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Der dunkle Thron

Der dunkle Thron

Titel: Der dunkle Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Haar erwartungsgemäß mit Missfallen. »Eine Frau , die Kinder unterrichtet?«, verwunderte sie sich. »Dergleichen gab es zu meiner Zeit nicht.«
    Das focht Janis nicht an. »Doch in den Nonnenklöstern war es seit jeher üblich, Mylady. Und schon vor der Aufhebung der Klöster gab es an Schulen in London und York Lehrerinnen. Es ist keineswegs so ungewöhnlich.«
    »Hm«, brummte Yolanda.
    Nick schob Janis’ neuen Schützling in ihre Richtung. »Das ist Millicent, Schwester. Ich weiß, es wird ein wenig eng, aber ich würde sie gern aufnehmen. Wäret Ihr so gut, sie herumzuführen und so weiter?«
    »Gewiss, Mylord.« Janis streckte dem schüchternen Kind die Hand entgegen, und mit einem Mal zeigte ihr Lächeln echte Wärme. »Komm mit mir, Millicent. Und sei willkommen. Du wirst sehen, dass es hier nichts und niemanden gibt, wovor du dich fürchten müsstest.«
    Millicent fasste Zutrauen. Sie ergriff die dargebotene Hand, begleitete Janis hinaus und vergaß völlig, sich von ihrer Großtante zu verabschieden.
    Diese löste einen klimpernden Beutel von ihrem Gürtel und warf ihn vor Nick auf den Tisch, mit Verächtlichkeit, so wie ein ungehobelter Rohling eine Hure bezahlte. »Da. Schulgeld. Es sollte reichen, bis mein Neffe aus Frankreich zurückkommt.«
    Nick rührte den Beutel nicht an. »Sicher.«
    »Ich nehme an, diese angebliche Schwester ist ein liederliches Weib und wärmt dein Bett?«
    »Was für ein abstruser Gedanke. Ich weiß nicht, wie Ihr darauf kommt.«
    »Nun, mir kann es ja gleich sein«, gab sie zurück und erhob sich. Das ging nur langsam und umständlich vonstatten, und sie presste die Lippen aufeinander, bis sie weiß waren. Nick schloss, dass der Rheumatismus mit den Jahren nicht besser geworden war.
    »Ich habe meinen Stock in der Kutsche vergessen«, sagte sie. »Reich mir den Arm, Nicholas. Ich will zum Grab deines Vaters.«
    Sein erster Impuls war, sich zu verweigern. Die Vorstellung, dass sie ihn berührte, verursachte ihm eine Gänsehaut, und alles in ihm rebellierte dagegen, dass sie ihm Befehle erteilte so wie früher. Aber er wusste, seine Weigerung wäre kleinlich und kindisch gewesen, und den Triumph wollte er ihr nicht gönnen. Außerdem ging er gern zum Grab seiner Eltern.
    Wortlos streckte er ihr seinen Ellbogen hin, und ihre Rechte legte sich darum wie eine Vogelkralle.
    Der kleine Friedhof hinter der Kapelle lag im Schatten, denn die Sonne versank bereits im Westen. Mit der Dämmerung war ein leichter Wind aufgekommen, der daran erinnerte, dass der Herbst vor der Tür stand.
    Sumpfhexe bekreuzigte sich, senkte den Kopf und betete. Oder zumindest hatte Nick das angenommen. Aber plötzlich sagte sie: »Mir wird speiübel davon, zu sehen, wie glücklich du bist.«
    Im ersten Moment schockierte ihn dieses Bekenntnis. Dann erwiderte er achselzuckend: »Bringt Euch nicht um den Schlaf. Ich habe Schulden und zwei kranke Gäule, keinen Moment Ruhe in meinem eigenen Haus, mächtige Feinde, zu denen auch der König zählt, und eine Gemahlin, die ich nie wollte. Es gibt nicht besonders viel, worüber ich glücklich sein könnte.«
    »Nein. Und das war mir immer ein Trost. Aber jetzt muss ich erkennen, dass ich mich getäuscht habe. Dabei hast du es verdient, unglücklich zu sein. Die Hölle im Diesseits und im Jenseits. Nichts Geringeres verdienst du.«
    Nick musste schlucken. »Warum?«
    Sie wandte den Kopf, und ihre dunklen Augen schimmerten kalt wie nasser Schiefer. »Weil du immer zwischen mir und deinem Vater gestanden hast. Vom ersten Tag an.«
    Er starrte sie fassungslos an. »Wie hätte ich das tun können? Ich war sechs Jahre alt!«
    »Was spielt das für eine Rolle?«, konterte sie ungehalten. »Er hat mich immer daran gemessen, wie viel Zuwendung ich dir schenkte. Und er hat dieses Luder von Küchenmagd behalten, mit der er vor und nach unserer Hochzeit das Bett geteilt hat, weil du an ihr hingst!«
    Diese Serie unerwarteter Enthüllungen drohte allmählich, Nick die Luft abzuschnüren. »Bessy?«
    »Natürlich Bessy , tu nicht so, als hättest du das nicht gewusst, du Heuchler!«
    Er sparte sich die Mühe, seine Ahnungslosigkeit zu beteuern. Yolanda hätte ihm ja doch nicht geglaubt. Und was spielte es für eine Rolle? Mit vorgetäuschtem Gleichmut gab er zurück: »Ich nehme an, was ich bei Bessy gesucht habe, war das, was Ihr mir nicht geben konntet. Und vielleicht war es unfair von ihm, Euch zur Frau zu nehmen und zu verlangen, Mutterstelle an Laura und mir zu vertreten,

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