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Der dunkle Thron

Der dunkle Thron

Titel: Der dunkle Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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vornehmen Marmorfliesen zu Füßen des mächtigen Erzbischofs, hatte der ihm die Erlaubnis schließlich erteilt, beurkundet und besiegelt.
    »Und was wird nun aus Schottland?«, fragte Madog. »James hat keinen Erben, oder? Fällt Schottland jetzt etwa an König Henry, weil James sein Neffe war?«
    »Das wäre zu schön«, bemerkte Simon trocken. »Nach dreihundert Jahren Krieg fällt Schottland uns einfach in den Schoß …«
    »Hm«, machte Nick. »Und wie so oft bei den simplen Lösungen, funktioniert auch diese nicht. James hat einen Erben. Sechs Tage vor seinem Tod kam seine Tochter zur Welt. Mary. Letzter, sehr zarter Trieb am Baum der Stewart.« Wie immer empfand er Bedauern, wenn ein großer alter Name auszusterben drohte – selbst wenn es nur ein schottischer war.
    »Jedenfalls ist die drohende Allianz zwischen Frankreich und Schottland wohl fürs Erste hinfällig«, befand Madog. »Und das heißt, der König kann seine Pläne auf dem Kontinent in Angriff nehmen.«
    »Wohl eher in Angriff nehmen lassen«, schränkte Nick ein. »Ich kann mir kaum vorstellen, dass er selbst noch einmal in den Krieg zieht. Er trägt jetzt eine Brille , habe ich gehört.« Es klang, als sei das etwas Anstößiges.
    »Na und?«, gab sein Steward unbeeindruckt zurück. »Sie wird ihn nicht hindern, wart’s nur ab. Henry ist wirklich versessen auf die Normandie, scheint es. Vermutlich wird er uns alle noch einmal überraschen.«
    »Wer weiß«, erwiderte Nick seufzend. »Es wäre eine nette Abwechslung, wenn er uns einmal angenehm überraschen würde …«
    »Nick«, mahnte Simon, und sein Blick glitt unauffällig zu Janis, die sich mit einem von Nicks Büchern auf die Fensterbank zurückgezogen hatte, nachdem er sie den drei Männern vorgestellt hatte.
    »Oh, sei unbesorgt, Simon«, bemerkte Nick trocken. »Schwester Janis kennt meine Ansichten. Manche teilt sie, andere nicht, aber weil sie klüger und diskreter ist als ich, äußert sie sich öffentlich niemals darüber. Ist es nicht so, Schwester?«
    Sie hob den Blick und fragte lächelnd: »Was sagtet Ihr, Mylord? Tut mir leid, ich habe nicht zugehört. Ich bin ganz gebannt von Master Tyndales ketzerischen Theorien.«
    »Ich bin nicht sicher, dass Ihr das lesen solltet, Schwester«, warnte Simon.
    »Warum nicht?«, erkundigte sie sich liebenswürdig.
    »Weil eine Frau leichtere Beute für Ketzerlehren ist als ein Mann.«
    »Wirklich, Vater?«
    »Seid so gut und gesellt Euch zu uns, Schwester«, ging Nick dazwischen, der geahnt hatte, dass es mit Simon und Janis schwierig werden könnte. »Es wird Zeit, dass wir unsere Pläne besprechen. Lasst uns überlegen, was noch zu tun ist und wie wir es am besten bewerkstelligen.«
    Bereitwillig kam Janis an den Tisch und setzte sich in den freien Sessel an seiner Seite.
    Nick griff nach dem Grundriss der Burg, den Madog angefertigt hatte. »Wir befinden uns hier auf der Südseite des Bergfrieds«, erklärte er ihr. »Hier liegen die geräumigsten Gemächer, die seit jeher von der Familie bewohnt wurden und die auch Euch, also die Lehrer der Schule, beherbergen sollen. Auf der anderen Seite befinden sich die Räume, die früher von den Rittern und Knappen und ihren Familien bewohnt wurden. Man erreicht sie über die Halle und die Treppen in den gegenüberliegenden Ecktürmen. Dort werden die Schlafräume der Kinder sein, die Mädchen auf der Ostseite, die Jungen auf der Westseite, und dazwischen ziehen wir eine Mauer durch den Korridor – die Gründe liegen wohl auf der Hand. Knaben und Mädchen haben also je eine eigene Treppe in die Halle, wo der Hauptteil des Schulalltags stattfindet: Unterricht, Mahlzeiten und so weiter. Wie sieht es mit den zusätzlichen Dienstboten aus?«, fragte er den Steward.
    »Bestens«, berichtete Madog. »Anne, die Schwester des Schmieds, hat den Koch meines Schwagers Lucas Durham in Sevenelms geheiratet, aber sie geht ein vor Heimweh. Ich habe sie überredet, nach Waringham zurückzukommen. Anne ist heilkundig und eine Seele von Mensch, ihr Rob ist ein hervorragender Koch. Mein Schwager Durham ist sehr verstimmt, dass ich ihn abgeworben habe«, gestand er grinsend. »Rob wird die Mahlzeiten der Kinder auf den Tisch bringen, Anne wird sich um ihr sonstiges Wohl kümmern.«
    »Gut gemacht«, sagte Nick zufrieden. »Was sonst noch?«
    »Fensterläden und Betten und sonstige Möbel dort drüben müssen repariert werden. Jim hat schon damit angefangen. Wir brauchen neue Kissen und Decken und so weiter.

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