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Der dunkle Thron

Der dunkle Thron

Titel: Der dunkle Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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aber ich werde ihn wohl hinnehmen müssen. Und Elizabeth wird es auch tun. Das war es eigentlich, was ich dir sagen wollte, Vater: Sie wird alles tun, was ihre Schwester verlangt. Sie wird sogar vorgeben, zum papistischen Aberglauben zurückzukehren, wenn Mary es wünscht. Denn sie weiß, dass die Krone ihrer Schwester zusteht, und beugt sich diesem Vorrecht. Verstehst du, was ich meine?«
    Ihr Vater schüttelte langsam den Kopf. »Wenn Elizabeth ihre Schwester davon überzeugen will, dass sie nicht zur Galionsfigur des protestantischen Widerstands zu werden gedenkt, muss sie das schon selbst tun, denn ich werde ihr nicht glauben.«
    »Und warum nicht?«, verlangte sie wütend zu wissen.
    Weil sie Anne Boleyns Tochter, Katherine Howards Cousine und Sumpfhexes Großnichte ist , dachte er, aber er hatte nicht die Absicht, dies seiner Tochter zu offenbaren.
    »Mylord!«, rief Madog zu ihm herüber. »Es geht weiter!«
    Nick wandte sich um und stellte fest, dass Mary zu ihrem Pferd zurückkehrte – Arm in Arm mit ihrer Schwester.
    Er sah zu seiner Tochter. »Sie nimmt sie mit.«
    »Das hab ich geahnt«, gab Eleanor seufzend zurück. »Die Menschen sollen glauben, Mary werde den Reformern aus Liebe zu ihrer Schwester mit Nachsicht begegnen. Sie … sie streut ihnen Sand in die Augen.«
    »Eine Kunst, die die Tudor zur Perfektion beherrschen«, räumte er mit einem kleinen Lächeln ein.
    Eleanors Blick verriet ihre Verblüffung. »Ich hätte nie für möglich gehalten, dass du ein kritisches Wort an ihr duldest, geschweige denn aussprichst.«
    Er betrachtete sie mit einem Kopfschütteln. »Mir scheint, du kennst mich schlecht, mein Kind.«
    »Und wessen Schuld ist das?«, fragte sie und ließ ihn stehen.
    Am dritten August zog Mary Tudor mit ihrer Schwester und ihrem Gefolge in London ein, und wieder feierten die Londoner ein Fest zu Ehren ihrer Königin und säumten auf dem kurzen Weg vom Aldgate zum Tower die Straßen, um ihr zuzujubeln.
    Als Mary an der Spitze des Zuges das Lion’s Gate erreichte, knieten dort drei barhäuptige Männer und eine Frau in einem zerschlissenen, dunklen Kleid.
    »Mylord of Waringham … wer sind diese Menschen?«, fragte Mary. Sie sah mit unbewegter Miene zu ihnen hinüber, aber Nick spürte ihre Unsicherheit. Er hatte schon gelegentlich festgestellt, dass Marys Augen ein wenig nachgelassen hatten. Womöglich war diese Kurzsichtigkeit der Grund, weshalb sie die erbarmungswürdigen Gestalten nicht erkannte.
    »Sie sind Eure Gefangenen, Majestät«, antwortete er.
    »Meine Gefangenen …«, wiederholte sie, und es klang, als bereite diese erste Begegnung mit der hässlichen Seite ihrer Macht ihr Unbehagen.
    Er zeigte diskret mit dem Finger. »Die Dame ist die Duchess of Somerset – Edward Seymours Witwe. Sie ist hier, seit Northumberland ihren Gemahl, den damaligen Lord Protector, vor zwei Jahren gestürzt hat.« Sein Finger wanderte weiter. »Edward Courtenay. Er ist hier eingesperrt, seit er zwölf war – über fünfzehn Jahre –, seit Euer Vater den seinen als papistischen Verschwörer hinrichten ließ, in Wahrheit jedoch, weil Courtenays Vater ein Enkel des York-Königs Edward IV. war und Euer Vater ihn deshalb fürchtete. Und hier hätten wir noch Stephen Gardiner, standhafter Bischof von Winchester und Vertreter des wahren Glaubens – jedenfalls meistens. Er ist seit fünf Jahren hier …«
    Mary entschlüpfte ein kleiner Schreckenslaut.
    »… und das dort drüben ist der Duke of Norfolk«, schloss Nick.
    Ehe irgendwer ihr behilflich sein konnte, glitt die Königin aus dem Sattel, überquerte die alte Brücke und trat zu ihren vier Gefangenen. Mit einer eleganten Geste forderte sie sie auf: »Erhebt Euch, Mylords, Madam.« Nicht der Duchess of Somerset reichte sie eine stützende Hand, auch nicht dem uralten Norfolk, sondern dem Bischof. »Ich bedaure, wenn Euch im Namen der Krone Unrecht widerfahren sein sollte.«
    » Sein sollte? Was soll das heißen?«, knarzte Norfolk empört, ließ sich von dem jungen Courtenay auf die Füße helfen und schüttelte dessen Hand dann rüde ab.
    Mary ging mit einem Lächeln über Norfolks Respektlosigkeit hinweg. Man hätte es für nachsichtig halten können. Doch als sie ihm in die Augen sah, war der alte Herzog schließlich der erste, der den Blickkontakt brach.
    »Wir werden Eure Gerichtsakten und Urteile – soweit vorhanden – überprüfen«, stellte sie in Aussicht, und es war nicht auszumachen, ob sie mit ›wir‹ ›mein

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