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Der dunkle Thron

Der dunkle Thron

Titel: Der dunkle Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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säen. Er hat dich drangsaliert und deinen Kaplan und deine Vertrauten verhaftet, weil ihr die Messe gefeiert habt. Aber jetzt ist er auf einmal wieder ein treuer Sohn der päpstlichen Kirche. Mir wird speiübel, wenn ich ihn sehe, Mary, und ich kann nicht begreifen, wieso du ihn in den Kronrat berufst.«
    »Weil er die Aufhebung der Klöster für Cromwell organisiert hat. Jetzt wird er sie für mich rückgängig machen, wenn er weiß, was gut für ihn ist.«
    Nick lachte humorlos. »Nun, wenn ein Mann in England weiß, was gut für ihn ist, dann ist es Richard Rich. Aber die Aufhebung der Klöster ist nicht umkehrbar, Hoheit. Du kannst die papsttreuen Bischöfe zurückholen, Cranmers Book of Common Prayer verbieten und die Messe wieder einführen. Aber du kannst die Landreform, die mit der Abschaffung der Klöster einherging, nicht rückgängig machen.«
    »Warum nicht?«
    »Weil alle Landeigner, die davon profitiert haben, sich erheben würden. All die Menschen wie deine Nachbarn in Hunsdon, die zu dir gekommen sind, um bei dir die Messe zu hören. Jetzt sind sie die tragende Säule der Unterstützung für dich und deine Gegenreformation. Wenn du ihnen ihr Land wegnimmst, werden sie über Nacht zu Reformern und alles daransetzen, dich zu stürzen.«
    »Du hast eine sehr geringe Meinung von ihnen«, hielt sie dagegen. »Nur weil sie ›neue Männer‹ sind und nicht von deinem Stand.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich habe keine geringe Meinung von ihnen. Ich versuche, realistisch zu sein. Die Rückkehr in den Schoß der Kirche ist ihnen gewiss eine Herzensangelegenheit. Aber nur die wenigsten Menschen sind bereit, für eine Überzeugung alles aufs Spiel zu setzen, was sie haben und was sie sind. Die wenigsten Menschen sind wie du.«
    Sie sah nicht glücklich aus, aber er war schon dankbar, dass sie ihm überhaupt zugehört hatte. »Ich werde Gardiner fragen, wie er darüber denkt«, beschied sie dann.
    Dagegen hatte Nick keine Einwände. Bischof Gardiner, glaubte er, war ein vernünftiger Mann. »Wird er dein Lord Chancellor?«
    »Nur wenn du das Amt ablehnst.«
    »Vehement, Hoheit«, gestand er mit einem verschämten Lächeln.
    Mary schien nicht enttäuscht. Sie kannte ihn genauso gut wie umgekehrt. »Also, dann eben Gardiner.«
    »Eine gute Wahl, glaube ich. Er war es übrigens, der mich gebeten hat, hierzubleiben und unter vier Augen mit dir ein heikles Thema anzuschneiden.«
    Mary griff nach dem Glas und stürzte den Inhalt herunter. »Ich fürchte, ich habe heute keine Zeit, mir einen Gemahl auszusuchen, Mylord«, beschied sie unwirsch.
    Nick legte die Hand lose um sein eigenes Glas, lehnte sich in den bequemen Polstersessel zurück und betrachtete seine Königin. »Komm schon. Du bist doch sonst kein Feigling. Und du weißt genau, dass es jetzt einfach passieren muss.«
    Sie senkte den Blick. »Ich … kann mich momentan nicht damit befassen. Die Umkehr der ketzerischen Reform muss Vorrang haben.«
    Nick beugte sich vor und ergriff ihre Linke. Er wusste, dass die Hofdamen sie vom anderen Ende der Halle mit Argusaugen beobachteten und vermutlich schockiert sein würden, aber darauf konnte er jetzt keine Rücksicht nehmen. »Mary, nichts ist dringender als deine Vermählung, glaub mir.«
    Sie sah ihn unverwandt an und machte keinerlei Anstalten, ihre Hand zu befreien. »Nur weiter, Mylord.«
    Nick biss für einen Augenblick die Zähne zusammen. Er wusste genau, was sie tat: Sie wollte ihn in eine unmögliche Position manövrieren, wollte ihn zwingen, etwas Unschickliches auszusprechen, und hoffte, er werde lieber kneifen und flüchten. Aber was schicklich war und was unschicklich, lag letztlich im Auge des Betrachters. Und Mary schien zu vergessen, dass die Waringham, auf deren Gestüt sich tagein, tagaus alles um Befruchtung und Fortpflanzung drehte, in all diesen Angelegenheiten in geradezu schockierender Weise schamlos sein konnten.
    »Du hast nur noch begrenzt Zeit, einen Erben zu gebären.«
    Sie blinzelte, aber sie zuckte nicht zusammen und fuhr auch nicht wütend auf. »Ich weiß«, bekannte sie. »Aber ich weiß nicht … ob ich das kann. Natürlich ist mir klar, dass ich in dem Moment meiner Krönung die Verpflichtung eingehe, alles zu tun, um für einen Erben zu sorgen, aber … Manchmal denke ich, ich werde vor Ekel sterben, wenn ein Mann mich anrührt.«
    »Das wirst du nicht«, widersprach er. »Dafür bist du viel zu zäh. Und sind wir doch mal ehrlich: Es gibt nichts , das du nicht tätest, um

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