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Der dunkle Thron

Der dunkle Thron

Titel: Der dunkle Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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ist.«
    Nick brachte die Stute zum Stehen, ging langsam auf sie zu und holte dabei die Longe ein. »Und wenn der Norden Englands brennt, werden französische Schiffe hier an der Südküste landen.«
    Die Brüder tauschten einen entsetzten Blick. »Glaubst du das wirklich?«, fragte Madog.
    Nick zuckte ungeduldig die Achseln. »François wäre ein Narr, wenn er eine solche Gelegenheit verstreichen ließe.« Er dachte einen Moment nach. Dann bat er: »Madog, ruf für Sonnabend eine Versammlung aller freien Männer von Waringham und den umliegenden Weilern ein. Ein jeder soll seine Waffen mitbringen und sie uns zeigen.«
    »Wir stellen eine Truppe auf?«
    »Ich denke, das sollten wir, oder?«
    »Ich dachte, du hältst nichts von König Henrys Krieg«, spöttelte sein Cousin.
    »Richtig. Aber noch weniger halte ich von einer französischen Besatzungsarmee in Kent. Wenn es dazu kommt, dass wir unsere Küsten verteidigen müssen, will ich, dass Waringham bereit ist.«
    Der Steward nickte. »Du hast recht. Es hat keinen Sinn, dass wir erst anfangen, den Rost von den Schwertern zu kratzen, wenn die französischen Segel schon am Horizont auftauchen.«
    Owen bekreuzigte sich verstohlen. »Jesus … Französische Schiffe an der englischen Küste hat es seit der normannischen Eroberung nicht gegeben.«
    Nick klopfte der Stute anerkennend den Hals, holte einen kleinen, harten Apfel aus der Tasche und hielt ihn ihr hin. »Das stimmt nicht«, widersprach er dem Stallmeister. »Noch vor zweihundert Jahren, während des Großen Krieges, sind gelegentlich Franzosen in England eingefallen und haben geraubt und geplündert. Southampton haben sie dem Erdboden gleichgemacht. Aber sie konnten sich so wenig halten wie Henry sich in Boulogne wird halten können. Welchen Schaden sie anrichten, wenn sie jetzt wiederkommen, wird wohl davon abhängen, wie gut wir vorbereitet sind … Ah, Francis, du kommst wie gerufen. Hier.« Er hielt dem Jungen den Strick hin, den er am Zaumzeug der Stute befestigt hatte. »Bring sie rein, sei so gut.«
    »Ja, Sir.« Fachmännisch und ohne alle Scheu nahm der Neunjährige die tänzelnde Stute, legte ihr scheinbar abwesend die Hand auf die Nüstern, und augenblicklich wurde sie ruhig. »Hab ich das richtig verstanden? Französische Schiffe an unserer Küste?« Er gab sich Mühe, gelassen zu erscheinen, aber seine Augen waren groß und voller Unruhe.
    Nick hielt sich im letzten Moment davon ab, seinem Sohn über den Schopf zu streichen. Francis war kein kleiner Bengel mehr, und er schätzte solche Gesten in der Öffentlichkeit nicht. »Ich weiß es nicht, Francis«, gestand er ehrlich. »Ich will nur, dass wir gewappnet sind.«
    Der Junge nickte. »Du hast Besuch. Vater Simon hat mich geschickt, dich zu holen.«
    »Ah ja? Wer ist es?«
    Francis zuckte die Schultern. »Ich hab sie noch nie gesehen. Eine alte Schachtel, die …«
    »Francis of Waringham.«
    »Eine Dame, deren Tage jugendlicher Blüte ihren Zenit unlängst überschritten haben?«
    Owen und Madog lachten.
    Auch Nick musste grinsen. »Ich schätze, irgendwo dazwischen wäre richtig.«
    »Sie hat ein kleines Mädchen mitgebracht. Vermutlich ihre Enkelin, die sie dir für die Schule aufschwatzen will.«
    »In Ordnung.« Nick blickte seufzend an sich hinab. Er sah eher aus wie ein Stallknecht als Lord Waringham. Er klopfte sich Staub und Stroh von den Hosen, schnürte sein Wams zu und schlüpfte in die Schaube. Im Gehen setzte er das Barett auf.
    Wie erwartet, hatte Simon Neville die Besucherin in Lord Waringhams Gemach empfangen. Als Nick eintrat und sie erkannte, ermattete sein höfliches Lächeln schlagartig.
    »Welch unerwartete Heimsuchung. Und ich war sicher, ich hätte mich unmissverständlich ausgedrückt, Madam.«
    »Sei versichert, es war nicht mein Wunsch, herzukommen«, stellte Sumpfhexe klar. »Hier.« Mit einem unnötigen Ruck zog sie an der Hand des kleinen Mädchens, das sich halb hinter ihren Röcken verborgen hatte, ließ sie dann los und versetzte ihr einen Schubs zwischen die Schultern, sodass das Kind einen Schritt vorwärtstaumelte. »Das ist meine Großnichte, Millicent Howard. Ihr Vater, Norfolks Ältester, steht mit dem König im Feld, wie du zweifellos weißt. Und es war sein ausdrücklicher Wunsch, dass seine Tochter deine Schule besucht. Gott allein mag wissen, warum.«
    Ihre Sätze klangen harsch und abgehackt, genau wie die Stockschläge, die sie ihm früher so gern und häufig verabreicht hatte.
    Nick betrachtete seine

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