber ich brauche es für den Heimritt. Ihr wollt nicht schuld sein, wenn mir unterwegs die Ohren einfrieren und abfallen, oder?«
    Sie winkte ab. Es war eine Geste königlicher Ungeduld, die ihn sehr an ihren Vater erinnerte. »So etwas gibt es in Wirklichkeit gar nicht«, belehrte sie ihn.
    »Ich bin nicht so sicher«, widersprach er und wandte sich wieder an Eleanor. »Wo steckt denn dein Bruder? Wieso spielt er nicht mit euch?«
    »Er ist krank, Vater.«
    »Krank? Was fehlt ihm denn?«
    »Es ist nur eine Erkältung«, beruhigte Mary ihn. »Er hat hohes Fieber, aber Doktor Hopkins, der Leibarzt meines Bruders, sagt, das sei bei Kindern ganz normal. Der Prinz hat das gleiche; auch er muss das Bett hüten.«
    »Verstehe.« Er bemühte sich, seine Beunruhigung nicht zu zeigen, denn er wusste selbst, sie war albern. Seit sein Bruder sich das Leben genommen hatte, argwöhnte er immerzu, die nächste Katastrophe lauere schon auf ihn, weil Gott es auf ihn und die Seinen abgesehen habe. Ein solcher Verdacht sei dumm und vermessen, hatte Simon ihm erklärt, aber Nick fand es schwierig, ihn abzuschütteln.
    Also ging er auf dem schnellsten Weg zu der Kammer im ersten Obergeschoss, die Francis mit den beiden Dudley-Jungen teilte, und wie erwartet fand er Polly am Bett ihres Sohnes.
    »Wie geht es ihm?«, fragte Nick grußlos, die Stimme gesenkt, und beugte sich über das Bett.
    Francis schlief ruhig, aber seine Wangen waren unnatürlich gerötet. Nick legte die Hand auf die Stirn des Jungen. Sie glühte.
    »Vorletzte Nacht war ich in Sorge«, bekannte Polly. »Aber jetzt geht es aufwärts.«
    Er richtete sich auf, sah sie an und nickte.
    Sie erwiderte seinen Blick. Der ihre war bekümmert und vorwurfsvoll – wie üblich. Lautlos zog sie den Bettvorhang ein Stück zu und führte Nick einige Schritte Richtung Fenster, um das schlafende Kind nicht zu stören.
    »Nick«, begann Polly ein wenig atemlos. »Es tut mir so leid, was mit deinem Bruder …«
    »Ich will das nicht hören«, fiel er ihr ins Wort, gedämpft, aber scharf. »Von dir schon gar nicht. Dir kann es doch nur recht sein, dass alles so gekommen ist. Raymond ist keine Bedrohung mehr für die Erbschaft deines Sohnes, nicht wahr?«
    Polly zog erschrocken die Luft ein. »Wie kannst du so etwas sagen?«, hielt sie ihm vor. »Du hast kein Recht, mir etwas so Abscheuliches zu unterstellen.«
    »Vielleicht nicht«, erwiderte er und musterte sie von Kopf bis Fuß, ohne sich zu entschuldigen. »Aber wie dem auch sei. Da es sich nun einmal nicht ändern lässt, dass dein Sohn mein Erbe wird, möchte ich, dass er in Waringham aufwächst, damit er lernt, was der Name bedeutet.«
    »Du holst uns nach Hause?«, fragte Polly, und in ihrer Miene spiegelte sich Freude ebenso wie Furcht vor den Anfeindungen, die sie dort gewiss wieder erwarten würden.
    Nick schüttelte den Kopf. »Die Rede war von Francis. Er wird im Mai sieben, genau die richtige Zeit also, dass er sich von deinen Schürzenbändern löst. Im Frühling werde ich ihn nach Hause holen. Du und Eleanor werdet vorerst hierbleiben.«
    Polly wandte sich von ihm ab und schlug die Hände vors Gesicht. Sie gab keinen Laut von sich, aber ihre Schultern bebten.
    Nick blickte auf sie hinab und empfand überhaupt nichts. »Sei so gut, erspar mir deine Tränen, Lady Waringham. Du bekommst immerhin, was du mir vor einem halben Jahr noch abpressen wolltest.«
    Er stand fröstelnd vor dem Portal und wartete auf sein Pferd, als eine Gruppe von drei Reitern durchs Torhaus kam. Nick erkannte den vordersten, trat lächelnd zu ihm, als er angehalten hatte, und hielt ihm höflich den Steigbügel. »Schön, Euch genesen zu sehen, Mylord. Ich wünsche Euch ein glückliches neues Jahr.«
    Ächzend saß der Duke of Suffolk ab. Er war im Laufe der letzten Jahre ein wenig in die Breite gegangen, wenn auch bei weitem nicht

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